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15.09.05 - Fulda

Bittere Pille für PRISMA: Bildungsträger von Konkurrent aus Baden verdrängt

Die Mitarbeiter des Fuldaer Bildungsträgers Prisma gGmbH mussten dieser Tage eine bittere Pille schlucken. Nach fast 20 Jahren pädagogischen Engagements im Bereich der „ausbildungsbegleitenden Hilfen“ (abH) hat Prisma die sicher geglaubte Maßnahme an einen Konkurrenten „abtreten“ müssen. Der Grund: ein neu geregeltes Ausschreibungsverfahren der Bundesagentur für Arbeit. Sämtliche Maßnahmen werden nicht mehr von den örtlichen Arbeitsagenturen, sondern vom Regionalen Einkaufszentrum in Frankfurt/Main bundesweit ausgeschrieben, nach bestimmten Kriterien geprüft und vergeben.

Obwohl die Prisma gGmbH bei der letzten Ausschreibung im Jahr 2003 den Zuschlag für 2004 erhielt und dem Bildungsträger eine Option für 2005 und 2006 eingeräumt worden war, hatte sich das Regionale Einkaufszentrum für eine weitere Ausschreibung und Neuvergabe zum 1. September entschieden. „Wir sind nicht an unserem pädagogischen Konzept, sondern am Preis gescheitert“, vermutet Prisma-Geschäftsführer Bernd Siemann. Die Personalkosten für die langjährig fest beschäftigten Mitarbeiter seien vergleichsweise hoch. Trotz Gehaltskürzungen und Loslösung vom Bundesangestelltentarif (BAT) sei das Preisangebot nicht konkurrenzfähig gewesen.

"Ausschreibungskriterien sind eine Katastrophe"

Für Betriebsrat Helmut Schönberger sind die Kriterien des Ausschreibeverfahrens „eine Katastrophe“. Weder die Qualität der Maßnahme noch die regionale Vernetzung würden angemessen gewichtet, kritisiert der Betriebsrat. Das Mitspracherecht der örtlichen Agenturen sei so beschränkt worden, dass persönliche Erfahrungen oder das Argument der vertrauensvollen Zusammenarbeit mit Partnern nicht ausreichend berücksichtigt würden. Das hat das Bundeskartellamt offensichtlich anders beurteilt, denn eine Klage der Prisma gGmbH gegen die Entscheidung wurde nach Prüfung und Anhörung zurückgewiesen. Die Widerspruchsfrist ist Mitte August abgelaufen. Auf weitere rechtliche Schritte will die Prisma wegen zusätzlicher finanzieller Risiken verzichten.

„Wir blicken in eine ungewisse Zukunft“, resümiert der andere Geschäftsführer Reinhold Stier. Arbeitsverträge hätten nicht verlängert werden können, Mitarbeiter seien in andere Maßnahmen gewechselt oder hätten die Arbeitszeit reduzieren müssen. Und was ist mit den rund 200 Teilnehmern, die auf den Beginn der Maßnahme warten? Die „hängen in der Luft“. Eine nahtlose Weiterbetreuung der abh-Teilnehmer ist zurzeit nicht möglich. Selbst Rudolf Eymelt, Direktor der Agentur für Arbeit in Fulda, hat bis heute keine gesicherten Informationen darüber, wer die Maßnahme durchführen wird. „Ich rechne in den nächsten drei bis vier Tagen mit einem endgültigen Bescheid“, sagt Eymelt. Bislang deute alles darauf hin, dass die Kombrecht-Engel-Schule mit Sitz in Heidenheim, Baden-Württemberg, die abH in Fulda durchführen werde.

Konkurrent aus Baden-Württemberg reagiert mit Gelassenheit

Der Inhaber des Berufsbildungsinstitutes Dr. Christian Engel bestätigte heute auf Nachfrage unserer Redaktion, noch keinen offiziellen Auftrag vom Regionalen Einkaufszentrum erhalten zu haben. Lediglich eine Absichtserklärung läge ihm vor. Bevor der Zuschlag nicht erteilt wurde, will Engel jedoch keinerlei Aktivitäten in Fulda starten. „Das wäre wirtschaftlicher Wahnsinn“, sagt er.

Auf die drängende Zeit reagiert der Geschäftsmann mit Gelassenheit: „Wir haben seit 1993 Erfahrungen mit abH und derzeit 1.000 Teilnehmer in dieser Maßnahme. Sollten wir den Zuschlag bekommen, werden uns unsere Erfahrungen helfen, um nach zwei bis drei Wochen starten zu können.“ Inhaltliche Details wollte Engel jedoch nicht preisgeben. Nur soviel: "Ich werden keine Mitarbeiter aus Baden-Württemberg mitbringen". Den gewachsenen Fuldaer Strukturen will Engel mit Qualität und Professionalität begegnen. „Wir sind bereits seit zwei Jahren mit den Personal Service Agenturen in Fulda vertreten, betreten also kein Neuland und versprechen uns Synergien mit den Partnern“, so Engel abschließend. (dg) +++

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