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Die neue Schule mit der markanten farbigen Wand entlang der Rasdorfer Straße - Fotos: Martin Angelstein

09.10.05 - Hünfeld

Ein "Palast des Lernens" - neue Vinzenz-von-Paul-Schule ist eingeweiht

Es ist in mancherlei Hinsicht ein Projekt der Superlative, das an der Rasdorfer Straße in Hünfeld an diesem Wochenende offiziell eingeweiht und seiner Bestimmung übergeben wurde. Die neue Vinzenz-von-Paul-Schule für praktisch Bildbare ist die erste Schule, die seit vielen Jahren vom Landkreis Fulda völlig neu gebaut wurde und es handelt sich mit Kosten von 3,5 Millionen Euro um die teuerste Schulbaumaßnahme in der Geschichte des Kreises - zumindest wenn man das Investitionsvolumen auf die Zahl der etwa 50 Schüler umrechnet. Und weiterhin gab es von allen Seiten viel Lob für das Projekt, das besonders den Kindern und Jugendlichen des nördlichen Kreises Fulda zugute kommt.

Der Schulneubau war notwendig geworden, weil das bestehende Beschulungsangebot an der Pestalozzischule in Fulda trotz Inbetriebnahme einer Außenstelle in Sickels nicht mehr ausgereicht hat. Zudem entfallen künftig die langen Anfahrtswege für schwer- und schwerstbehinderte Kinder und Jugendliche aus dem Altkreis Hünfeld und dem Ulstertal, die bislang Fahrtzeiten von bis zu einer Stunde Dauer auf sich nehmen mussten.

.... Baukosten von 3,55 Millionen Euro

Zur dauerhaften Entlastung der Pestalozzischule wurde mit der Vinzenz-von-Paul-Schule ein zweites Standbein geschaffen und gleichzeitig der Schulstandort Hünfeld gestärkt. Das neue Gebäude weist eine Nutzfläche von 1.200 Quadratmeter auf und ist auf bis zu knapp 50 Schülerinnen und Schüler ausgelegt. Zur Zeit werden in den sieben Klassenräumen jeweils vier bis sieben Kinder und Jugendliche im Alter von sechs bis 17 Jahren betreut.

Die neue Schule hat einschließlich Ausstattung 3,55 Millionen Euro gekostet und wurde mit knapp 3,2 Millionen Euro aus dem Bundesprogramm „Zukunft Bildung und Betreuung“ bezuschusst. Die Stadt Hünfeld stellte das Grundstück im Wert von rund 275.000 Euro zur Verfügung. Die Kosten hierfür wurden ebenso wie den Kauf eines Transportbus und ein Bildnisses des Namensgebers Vinzenz von Paul - dem Gründer des Vinzentinerinnenordens - von der Sankt-Elisabeth-Stiftung übernommen.

"...wir möchten die Schulgebäude aufbrechen"

In einem eindrucksvollen Grußwort beschrieb der Hünfelder Architekt Charly Möller seine Intention für diesen Schulneubau. Es sollte ein Ort sein, "an dem sich Schüler treffen, miteinander feiern, beten, lernen und mit Lebensqualität sich Wohlfühlen sollen. Unser Hauptkriterium ist, diese Schule als „Lebensraum“ zu verstehen. Bei unseren Gedanken, die wir heute mit uns tragen, möchten wir offene, größere und flexibel nutzbare Räume schaffen, dass heißt, wir möchten die Schulgebäude aufbrechen, mit stabilen Grundrissen versehen und mit vertrauten Materialien herstellen", sagte Möller.

Schule werde von ihm als ein "Interaktionsprozess zwischen Lehrern, Schülern und bestenfalls auch Eltern verstanden, als ein Stück Lebensaktivität für alle Beteiligten". Den Lebensraum, die schützende Hülle für diesen Lebens-/ und Erziehungsprozess, stelle das Schulgebäude mit seinem Umfeld dar. Somit komme Bauwerken eine wesentlichere Bedeutung zu, als viele Menschen und Pädagogen ahnen. So wie es zwischen Lehrer und Schüler ein "positives Beziehungsgeflecht an emotionalen Bindungen" gebe, bestehe dies auch zwischen Mensch und Gebäude.

Und wörtlich schloss Möller seine Rede mit den Worten: "Die Menschen sind gerade zu Hausbedürftig; Häuser geben uns nicht nur physischen, sondern auch psychischen, sozialen Schutz und Geborgenheit. Es gibt so was wie die Aura eines Ortes, die dann entsteht, wenn eine hohe Übereinstimmung zwischen Wünschen und Bedürfnissen der Nutzer und der gebauten Umwelt existiert. Ich habe lange gebraucht, um herauszufinden, worin dieses Besondere besteht und wie wir Raumfolgen auf nahezu selbstverständliche Art und Weise in der Architektur umsetzen sollten".

Ein Bild des Namensgebers Vinzenz von Paul, das begeistert

Diese Feierstunde zur Einweihung der Vinzenz-von-Paul-Schule war eine sehr emotionale Angelegenheit. Das war das Blasorchester der Wigbertschule unter Leitung von Marin Genßler, Vinzenz-Schülerinnen und Schüler sangen, es gab einen ökumenischen Wortgottesdienst mit Schulsegnung durch Pater Söhnel und Pfarrer Gossler und da waren Geschenke, die nachhaltig wirken werden.

In dem großen Eingangsbereich der Schule hängt ein drei Quadratmeter großes Ölbild, das der Leiter des Hünfelder Museums Modern Art und Künstler Jürgen Blum gemalt hat. In viermonatiger Arbeit entstand ein beachtenswerter Werk, das den Namensgeber der Schule und Ordensgründer Vinzenz von Paul inmitten einer großen Schar von Kindern zeigt. "Der Himmel ist das Dach der Welt, die Fenster lassen das Licht in den Raum und Vinzenz von Paul inmitten einer internationalen Kinderschar unterschiedlicher Hautfarbe und Nationalität, die Fröhlichkeit ausstrahlen. Sie sehen mit dem Kirchenmann in eine bessere Zukunft" - so will Jürgen Blum seine Arbeit sehen und verstehen.

"Diese Schule und das große Engagement ist Ausdruck unseres Selbstverständnisses, alles zu tun, damit gerade Menschen mit einer Behinderung eine wesentliche Verbesserung ihrer schulischen Situation erhalten" sagte Hünfelds Bürgermeister Dr. Eberhard Fennel - auch in seiner Funktion als Vorsitzender der St. Elisabeth-Stiftung Hünfeld. Diese hat sich bei Grundstückskauf, der Anschaffung eines Transportbusses und auch der Finanzierung des Blum`schen Bildes mit insgesamt 376.000 Euro engagiert. Ganz besonders freue sich Hünfeld über die Namensgebung dieser Sonderschule für mehrfach Behinderte, denn schließlich habe die Kongregation der Barmherzigen Schwester vom heiligen Vinzenz von Paul 140 Jahre lang segensreich in Hünfeld gewirkt.

"...eine mutige, auf jeden Fall sinnvolle Entscheidung"

Der jetzige Schulleiter Markus Pötz dankte allen Menschen, die sich für diesen Hünfelder Standort eingesetzt hätten: die Verkürzung der Fahrtzeiten und die möglichst wohnortnahe Beschulung sowie bessere Lernbedingungen seien ganz wichtige Argumente gewesen. Dies sei nach langen und harten Verhandlungen auch seitens der Verantwortlichen in der Politik "eine für die heutige Zeit mutige, aber auf jeden Fall sinnvolle Entscheidung" gewesen.

Maßgeblichen Anteil daran habe auch der heutige Fuldaer Oberbürgermeister Gerhard Möller (CDU), der dies vor einigen Jahren in seiner Funktion als 1. Kreisbeigeordneter und Schuldezernent mit unterstützt habe. Es seien aber auch ehrenamtliche Helfer, Eltern wie Lehrer gewesen, die viel Freizeit geopfert und - so Pötz wörtlich - "mit dem offiziellen Bauherren so manchen konstruktiven Kampf um Quadratmeter, Toiletten und Ähnliches ausgetragen hätten.

Öffentlicher Appell ans Kultusministerium zur Schulleiterstelle

Und dann machte Pötz etwas, was bei solchen Feierstunden vielleicht normalerweise nicht opportun ist, er aber viel spontanen Beifall bekam. Er appellierte an Dr. Jehn vom Kultusministerium, sich für eine Beschleunigung des Verwaltungsgerichtsverfahrens einzusetzen, "damit die Schulleiterstelle endgültig mit der Person besetzt werden kann, die schon so viel Arbeit und Liebe in diese Schule gesteckt hat".

Gemeint war damit Manfred Anders, ein Pädagoge der Schule, der sich extrem stark engagierte und für viele so etwas wie der "heimliche Bauherr" der Schule gilt. Er hatte sich auf die Schulleiterstelle der neuen Schule beworben, wurde auch ausgewählt, aber dann durch die "Konkurrentenklage" einer unterlegenen auswärtigen Pädagogin "ausgebremst". Jetzt hängt alles von einem Spruch des Verwaltungsgerichtes ab. Die Sympathie für Anders - und damit auch Kritik am Auswahlverfahren - war deutlich erkennbar.

Und es gab natürlich viele Gruß- und Dankesworte. Neben dem Stiftungsvorstand der Hünfelder Sankt-Elisabeth-Stiftung für das großzügige finanzielle Engagement galt der Dank des Ersten Kreisbeigeordneten Bernd Woide insbesondere dem Architekten Charly Möller. Gemeinsam mit der Schulabteilung sei ihm sowohl beim Zeitablauf als auch bei den Baukosten eine nicht selbstverständliche Punktlandung gelungen.

Weiterhin lobte Woide die konstruktive Zusammenarbeit mit dem Lehrerkollegium. Als Vertreter des hessischen Kultusministerium überbrachte der aus Fulda stammende Dr. Alexander Jehn Grußworte aus Wiesbaden. Er verband diese mit der Hoffnung, dass hier ein wunderschöner und moderner "Palast des Lernens" entstanden sei.

Keine Zeitungsanzeige, sondern eine Spende...

Und auf dieser Feier gab es noch zwei ganz ungewöhnliche Initiativen: die beteiligten Bau- und Handwerksfirmen verzichten auf werbewirksame Anzeigen in der Lokalzeitung und spenden das Geld stattdessen für den Kauf einer transportablen Medieneinheit mit DVD-Player, Beamer und Leinwand. Weiterhin gab es einen Scheck über 10.000 Euro von Rita Fennel stellvertretend für die Aktion Hünfelder Sorgenkinder. Diese Summe ist als Grundstock für einen in Kürze zu gründenden Schul-Förderverein gedacht. (ma) +++


Schlüsselübergabe der Architekten an Kreisbeigeordneten Woide und Schulleiter Pötz

Viele Gäste waren da (v.r.) Fuldas OB Möller, der neue CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand, Rita Fennel und ihr Mann Bürgermeister Dr. Fennel sowie Architekt Charly Möller






Engagierte sich sehr stark für die neue Schule: Manfred Anders


Von der St. Elisabeth-Stiftung gestellt: der neue Schulbus...

Das Blasorchester der Wigbertschule...



Das große Bild mit Vinzenz von Paul inmitten von Kindern, ganz links der Künstler Jürgen Blum


.... hier im Gespräch mit interessierten Betrachtern...

...und ein herzliches Verhältnis unter Freunden: Künstler Jürgen Blum und Architekt Charly Möller....


Jedes Kind hat ein eigenes Fach: Bild statt Namensschild

Hell und luftig nicht nur die Flure ...


Ganz wichtig und ungewöhnlich für eine Schule: die Möglichkeit von Wassertherapie besonders für die Mehrfachbehinderten zur Entspannung...

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