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Kranzniederlegung am bekannten "Birkenkreuz" an der ehemaligen deutsch-deutschen Grenze mit Michael Brand (rechts) und Berthold Dücker (2.v.r.) - Fotos: Junge Union

"Point Alpha" gehörte im "Kalten Krieg" zu den "heißesten Punkten der Erde", weil sich dort Truppen von NATO und Warschauer Pakt direkt gegenüberstanden..

18.06.06 - Rasdorf

Trotz Fußball-WM: Gedenken an Arbeiteraufstand des 17. Juni auf "Point Alpha"

Der CDU-Bundestagsabgeordnete Michael Brand (Fulda) und die Junge Union im Landkreis Fulda haben am gestrigen Samstag gemeinsam mit der JU Thüringen auf "Point Alpha" bei Rasdorf (Kreis Fulda) dem Arbeiteraufstand in der DDR am 17. Juni 1953 gedacht. Die Veranstaltung fand genau 1 Jahr nach der Großveranstaltung mit den drei Staatsmännern Michael Gorbatschow, George Bush senior und Helmut Kohl auf „Point Alpha“ statt. Wegen der Fußball-Weltmeisterschaft fand keine „offizielle Verleihung des Einheitspreises“ wie 2005 statt.

“Umso wichtiger war es uns heute Flagge zu zeigen“, betonten MdB Brand und JU-Chef Frederik Schmitt. Die Gedenkveranstaltung soll an den "Mut der DDR-Bürger damals erinnern und zugleich ein Zeichen gegen die Verharmloser des DDR-Unrechts heute setzen", so Brand. Der 17. Juni 1953 sei ein „Schlüsselereignis in der deutsch-deutschen Geschichte“. „Der 17. Juni 1953 muss in einem Atemzug mit dem 9. November 1989 und dem 3. Oktober 1990 genannt werden. Hier gibt es einen ganz tiefen inneren Zusammenhang.“ Der Massenproteste in der damaligen sowjetischen Besatzungszone bezeichnete der CDU-Abgeordnete als „Zeichen der Ohnmacht und Hoffnung zugleich“. Brand erinnerte daran, dass unter den Hingerichteten des Volksaufstandes auch sowjetische Soldaten waren, weil sich weigerten auf die Arbeiter zu schießen.

Berthold Dücker, Leiter der Gedenkstätte Point Alpha, bezeichnete den 17. Juni als ein „stolzes Datum für die Ostdeutschen“. Er erinnerte an die Bedeutung des „Fulda Gap“ und „Point Alpha“ während des „Kalten Krieges“ und den Einsatz für den Erhalt dieses strategisch wichtigen Punktes nach dem Mauerfall. „Das war keine Selbstverständlichkeit. Hessens damaliger Ministerpräsident Hans Eichel wollte Point Alpha abreißen lassen und renaturieren. Das Erinnern war einigen politisch nicht opportun.“

Kritisch bewertete Dücker die Aufarbeitung der jüngsten deutschen Geschichte. „In den Schulbüchern kommt das Thema der Teilung Deutschlands und des DDR-Unrechts fast gar nicht vor. Viele Zeitzeugen leben nicht mehr.“ Es sei höchste Zeit, sich dieses Thema wissenschaftlich wie auch gesellschaftlich stärker anzunehmen. Auch Geisas frisch gewählter Bürgermeister Martin Henkel selbst noch im JU-Alter war gekommen.

Die Junge Union im Landkreis Fulda knüpfe mit der Veranstaltung an eine alte Tradition an, dem Arbeiteraufstand vom 17. Juni, dem früheren "Tag der Deutschen Einheit", zu gedenken, so JU-Vorsitzender Frederik Schmitt. "Das gemeinsame Erinnern ist in diesem Jahr die einzige Veranstaltung dieser Art zum 17. Juni in der osthessischen Region." Die Vergangenheit dürfe nicht in Vergessenheit geraten, gerade nicht bei jungen Menschen, mahnte Schmitt. Die Diskussion der letzten Wochen um den Auftritt ehemaliger Stasi-Offiziere im früheren Stasi-Knast Berlin-Hohenschönhausen habe gezeigt, dass man wachsam sein müsse. „Es gilt Partei zu ergreifen, wenn heute die Täter von einst, die Opfer verhöhnen und durch juristische Klagen mundtot machen wollen.“

Diese Versuche der Einschüchterung und des Leugnens nannte Schmitt „unerträglich“. Dass heute junge Menschen aus dem Fuldaer und dem Geisaer Land auf „Point Alpha“ gemeinsam an dieses Datum erinnern, so Schmitt, sei noch vor wenigen Jahren „unvorstellbar“ gewesen und „Zeichen wider das Vergessen“. Die Junge Union des Landkreises Fulda und des Wartburgkreises kündigten an, künftig in jedem Jahr am 17. Juni einen Kranz niederzulegen und den Tag für Diskussion und Treffen junger Menschen hier zu nutzen.

Begonnen hatte der Tag mit einer wissenschaftlichen Führung entlang der früheren deutsch-deutschen Grenze bei Rasdorf. Anschließend diskutierten die Jugendlichen aus Hessen und Thüringen mit dem Leiter der Gedenkstätte, Berthold Dücker, und MdB Michael Brand im früheren US-Camp geben. Dabei wurde am Birkenkreuz der Gedenkstätte, unmittelbar vor dem US-Beobachtungsturm, ein Blumenkranz als Erinnerung an die Toten niedergelegt.

Hintergrund: Heiligabend 1975 ereignete sich ein tragischer Unfall: Zwei junge Männer versuchten, in den Morgenstunden über den Zaun der DDR in die Bundesrepublik zu flüchten. Dabei lösten sie eine am Zaun befestigte Splittermine aus, einer wurde schwer verletzt. Viele Jahre ging man davon aus, dass er nicht überlebt hat. Die Junge Union Rasdorf legte nach dem Vorfall Kränze gegenüber dem Unglücksort und errichteten ein Birkenkreuz in Erinnerung an die Opfer an der deutsch-deutschen Grenze. +++


JU-Vorsitzender Frederik Schmitt, der Mitinitiator der Veranstaltung war, hielt vor der Kranzniederlegung eine Rede

Auf dieser Tafel wird der Sinn des Birkenkreuzes und die damaligen Vorgänge an der Grenze erklärt


Der Grenzpunkt aus der Luft im Jahre 2004: zu sehen dennoch der DDR-Beobachtungsturm (Bildmitte) und gegenüber das größere US-Lager "Point Alpha", dazwischen die eigentlich Grenze. Das "Blaue Haus auf der Grenze" (links) ist heute Museum und Begegnungsstätte - Foto: Wolfgang Habermehl

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