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03.08.06 - Gersfeld
Polizeikugel war tödlich: MEK-Beamter erschoss bewaffneten 28-Jährigen
Im Rahmen eines Polizeieinsatzes wurde heute Morgen gegen 06:00 Uhr ein wegen räuberischer Erpressung gesuchter 28-Jähriger Russlanddeutscher in seiner Gersfelder Wohnung erschossen. Nachdem das Mobile Einsatzkommendo (MEK) die Tür der Wohnung in der Straße "Am Komberg" aufgebrochen hatte, soll er den Beamten mit durchgeladener und entsicherter Waffe entgegengetreten sein. Wie die Polizei in Fulda meldete, sei es "im Zusammenhang mit der Festnahme eines per Haftbefehl gesuchten Mannes zum polizeilichen Schusswaffengebrauch gekommen. Dabei wurde der bewaffnete Mann lebensgefährlich im Brustbereich getroffen und erlag kurz darauf seinen Verletzungen."
Mittlerweile gibt es nähere Informationen, wie es zu den tödlichen Schüssen auf den 28-jährigen mutmaßlichen Straftäter in Gersfeld kam. Der Vorfall, wegen dem der Mann per Haftbefehl gesucht und wegen dem die Festnahme vorbereitet wurde, liegt bereits einige Wochen zurück: eine mutmaßliche räuberische Erpressung, zu deren Aufklärung umfangreiche Ermittlungen liefen.
Nach dem bisherigen Stand der polizeilichen Untersuchung soll der Fall so abgelaufen sein: Am 22. Juni 2006 war ein junger Mann aus der Ukraine in den Raum Fulda gekommen, um ein Auto zu kaufen und damit die Heimreise anzutreten. Der 26-jährige Ukrainer hatte in seiner Heimat drei Russen kennengelernt, die ihm angeblich bei der Vermittlung eines Autos behilflich sein wollten. Zunächst wurde der Kaufwillige an eine deutsche Grenze bestellt und von dort aus - per Anruf - auf die weitere Reise mit dem Zug nach Fulda geschickt. Hier wurde er von drei Unbekannten am Bahnhof in Empfang genommen. Die Fahrt setzten sie damals mit ihrem Pkw in Richtung Schlitz fort.
An der K 80 zwischen Pfordt und Fraurombach soll die Fahrt dann gegen Null Uhr geendet haben. Nicht wie erwartet, folgte der Umstieg des Ukrainers in sein gewünschtes Fahrzeug. Stattdessen zwangen ihn die drei Männer unter Waffengewalt - jeder hatte eine Waffe mit Schalldämpfer - auszusteigen. Nach Angaben des Opfers nahmen die Räuber das mitgeführte Kaufgeld in Höhe von 11.500 Euro und eine schwarze Sporttasche mit persönlichen Dingen an sich und ließen den überraschten Mann auf der Kreisstraße zurück.
Zu dem damals benutzten Fluchtfahrzeug war bekannt, dass es sich um einen schwarzen BMW der Siebener-Baureihe vom Baujahr 1999 oder 2000 handelte. Weitere Erkennungszeichen sollten neben vier Auspuffendrohre die Niederquerschnittreifen gewesen sein. Teile des Kennzeichens konnte sich das Opfer merken: die Ortskennung FD für Landkreis Fulda und eine "6" in der Ziffernfolge.
In dem von der Kripo Alsfeld geführten und bei der Staatsanwaltschaft Gießen anhängigen Verfahren wurden gegen zwei der inzwischen ermittelten Täter Haftbefehle erlassen. Eine Festnahme erfolgte heute in den frühen Morgenstunden in Weißenfels (Sachsen-Anhalt).
Einer dieser drei Täter, die den Ukrainer beraubten, soll der heute Morgen Erschossene gewesen sein. Zur geplanten Festnahme des 28-Jährigen in Gersfeld war das Mobile Einsatzkommando Kassel eingesetzt. Die Wohnung des 28-Jährigen wurde von der Polizei aufgebrochen. Nach dem Eindringen der Einsatzkräfte in die Wohnung kam nach Schilderung der Polizei der Tatverdächtige den Beamten im Flur "mit schussbereiter Pistole" entgegen. Daraufhin hätten Männer des Mobilen Einsatzkommandos zwei Schüsse abgegeben. Der Russlanddeutsche wurde im Oberkörper getroffen und verstarb kurz darauf an einem der beiden Schüsse. Sofort eingeleitete Rettungsmaßnahmen blieben erfolglos.
Der stellvertretende Polizeipräsident Erwin Maisch, der ebenfalls am Einsatzort war, drückte im Gespräch mit der Mutter des 28-Jährigen, dessen Eltern im selben Haus wohnen, sein "menschliches Bedauern" über den Tod des Tatverdächtigen aus.
Die Staatsanwaltschaft Fulda hat - wie in allen Fällen polizeilichen Schusswaffengebrauchs üblich - das Verfahren übernommen und das Hessische Landeskriminalamt mit der Durchführung der polizeilichen Ermittlungen beauftragt. Die Leiche des 28-Jährigen, die nach aufwändiger Spurensicherung und Begutachtung des Tatortes durch Ermittlungsbeamte und Staatsanwaltschaft um 11:51Uhr abtransportiert wurde, wird auf Antrag der Staatsanwaltschaft obduziert. +++

















