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- Alle Fotos: Nicole Blüm

05.02.06 - Fulda

"Von Engeln und Dämonen" (1) - Beifallsstürme und Sitzplatz-Überraschungen

"Die Fuldaer haben ja scheints diese Einmaligkeit von so einem Konzert nicht erkannt", meinte ein Besucher mit Blick auf den riesigen Tribünenaufbau beim Hinausgehen kopfschüttelnd. Rund 1.500 Zuschauer waren in die Esperanto-Halle zum Musical-Ereignis "Von Engeln und Dämonen" gestern Abend gekommen - und damit deutlich weniger, als der Veranstalter "Da Capo Musicalmagazin" erhofft hatte. Obwohl sogar Fans aus entfernten Regionen und Zuschauer, die schon in Essen dabei waren, angereist waren und 40 Hotelzimmer von Konzertbesuchern belegt waren - die Besucher aus der Region waren nicht so stark herbeigeströmt, wie es erwartet worden war - und wie es die Aufführung auch verdient gehabt hätte.

Doch der Stimmung der Besucher und der Begeisterung der Fans tat dies keinen Abbruch: schon zwischen den Szenen gab es starken Applaus, der sich im Finale zu einem 3-minütigen Beifallssturm steigerte. In rund zwei Stunden reiner Aufführungszeit erlebten die Zuschauer die schönsten Balladen, aufwühlendsten Soli und eindrucksvollsten Duette aus mehreren Musicals. Denn "Von Engeln und Dämonen" war eine besondere und einmalige Zusammenstellung aus "Jekyll&Hyde" und "Tanz der Vampire" mit eigens kreierten, neuen Rahmenhandlung.

Die Exklusivität der Veranstaltung bezog sich - neben der ungewöhnlichen Form des Musical-Konzerts - vorrangig auf die Besetzung: "Diese vier gehören inzwischen zur absoluten Spitze der Musical-Interpreten, über Deutschland hinaus - die kann eine Produktion normal gar nicht alle gleichzeitig engagieren", sagte ein Branchenexperte in der Pause. Ethan Freeman, Yngve Gasoy-Romdal, Monika-Julia Dehnert und Maricel zählen zur Top-Liga auf deutschen und ausländischen Musicalbühnen und wurden für ihre herausragenden Gesangsdarbietungen zu Recht umjubelt.

Doch auch der Gast Stefan Poslovski mit seinem „Gewilip-Song“ aus dem Bonfatius-Musical, die Band unter Leitung des – von den Hersfelder Festspielen her auch hier gut bekannten – Musikers Christoph Wohlleben, der Chor der Stage School Hamburg und die 27-köpfige Gruppe der TSG Künzell mit dem Finale Tanz aus „Tanz der Vampire“ (das sie als eigene tänzerische Inszenierung schon aufgeführt haben) trugen wesentlich zum künstlerischen Gehalt des Abends bei. Bereits heute standen die ersten Fan-Äußerungen etwa auf der Internetseite der Musicalzentrale und über die Aufführung hieß es etwa "..der absolute Knaller" oder " ...die Starbesetzung war der absolute Wahnsinn. Gänsehaut pur bei allen Songs..."

Eigentlich, so Jörg Beese von „Da Capo“, sollte dieses Konzert nur einmal im Essener „Colosseum-Theater“ aufgeführt werden - als ein Dankeschön des erst vor zwei Jahren gegründeten Musicalmagazins an die Abonnenten und Leser für den „fulminanten Start“. Als die Aufführung in Essen rasch ausverkauft war und die Nachfrage nach einem weiteren Konzert in einer gut erreichbaren Stadt aufkam, entschied sich Beese für Fulda. Was ihm inzwischen eher leid tut. Denn so begeistert die Fans am Ende waren, so problematisch - und mit 15-minütiger Verspätung - begann der Abend: Chefredakteur Jörg Beese vom Veranstalter „Da Capo“-Musicalmagazin hatte um 19 Uhr die Zuschauer erstmal zu „einer Reise nach Jerusalem“ animieren müssen. Auf den Plätzen der beiden Seitenblöcke war die Sicht eingeschränkt bis sehr schlecht – wegen der nötigen Seitenverkleidung der Bühne. Da die Halle nicht ausverkauft war, durften alle Inhaber dieser Plätze in den mittleren Tribünenteil wechseln.

Der Veranstalter entschuldigte sich („...für Sie ist das ärgerlich, für uns auch“) und bot an, den Zuschauern mit Premiumkarten einen Teil des Eintritts zu erstatten – davon machten nach dem Konzert auch mehrere Dutzend Leute Gebrauch. Zur Ursache sagte Beese, man habe einen alten Hallenplan mit anderen Maßen gehabt und bis zum Aufbau am Freitag von den neuen Abmessungen, die einen veränderten Bühnenaufbau bedingten, nichts gewusst. Dieser Darstellung widersprach allerdings Hallenmanager Martin Gremm und betonte, dem Veranstalter seien vor dem Aufbau neue Pläne zugegangen.

Doch warum eigentlich haben die keinesfalls unterbeschäftigten Musical-Künstler bei einem solchen nur zweimaligen Konzert mitgemacht - einem Projekt, bei dem angesichts moderater Kartenpreise sicher keine Supergagen gezahlt wurden, für das nur 3 Probentage möglich waren? Vielleicht, weil es Kreative reizt, bei etwas völlig Neuem dabei zu sein - und weil sie selbst nicht nur interpretieren, sondern gestalten konnten. Ethan Freeman und Monika-Julia Dehnert haben wesentlich am Konzept und Script der Inszenierung mitgewirkt. Die beiden männlichen Protagonisten dürfte es auch gereizt haben, für die anspruchsvolle Doppelrolle als „Jekyll&Hyde“ einmal ein lebendiges Gegenüber zu haben: Ethan Freeman war in dieser Hauptrolle schon in Bremen und Yngve Gasoy-Romdal damit in Köln aufgetreten. Alle vier Hauptdarsteller haben übrigens in einer anderen Produktion schon einmal gemeinsam auf der Bühne gestanden: in Hamburg ab 2001 im Stück „Mozart!“.

Insgesamt 11 Songs aus „Jekyll&Hyde“ und 9 Stücke aus „Tanz der Vampire“ waren kunstvoll mit weiteren Musical-Highlights verschränkt: Liedern aus „Mozart!“, „Scarlet Pimpernel“, „Jesus Christ Superstar“ und „Geist der Weihnacht“. Eigens komponiert war ein Song zum Titel des Konzerts „Von Engeln und Dämonen“, in dem musikalisch und textlich heiter die Frage aufgeworfen wird, ob nicht in manchem Mitmenschen etwas „schlummert“ - Engel oder Dämon - , mit dem man nicht gerechnet hat.

Die musikalische Symbiose aus internationalen Erfolgsmusicals war durch eine lockere Rahmenhandlung verbunden, bei der die Szenen in einer provisorischen Kühlhalle im Keller spielen, in der eine Pathologiestudentin aus Versehen eingeschlossen wurde und in der sich die „Leichen“ von den Rollliegen erheben und Geschichten von Gier und Übersättigung, Liebe und Verlust, Hoffnung und Enttäuschung erzählen. Bei aller musikalischen Melodramatik und Gefühlsbewegung gab es aber auch was zum schmunzeln: die Todesopfer waren einer toxischen Substanz (jekyllius hydein heliobacter) zum Opfer gefallen, beim Currywurst-Kantinenessen. Oder Reminiszenzen an den schnöden Alltag - etwa, als eingeschlossene Studentin ihr Handy zückt und feststellt: „Mist - kein Empfang“. +++












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