Archiv
Michael Cahn - Bilder: Stadt Fulda
Michael Cahn mit Sohn, OB Gerhard Möller und Hiltrud Strupp von der christl. jüdischen Zusammenarbeit
12.07.06 - Fulda
Michael CAHN - Enkel des Gründers der jüdischen Schule - besuchte alte Heimat
Für den jüdischen Theologen Michael Cahn war es eine Reise in die eigene Vergangenheit. Für seine drei Kinder und zwei Enkel, die den Rabbiner von Jerusalem nach Fulda begleiteten, bedeutete der Besuch in der Domstadt die Verknüpfung zwischen den familiären Wurzeln, Gegenwart und Zukunft. „Ich bin gerne nach etlichen Jahren wieder nach Fulda gekommen, um die Verbindung zu halten und gerade meine Enkel mit der alten Heimat vertraut zu machen“, sagte Cahn bei einer Begegnung mit Fuldas OB Gerhard Möller.
Nach einem kurzen Abstecher in den Schwarzwald, hatte Michael Cahn mit seiner Familie unmittelbar nach der Ankunft das Haus in der Von-Schildeck-Straße besucht, in dem er aufgewachsen war. „Wir waren in unserer ehemaligen Wohnung und auch oben auf dem Dach mit der Veranda, die mein Großvater anlegen ließ, um ein biblisches Gebot zu erfüllen“, berichtete der Gast aus Jerusalem von seinen ersten Eindrücken.
Besonders freute sich Cahn über die Tafel, die im Hauseingang angebracht worden ist, um an das Schicksal der bekannten Fuldaer Familie zu erinnern. Der Großvater von Michael Cahn hatte 1896 die jüdische Schule gegründet. 1877 war er noch ledig nach Fulda gekommen. Später heiratete Großvater Cahn die Tochter des Oberrabbiners von Hamburg. Fulda sei ein „Zentrum des Judentums“ gewesen, erinnerte Cahn und hob das gute Miteinander des damaligen Bischofs von Fulda, Kopp, und seinem Großvater Dr. Michael Cahn hervor. Beide hätten zusammen intensiv das Alte Testament studiert aus Interesse am gemeinsamen Erbe.
Beim Zusammentreffen mit Möller interessierte sich Michael Cahn vor allem auch für die Entwicklung der jüdischen Gemeinde. Sie lebe auch in Zukunft durch den Zuzug von russischen Juden, sagte Möller. Die Fuldaer Bevölkerung habe einen engen Draht zur Gemeinde und ihrer Vorsitzenden Linde Weiland.
Gegenüber seinen Gästen aus Jerusalem machte der OB deutlich, dass jedes Jahr in einer bewegenden Gedenkstunde im November an die schlimmen Ereignisse in der Reichspogromnacht erinnert werde. Viele Fuldaer erhielten darüber hinaus das Bewusstsein wach für das Miteinander zwischen Juden und Christen in Fulda. Als einen der engagierten „Mahner und Erinnerer“ nannte Fuldas Verwaltungschef den Leiter der Winfriedschule, Dr. Rudolf Summa. „Die gemeinsame Geschichte ist unvergessen“, unterstrich Möller gegenüber seinen jüdischen Gästen.
Die Zukunft Israels sieht Michael Cahn auf Nachfrage des OBs optimistisch. „Es gibt eine Führung von oben“, sagte Cahn mit einem leichten Schmunzeln. 7 Millionen Menschen leben heute im Staat Israel. 2 Millionen davon sind Nichtjuden. +++