Umjubelte Generalprobe von "CARMEN" in Stiftsruine - heute "DON GIOVANNI"

Eine vielumjubelte öffentliche Generalprobe gab es gestern abend in der Bad Hersfelder Stiftsruine: zum Auftakt der 27. Opernfestspiele führten der Hersfelder Festspielchor, Mitglieder der Konzerchöre aus Frankfurt und Marburg sowie des Posener Bachchores, der Kinderchor des J.-S.-Bach-Hauses sowie das Dvořák-Sinfonieorchester Prag mit herausragenden Solisten George Bizet´s "Carmen" auf. Dass dieses Stück einmal zu den meistgespielten Opern der Welt gehören würde, hätte nach der Uraufführung in Paris 1875 wohl kaum jemand für möglich gehalten. Und auch gestern abend wieder viel Beifall besonders für Vaclav Věžník (Inszenierung), Jan Zbavitel für die Musikalische Leitung und Christa Knötig (Kostüme). Aber die eigentlichen Stars waren sie: Britta Jacobus (Carmen), Gilbert Mata (Don José), Vadim Volkov (Escamillo), Kai Florian (Bischoff Zuniga), Monika Wiech (Micaëla), Claudia Götting (Frasquita), Renate Kaschmieder (Mercédès), Daniel Käsmann (Remendado), Stephan Heinemann (Dancaïro sowie Haakon Schaub (Moralés). Für die Oper in 4 Akten gibt es noch acht Aufführungstermine: 9., 11., 13., 15., 17., 19., 21. und 23. August 2006. Und HEUTE ABEND gibt es die zweite öffentliche Generalprobe in der Stiftsruine: Mozarts "Don Giovanni".

So unglaublich es klingt, aber Georges Bizet (1838-1875), der sein ganzes Leben lang kaum eine Ehrung geschenkt bekam, hatte mit seiner zwölften und letzten Oper vor dem Pariser Publikum keinen durchschlagenden Erfolg. Womöglich hing dies zusammen mit dem damals in Frankreich schwelenden Streit um Wagner. Obwohl man „Carmen“ heute schwerlich mit Wagner assoziieren würde, warf man ihr seinerzeit wagnerisme vor. Vielleicht bezogen sich die Kritiker auf das Zigeunerthema der Carmen, das sich leitmotivartig durch die Oper zieht. Hinzu kam die als unsittlich geltende Novelle von Prosper Merimee, nach der Ludovic Halevy und Henri Meilhac das Libretto mit einigen Abmilderungen verfassten. Carmen wird in der Fassung Halevys und Meilhacs zur Arbeiterin in einer Zigarettenfabrik, der die Soldaten von der gegenüberliegenden Militärwache zu Füßen liegen. Nur einer, Don José, zeigt sich von der Zigeunerin unbeeindruckt. Geschickt umgarnt Carmen den jungen Mann, sodass er sie, als sie wegen eines Handgemenges in der Fabrik verurteilt wird, auf dem Weg zum Gefängnis freilässt. Dafür wird José selbst auf der Stelle verhaftet.

Nach einmonatiger Haft trifft Don José Carmen in der Schänke von Lillas Pastia wieder, wo diese mit einer Schmugglerbande den nächsten Coup berät. Von draußen nähert sich eine Menschenmenge, die den Torero Escamillo jubelnd begleitet. Carmen fühlt sich sogleich zu diesem hingezogen, ihre Gefühle zu José sind aber noch stärker. Als Josés Vorgesetzter Zuniga sich Carmen nähert, fordert José ihn zum Kampf und ist danach gezwungen, sich der Bande anzuschließen und ihnen ins Gebirge zu folgen.

Carmen ist von dem pflichtbewussten Don José gelangweilt. Aus den Karten erfährt sie zudem, dass ihr der Tod bevorsteht - durch José. Trotzdem wirbt dieser weiter um die Zigeunerin. Als Escamillo, der ihr nachgereist ist, im Zeltlager erscheint, kommt es zwischen beiden Rivalen zum Kampf, der durch Carmens Eintreten für den Torero beendet wird. Auch Josés Jugendfreundin Micaëla, die in das Zeltlager der Schmuggler kommt, um José von der schweren Krankheit seiner Mutter zu berichten, kann ihn nur schwer von Carmen fort bewegen. Beim Auseinandergehen droht José Carmen: „Ich kehre zurück".

Auch der letzte Versuch Josés, die Angebetete zurück zu gewinnen, ist zum Scheitern verurteilt. Als Carmen, inzwischen die Braut Escamillos, den Stierkampf ihres Geliebten besuchen will, stellt sich José ihr in den Weg und fordert sie auf, mit ihm zu gehen. Doch Carmen schleudert ihm wütend den Ring entgegen, den er ihr geschenkt hatte. Blind vor Eifersucht, geht er auf Carmen zu und ersticht sie. Escamillo kann die Geliebte nur noch tot vorfinden. (Daniela Roth). +++