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Das neue leuchtende Kreuz-Logo ziert den DJ-Pult - Fotos: Martin G. Günkel

08.09.06 - Fulda

"X" - Das Neue Kreuz: "Frühjahrsputz für mehr Studenten" kostete 50.000 €

„Die Renovierung war notwendig“, sagte Norbert Geier, Mitgesellschafter der Kreuz GmbH, während er sich mit einem Becks in der Hand im „Neuen Kreuz“ amüsierte. Gestern Abend war die Wiedereröffnungsfeier des Fuldaer Kulturzentrums (KUZ). Keine langen Reden hielten die geladenen Gäste davon ab, „ihr“ Kreuz wieder „in Besitz“ zu nehmen. Sie konnten sich bei niedrigen Getränkepreisen und angebotenen Speisen bedienen und drauflos tanzen. Die Kosten für die umfangreichen Erneuerungsarbeiten wurden mit 50.000 Euro angegeben.

Das Kreuz besteht aus mehreren Räumen: Café, Saal, Foyer und Saal. Alle Räume haben einen neuen Anstrich bekommen . Die Kneipe wurde in den Zustand von 1977 zurückgesetzt , beschreibt Geier die Veränderungen: „Die Wände hier sind in Eierschale und Braun gestrichen – selbst die Bilder von damals wurden wieder aufgehängt." Das Café sei gemütlicher geworden, findet Geier und erklärt nach einem Schluck Bier aus der Flasche weiter, dass die Stühle neu gepolstert worden seien. Das Foyer ist größer geworden und habe „an Stil gewonnen“. Oft war es hier beim Zugang zum Saal sehr eng. Ganz in Schwarz präsentiert sich der Saal. Der Fußboden sei hier komplett abgeschliffen und der 25 Jahre alte Tresen erneuert worden. Der DJ-Pult ist neu und mit einem ebenfalls neuen leuchtenden Kreuz-Logo versehen.

„Das Logo ist komplett neu“, erklärt Gesellschafter Geier. Die Entstehung sei ein langer Prozess gewesen. Ganz viel Vorschläge seien gemacht worden. Maßgeblich habe Jochen Meister, der seit Anfang Mai neuer Geschäftsführer des KUZ ist, an der Entwicklung mitgearbeitet. Dabei sei es ganz schön schwierig gewesen zu verhindern, dass das neue Logo entfernt einem Harkenkreuz ähnelt. Das neue Firmenzeichen erinnert an ein „K“ und ein Kreuz.

Als erstes dürften den Stammgästen des Kreuzes die fehlenden Treppengestelle im Saal aufgefallen sein. Durch die Treppen, die zuvor als Sitzmöglichkeit benutzt worden waren, sei der Raum sehr eng geworden, rechtfertigt Jochen Meister seine Entscheidung. Er bezeichnet die 20 Jahre alten Treppen als „Staub- und Dreckfänger“ versichert aber, dass die Treppengestelle nicht weggeworfen worden sind. Intern ist die Entscheidung des „Treppenentferners“ umstritten. „Wir, die Altvorderen“, formuliert Norbert Geier: „sehen viele gute Gründe, dass die Sitzanlagen wieder hinkommen.“ Das letzte Wort habe aber der Geschäftsführer, der ein Wiederaufstellen auch nicht ganz ausschließt. „Vielleicht können wir es ja mit den Medien und mit geballter Wucht schaffen, dass die Randbauten wieder errichtet werden“, scherzt der Altvordere.

Das neue Kreuz, so Geier, sei nun auf einem „clean level“. Viele Ecken seien vergammelt gewesen und hätten eine Renovierung notwendig gemacht: „Wir wollten die Kunden mit dem Umbau mit ins 21. Jahrhundert nehmen.“ Geschäftsführer Jochen Meister vergleicht die Veränderungen und Säuberungen mit einem Frühjahrsputz: „Jeder Raum wurde überarbeitet, die Bilder entstaubt, die Tische abgeschliffen.“

Neben der optischen Veränderungen gibt es auch eine Änderung im Konzept des Kulturzentrums: Wer zum Studieren nach Fulda kommt, soll auch wieder ins Kreuz kommen, wünschen sich die Verantwortlichen; schließlich sei das Kreuz ursprünglich eine Studentenkneipe gewesen, habe sich dann aber vom „Studentenladen“ zum „Fuldaladen“ entwickelt. Um dieses Ziel zu erreichen arbeiten die „Kreuzmacher“ mit der Studentenvertretung der Fuldaer Hochschule (AStA) zusammen. In Abwechslung mit der als „FH-Party-Standort“ bekannten Halle 8 werde nun auch das Kreuz zu Studentenpartys einladen – fünf Mal pro Semester.

Ursprünglich solle das Kreuz übrigens ein Kinder- und Jugendheim werden. Die Sozialwesenstudenten und Mitbegründer Ernst Sporer, Christa Joa-Sporer und Norbert Geier mussten für die Förderung dieser Pläne ein Grundkapital vorweisen. Das versuchten sie durch einen Kneipenbetrieb zu erarbeiten. Ein Teil der Kneipenbetreiber sei nach dem Jahr in dieser Berufsparte geblieben. Das Kreuz sei also sozusagen ein Zufallsprodukt.

Das Urteil der Besucher über das „Neue Kreuz“ lässt sich als eher positiv beschreiben. „Es ist fast genau wie vorher“, findet ein Gast – „Es ist besser“, lobt ein anderer – „Ich sehe es nach dem Umbau zum ersten Mal und bin wirklich überrascht, es ist sehr schön“, schwärmt der DJ. Heute Abend ab 22 Uhr können sich alle Neugierigen ihre Meinung über das „Neue Kreuz“ bilden. Wie ab jetzt jeden Freitag wird unter dem Motto „All you can dance“ eine bunte „tanzbare“ Musikmischung geboten. Am morgigen Samstag ab 22 Uhr wird zu „Alternative Ballroom“ eingeladen. Monatlich wird ein Flugblatt eine Übersicht über die Kreuz-Veranstaltungen geben. (Daniel Kister) +++

RÜCKBLICK auf das jahr 2002:

"Großes Kulturverdienstkreuz am Bande" -

25 Jahre Kulturzentrum Kreuz in der "schwarzen Hölle" Fulda

von Carla Ihle-Becker

FULDA. Mehr als Kneipe, Kulturtreff und Konzertbühne: dem "Kreuz" in Fulda sagen zum 25-jährigen Bestehen manche Stammgäste gar lebensrettende Wirkung nach. So der bundesweit bekannte Fotoreporter Günter Zint in seiner Glückwunsch-email an die "Kreuzler": "Hätte es euch schon 1959 gegeben, dann wäre ich der pechschwarzen Bischofsruine Fulda wohl erhalten geblieben. Aber als Mitglied des Fuldaer Jugendkunstkreises wurde man damals aufs Polizeirevier geschleppt, nur weil man um Mitternacht noch auf der Straße war." Für ihn habe es damals nur die Flucht aus Fulda gegeben, erinnert sich Zint. Ein äußerst karger Kulturboden sei zu beackern gewesen, deshalb verdiene die Kreuz-Crew auch das "große Kulturverdienstkreuz am Bande".

Später habe er etliche Konzerte der Extraklasse trotz der Nachbarschaft von "Dr.horror.c. Dyba" im Kreuz genossen und die "Frieden stiftende Wirkung des Kreuz-Bieres" erlebt. Im Kreuzsaal, wo einst das gutbürgerliche Publikum großformatige Schnitzel aus der hauseigenen Schlachterei verzehrte, traten so illustre Bands und Interpreten wie die Toten Hosen, Fehlfarben, Eric Burdon, Nina Hagen, Helge Schneider, die Ärzte - und traditionsgemäß in jedem Wahlkampf Joschka Fischer - auf. Letzterer attestierte dem überregional bekannten Auftrittsort, ein "Lichtblick in der schwarzen Hölle Fuldas" zu sein.Als sich das junge "Kollektiv" von Fuldaer Fachhochschulabsolventen 1977 auf die Suche nach einem Lokal machte, in dem sie den Anspruch von gemeinsamem Leben und Kulturarbeit im Team umsetzen konnten, waren sie von der Gaststätte mit dem martialischen Namen "Eisernes Kreuz" eher abgestoßen.

Aber der Mangel an Ausgehmöglichkeiten für Fuldaer Studenten und das nicht existente kulturelle Angebot gaben den Ausschlag für die Eigeninitiative des im Kern bis heute bestehenden "Kollektivs". Ein Hilfsersuchen an erfahrenere "Kulturschaffende" wie die Batschkapp-Betreiber wurde rüde abgeschmettert. "Uns Neulingen aus der Provinz wollte man in Frankfurt keinen heißen Tipp geben", erinnert sich Ernst Sporer. So wurstelte man sich nach der Methode "trial and error" durch und verbuchte trotz manchem Flopp jährlich mehr Besucher - auch aus dem Rhein-Main-Gebiet - und ausverkaufte Konzerte.

Zum ersten Mal bis zur Sperrstunde ins "Kreuz" zu dürfen, ist ein in Fulda und Umgebung anerkannter Initiationsritus - jeder Jugendliche fühlt sich fast erwachsen, wenn er sich anschickt, Stammgast in der Szene-Kneipe zu werden. Auch DJ Norbert Geier alias Mini erinnert sich an viele solcher "Erstbesucher", denen um Mitternacht beinahe die Augen zufielen. "Aber die müssen durchhalten, weil sie sich ja das Ausgehen hart erkämpft hatten".

Bis heute merkt man den Kreuz-Mitarbeitern ihre sozialpädagogische Vergangenheit an: die 14-Jährigen stehen unter besonderer Obhut und werden notfalls auch mal nach Hause gefahren. Die ganz jungen Gäste der Kreuz-Disko am Wochenende danken es dem mittlerweile angegrauten Stammpublikum nicht immer mit Respekt. Der leicht schütterhaarige Dieter, der schon 1977 seinen Monatslohn in Kreuz-Bier umsetzte, erzählt empört: "Als ich kürzlich mal wieder zu einer Vernstaltung ins Kreuz ging, hör ich so einen Milchbart hinter mir stöhnen, `jetzt kommen die schon zum Sterben hierher` ".+++


Der Saal: Stehtische und Kisten zum Setzen

Die Treppenbebauungen wurden für mehr Platz auf der Tanzfläche abgebaut. Auch die Treppe zum DJ-Pult fehlt.




Neue Polster für eine gemütlichere Atmosphäre im Café.

Die Kneipe, in den ursprünglichen Farben von 1977.


"Auch die Bilder von damals hängen wieder."



Norbert Geier, Mitgesellschafter, (li.) freut sich schon auf den 30. Geburtstag des Kreuzes im nächsten Jahr. - folgende Fotos: Daniel Kister




Der neue Geschäftsführer Jochen Meister.













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