Archiv
31.03.06 - Region
Befürchtung von Pro Bahn: Bald nur noch 8 - 10 Haltepunkte der Vogelsbergbahn?
Für Pro Bahn e. V. in Osthessen sind die Zusagen des Rhein-Main Verkehrsverbundes (RMV) und von Großenlüders Bürgermeisterin Silvia Hillenbrand über die Zukunft des Haltepunktes Oberbimbach mehr als vage. So heißt es, dass der Haltepunkt auf „absehbare Zeit“ erhalten bleibt. Was das bedeutet bleibt völlig unklar. So könnte es nach Meinung von Pro Bahn durchaus sein, dass er nach der Einführung eines neuen Betriebskonzeptes auf der Vogelsbergbahn doch wegfällt.
Eigentlich sollte der Regionalbahnhaltepunkt nach dem Willen des Fuldaer Kreistags und Ortsbeirats Bimbach bereits Ende 2006 oder 2007 geschlossen werden. Nur dem couragierten Einsatz des BUND (mit Unterschriftenlisten) und vieler engagierter Bürger sei es zu verdanken, dass diese Planungen nicht umgesetzt werden. Frau Hillenbrand ließ sich letztendlich doch vom Bürgerwillen überzeugen. Bereits ihr Amtsvorgänger war mit diesem Vorhaben gescheitert. „Eine eindeutigere Haltung der Gemeinde Großenlüder und des Landkreises Fulda wären hier sehr hilfreich.“ so Thomas Bayer.
Der Kampf um den Haltepunkt Oberbimbach ist für Pro Bahn e. V. in Osthessen exemplarisch für die grobe Missachtung des Fahrgastwillens an der Vogelsbergbahn. Seit einiger Zeit trifft sich die Arbeitsgruppe „AG Nahverkehr“ Vogelsbergbahn in Mücke. In ihr arbeiten Städte, Gemeinden und Kreise an der Strecke zusammen. Über deren Ergebnisse wird in der Region Fulda leider kaum berichtet, obwohl Bürgermeisterin Hillenbrand teilnimmt. Für Pro Bahn fehlt hier die enge Zusammenarbeit aller Beteiligten an der Strecke, auch der aus dem Landkreis und Stadt Fulda.
Bei einem Treffen der AG in Mücke zog Matthias Weigel vom Zweckverband Oberhessische Versorgungsbetriebe (ZOV) eine Bilanz auf der Vogelsbergbahn: Auf der 106 km langen Strecke gebe es insgesamt 10 Regionalexpress- und 12 Regionalbahnhaltepunkte bzw. Bahnhöfe. Täglich wird die Vogelsbergbahn von rund 7500 Menschen genutzt. Nach Erkenntnissen des RMV nehmen allerdings 85 % der Fahrgäste nur die Regionalexpressangebote war. Züge also, die nur an den Kernbahnhöfen wie Fulda, Großenlüder, Bad Salzschlirf, Lauterbach, Alsfeld, Grünberg, Reiskirchen und Gießen halten. Die Fahrzeit einer Regionalbahn von Fulda nach Gießen beträgt bislang über 2 Std., die des Regionalexpresszuges ca. 1 Stunde und 38 Minuten.
Für Pro Bahn e. V. in Osthessen eine viel zu lange unattraktive Fahrzeit. Diese Ergebnisse werden leider Grundlage sein für die weiteren Planungen des RMV im Bereich Fahrplanangebot auf der Vogelsbergbahn: Der RMV müsse Kosten einsparen so das Argument und deshalb würden kleinere Haltepunkte wie Oberbimbach, Angersbach und andere in Zukunft weniger bedient oder ganz geschlossen. Dies ist für Pro Bahn nicht hinnehmbar. Positiver Nebeneffekt für den RMV: Kürzere Fahrzeiten auf der Vogelsbergbahn durch die Streichung von Regionalbahnhalten.
„Oberbimbach ist also nur der Anfang einer Streichliste von Regionalbahnhalten/-punkten seitens des RMV. Das ist eine grobe Benachteiligung der Fahrgäste in den kleineren Gemeinden (immerhin ein siebtel des gesamten Fahrgastaufkommens). Man kann sie nicht einfach von der Bahn abkoppeln. Zudem muss die Fahrzeitverkürzung an der Vogelsbergbahn durch bauliche Veränderungen (Begradigungen) und einer damit verbundenen Erhöhung der Fahrtgeschwindigkeit erfolgen und nicht durch die Streichung von Zughalten.“ so Thomas Bayer von Pro Bahn in Osthessen „Dieses Vorhaben führt bereits jetzt zu der absurden Situation, dass einzelne Bürgermeister an der Strecke zum Wohle ihrer Gemeinde um weitere Halte der künftigen Regionalexpresszüge „feilschen“ wie in Burg-/Nieder-Gemünden. So wird die Strecke regelrecht zerteilt.“.
Für den Fahrgastverband steht außer Frage, dass die Strecke endlich komplett saniert werden muss. Die von der Deutschen Bahn AG in Mücke und Lauterbach vorgestellte „Agenda 2009“ ist ein erster Anfang. Sie basiert auf der Umsetzung eines Modernisierungskonzeptes auf der Vogelsbergbahn in Teilschritten. So sollen Gleisanlagen und Brückenbauwerke in den kommenden Jahren weiter erneuert werden und dadurch die Durchschnittsgeschwindigkeit endlich erhöht werden. Zudem sollen viele der über 100 Bahnübergänge neu gesichert oder geschlossen werden. Das ist für Pro Bahn e. V. der richtige Weg. Danach kann man sich über das Fahrplanangebot unterhalten, aber nicht zu Lasten der 12 Regionalbahnhaltepunkte. (tb) +++