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22.05.06 - Dipperz
25. Diözesantag der KAB: mit neuem Vorsitzenden vor großen Herausforderungen
Das Motto des 25. Diözesantags der Katholischen Arbeitnehmer-Bewegung (KAB) im Bistum Fulda „Die Arbeit des Menschen ist unantastbar-Vision Tätigkeitsgesellschaft“ sahen die 100 Delegierten als Herausforderung sich in gesellschaftliche Entwicklungen noch stärker einzumischen und verabschiedeten dazu einen Leitantrag. Unter der Leitung des neugewählten Diözesanvorsitzenden Klaus Schmitt (Neuses) wird der etwa 4000 Mitglieder zählende katholische Sozialverband sich weiterhin für Gerechtigkeit und Solidarität in einer immer stärker konsum- und profitorientierten Gesellschaft engagieren.
Auf dem Foto links die neugewählte Diözesanleitung (v.l.n.r.): Stellvertretender Diözesanpräses Pfarrer Martin Lerg, stv. Diözeanvorsitzender Gerhard Mansius, Diözesanvorsitzender Klaus Schmitt, stv. Diözesanvorsitzender Egon Schütz und KAB Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack.
„Die Tätigkeitsgesellschaft ist keine Utopie, sie ist existent“ vermittelte Wilfried Wienen, pädagogischer Leiter des Oswald-von-Nell-Breuning Hauses in Herzogenrath mit einer Präsentation den Vertretern der 70 KAB Gruppen im Bistum. Merkmal der Tätigkeitsgesellschaft sei für die KAB die „Triarde“ der Arbeit. Erwerbsarbeit, Privatarbeit und gemeinwesenbezogene Arbeit sind die Säulen, die letztendlich garantieren, dass „Arbeit“ den Menschen nicht ausgehe. „Es gibt keinen Mangel an Arbeit“ so Wienen „einzig die bezahlte Erwerbsarbeit wird, teilweise aus ungeregelter Profitsucht, dezimiert und damit nicht nur in unserem Land knapp.“
An Beispielen und statistischen Erhebungen machte er deutlich, dass schon heute Männer und noch viel mehr Frauen im Vergleich zur Erwerbsarbeit wesentlich mehr Arbeit im privaten bzw. im ehremamtlich öffentlichen Bereich tätigen. „Die Gesellschaft muss endlich erkennen, dass diese geleitstet Arbeit in den seltensten Fällen Privatvergnügen ist, sondern gesellschaftlich notwendig. „Würden die meisten Frauen und Männer allein die Pflegeleistungen in den Familien aufgeben und müssten nun über die Pflegeversicherung entsprechend bezahlte Pflegedienste in Anspruch genommen werden, wäre die Pflegeversicherung schon lange insolvent“ so der Referent.
Ausgehend davon, dass Arbeit ein wichtiger Bestandteil der Menschenwürde darstellt und unter dem Gesichtspunkt, dass genug Arbeit vorhanden ist, fordere die KAB die Gleichstellung der drei Säulen der Arbeit. „Wer entsprechende Leistungen in einem der drei Arbeitsbereiche oder auch in mehreren erbringt, muss davon auch Leben können“ so der KAB´ler. Nach Überzeugung der KAB sind genug Mittel vorhanden um dies zu finanzieren. „Wir müssen zu einer gerechteren Verteilung des erwirtschafteten Mehrwerts wie auch zu einer gerechteren Lastenverteilung kommen“ gibt sich Wienen kämpferisch und fordert entsprechend ordnungspolitische Maßnahmen. Eine dieser Maßnahmen, die nur ein kleiner Schritt in die richtige Richtung bedeutet, ist das Modell der Solidarischen Alterssicherung, dass von der KAB entwickelt und zwischenzeitlich von vielen Organisationen mitgetragen wird.
Über notwendige ordnungspolitische Maßnahmen diskutierten die Delegierten zu den Themen „Beispiele der Tätigkeitsgesellschaft“, „Arbeitszeitmodelle“, „Grundsicherung“ und „Soziale Sicherungssysteme“. Als Ergebnis der Diskussion verabschiedet der Diözesantag einstimmig den Leitantrag „Die Arbeit des Menschen ist unantastbar – Vision Tätigkeitsgesellschaft“, der innerverbandlich als Leitfaden auch für die inhaltliche Vorbereitung auf den KAB Bundesverbandstag im Oktober 2007 dienen soll.
Über die Arbeit der letzten drei Jahre berichtete der scheidende Diözesanvorsitzende Josef Heinz, Eschwege zusätzlich zu einem schriftlichen Bericht des Diözesanvorstandes. In seinen Ausführungen ging er auf das sozialpolitische Engagement der letzten Jahre ein. „Nicht nur das Rentenmodell, sondern der Einsatz für Familien stand auch in den letzten drei Jahren im Vordergrund der inhaltlichen Arbeit“ so Heinz. Positiv bemerkte er die erfolgreiche Zusammenarbeit insbesondere mit dem Kolpingwerk Diözesanverband Fulda, deren Diözesanvorsitzender Bruno Block an dem Diözesantag teilnahm.
Die Feststellung, dass aufgrund des hohen Durchschnittsalters und auch einzelnen Austrittsbewegungen trotz permanenten Mitgliedsneuaufnahmen die Mitgliederzahl sinkt, sei alarmierend, so Heinz, aber man dürfe frohen Mutes sein, dass eine bundesweite Werbekampagne der KAB auch im Bistum Fulda erfolgreich sein könne. „Wenn ich all diejenigen sehe, die sich intensiv für den Verband engagieren, brauchen wir keine Angst um unseren Verband zu haben“ schloss er hoffnungsfroh seinen Bericht.
Den Weg in die Zukunft bestreitet die KAB Diözesanverband mit einem neuen Vorstandsteam. Zum neuen Diözesanvorsitzenden wurde Klaus Schmitt, Neuses gewählt. Für die stellvertretenden Vorsitzenden Arno Wiesner (Bezirk Nordhessen) und Bernd Schramm (Bezirk Rhön/Vogelsberg), beide traten zur Wahl nicht mehr an, wurden Gerhard Mansius, Eschwege und Egon Schütz, Geisa gewählt. Die Stellvertreterposition, die zuvor Klaus Schmitt inne hatte, blieb vakant. Pfarrer Christian Sack, Bad Hersfeld, wurde als Diözesanpräses wiedergewählt, Pfarrer Martin Lerg, Hessisch-Lichtenau, wurde sein Stellvertreter.
Sowohl Landrat Bernd Woide als auch der Dipperzer Bürgermeister Bernhard Weber, selbst KAB Mitglied, machten dem höchsten diözesanen Gremium der KAB ihre Aufwartung. Beide betonten in Ihren Grußworten, dass die Arbeit des katholischen Sozialverbandes für die politische und gesellschaftliche Entwicklung wichtig sei. So könne ein Verband häufig noch einen anderen Zugang zu den Bürgerinnen und Bürgern finden als es Parteien könnten. Beide forderten die KAB auf auch weiterhin unter anderem „soziales Gewissen“ in der Gesellschaft zu sein.
Begonnen hatte der Diözesantag, durch den KAB Diözesansekretär Michael Schmitt, Fulda, führte, mit einer Heiligen Messe in der Dipperzer Pfarrkirche. Zelebriert wurde er von dem Main-Kinziger KAB Bezirkspräses Pfarrer Andreas Rhiel, dem nordhessischen KAB Bezirkspräses Pfarrer Martin Lerg und KAB Diözesanpräses Pfarrer Christian Sack. Sack betonte in seiner Predigt, dass die Mitglieder der KAB sich von Gott berufen fühlen dürfen, an dem Projekt „Liebe“ mitzuarbeiten. Auch wenn es heute oft als fast unmöglich anzusehen ist, in manchen gesellschaftlichen Bereichen für mehr Gerechtigkeit zu plädieren und zu kämpfen, bräuchten KAB´ler/innen keine Scheu zu haben. +++