Suche nach regionalem "Super-Gericht" erforderte vor allem "Sitzfleisch"

„Deutschland sucht das Supergericht“ – wer denkt bei diesem Titel nicht erst einmal an die Castingshow eines gewissen Dieter B., bei der alles herauskommt, nur keine echten „Superstars“, ganz zu schweigen von echten Musikern? Dieter B. konnte jedenfalls zu der Veranstaltung „Deutschland sucht das Supergericht“ im neu sanierten Stadtsaal der Fuldaer Orangerie gestern Abend nicht erscheinen, wie Moderator Oliver Macha erklärte. Aber das wichtigste sei schließlich das 250-köpfige Publikum, das die Jury bilde.

Fulda ist die zwanzigste von 25 Etappen, bei denen der Einkaufsverband Gafateam je vier Gerichte zubereiten lässt. Das Publikum bestand aus Gastronomen, Metzgern und Caterern. Im November ist dann Bundesentscheid. Die Jury in der Fuldaer Orangerie bekam ein umfangreiches Programm von rund viereinhalb Stunden geboten. Eine Stunde davon füllte ein Vortrag von Dirk Sakolowsky (Uni Bielefeld) über modernes Marketing für Hotels, Gastronomie und Betriebsrestaurants, dessen Zähflüssigkeit mit einigen Rollenspielen von Oliver Macha und Jörg Burghardt begegnet wurde. Eine der Hauptbotschaften des Referenten: Hinterher muss der Gast angerufen und nach seiner Meinung gefragt werden. Die Angerufenen kommen ganz bestimmt wieder...

Jörg Burghardt sorgte für das weitere Programm. Seine beiden Showeinlagen, die noch einmal je eine halbe Stunde ausmachten, waren eine Mischung aus Comedy, Zaubertricks und Playbackshow. Sein stellenweise amüsiertes Publikum nahm Burghardt ein bisschen auf den Arm. Zu Beginn wurde die Besonderheit des "Koch-Wettbewerbs" von Gafateam-Geschäftsführer Diethelm Krause herausgestellt. Und Tom Fehrmann zeigte sich stolz, dass sein Fuldaer Unternehmen "Fehrmann" diesen Wettbewerb für Osthessen ausrichten durfte.

Auch die Chefköche Andreas Diegelmann (Maritim Hotel) und Wolfgang Keller (Vorsitzender des Köchevereins Fulda) kamen zu Wort und sollten dem Publikum erzählen wie es ist, am Casting teilzunehmen. „Am Anfang waren wir schon etwas verwundert, aber mittlerweile stehen wir dahinter“, erklärten sie und erzielten damit im Publikum eine gewisse Heiterkeit. Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller erklärte, er sei aus Sympathie gekommen, denn schließlich sei Fulda schon immer ein Zentrum des guten Essens gewesen. In einer längeren Pause hatten die Besucher Gelegenheit, Infostände im Foyer zu besichtigen und Firmenlogos anzuschauen, die mit Projektoren an die Wand geworfen wurden.

Aber außer dem Programm wurden natürlich auch die vier sehr interessanten Gerichte serviert, die laut Gafateam per Umfrage als Lieblingsgerichte der Region ermittelt worden waren. Dazwischen verging jeweils eine Stunde - eine eher gewöhnungsbedürftige Zeitspanne, selbst für Jury-Aufgaben. Moderator Oliver Macha schilderte dabei ganz offen, dass für diese "Supergerichte" eine Reihe von Fertigwaren und Basisprodukten verwendet wurden und zählte deren Hersteller auf (Knorr, Wiesenhof, Aviko, Rari Food, Unilever, Westfro).

Als ersten Gang gab es Schleifchen aus Rhönforellen, gefüllt mit Kräutermousse, mit gebuttertem Blattspinat und Gemüsereis. Als Dekoration lagen Hummer dabei, die bestimmt nicht aus Osthessen stammten. Der zweite Gang war gerollter Steinhöfer Jungschweinerücken mit Frischkäse und einen Bohnenwickel mit Speck und Hüpfkartoffeln. Als dritten Gang gab es Hähnchenbrust „Schwarzer Hahn“, lasiert mit Altbierlack, buttergeschwenkten Wirsing und Schupfnudeln. Der vierte Gang lag in der Publikumsgunst mit Abstand vorne: Osthessischer Hirschsauerbraten mit Wildpilzen, Holunderkohl und gebratenen Saatkartoffeln. Dieses Gericht Nr. 4 geht nun - mit den Favoriten der 24 anderen deutschen Regionen - am 26. November in den Bundesentscheid "Deutsches Supergericht". Martin G. Günkel +++