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Eröffnung der Doppel-Ausstellung in der überfüllten Kapelle des Vonderau-Museums - Alle Fotos: Alois Hofmann

Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller bei seiner Begrüßungsrede

09.09.06 - Fulda

Deutsch-tschechische kulturhistorische Ausstellung im Vonderau-Museum eröffnet

Mit einer eindrucksvollen Veranstaltung in der Kapelle des Vonderau-Museums Fulda wurden am Freitagabend die deutsch-tschechische kulturhistorische Ausstellung „Kde domuv muj...- Wo ist meine Heimat...“ und die lokal-zeitgeschichtliche Gedächtnisausstellung „Leitmeritz – 60 Jahre Vertreibung“ eröffnet. Einen besonderen Charakter erhielt die Ausstellungseröffnung durch die Anwesenheit zahlreicher Bürgerinnen und Bürger aus dem heutigen tschechischen Litomerice/Leitmeritz, an der Spitze Oberbürgermeister Mgr. Ladislav Chlupac.

Fuldas Oberbürgermeister Gerhard Möller, der in der überfüllten Museumskapelle auch viele prominente Gäste aus seiner Stadt und der Region begrüßen konnte, wies in seiner Eröffnungsrede auf die ungeheure logistische und humane Leistung hin, mit der in den Nachkriegsjahren insgesamt mehr als 50 000 Flüchtlingen und Vertriebenen im damaligen Durchgangslager in der Fuldaer Rabanusstraße die Grundlage für einen Neuanfang gegeben wurde.

Möller würdigte die außergewöhnliche Tatsache, dass die in den sechziger Jahren von Stadt und Kreis Fulda übernommene Patenschaft über die aus dem nordböhmischen Leitmeritz Vertriebenen im Jahre 2001 in eine Städtepartnerschaft zwischen Fulda und dem heute tschechischen Litomerice/Leitmeritz mündete.

In den osthessischen Raum waren damals Transportzüge mit ca. 3000 Vertriebenen aus Stadt und Kreis Leitmeritz gekommen, von denen ca. 1200 in Fulda selbst eine neue Heimat fanden. Fuldas Oberbürgermeister bezeichnete den Charakter der Doppelausstellung als besonders bemerkenswert, nämlich die Einbettung einer anspruchsvollen übernationalen Darstellung in den Kontext lokaler Erinnerungen. Am 6. September 1946 war der größte Transport mit vertriebenen Leitmeritzern in Fulda angekommen. Diesem Jahrestag ist der kleinere Teil der Doppel-Ausstellung gewidmet, die in Form einer Gedächtnisausstellung an Ankunft, Integration und Beitrag der Leitmeritzer für die Entwicklung der Stadt Fulda erinnert.

Der 1. Bürgermeister von Leitmeritz Ladislav Chlupac sprach die leidvolle Geschichte beider Völker an und erinnerte an die Nowendigkeit, dass Tschechen und Deutsche aus der Geschichte im Interesse einer guten Zukunft zu lernen hätten. Als ein Zeichen für das zukunftsgerichtete Lernen aus der Geschichte sah er auch die Tatsache, dass der junge Frauenkammerchor Cantica Bohemica Leitmeritz und Mitglieder des Kammerorchesters der Jugend Fulda mit ihren Leitern Prof. Dr. Vladimir Frühauf und Regionalkantor Ulrich Moormann die gemeinsame musikalische Gestaltung der Ausstellungseröffnung übernommen hatten.

Auch die Kreisbeigeordnete des Landkreises Fulda Ulla Döppner sprach in ihrem Grußwort von der Wichtigkeit der europäischen Ausrichtung der Beziehungen zwischen Deutschland und seinem Nachbarn Tschechien.

Im Mittelpunkt des eröffnenden Abends stand eine Einführung in die Ausstellung „Kde domov muj... – Wo ist meine Heimat...“ durch den Historiker Werner Imhof von der deutsch-tschechischen Stiftung „Brücke/Most“, die ihren Sitz in Dresden hat und Enwickler und Träger der Ausstellung ist. Die bereits in zahlreichen deutschen und tschechischen Städten (u. a. Dresden, Potsdam, Berlin, Reichenberg/Liberec, Prag) mit großem Erfolg gezeigte Exposition hat sich zum Ziel gesetzt, die deutsch-tschechische Geschichte unter dem besonderen Blickwinkel von Gemeinsamkeiten bis in die Gegenwart zu präsentieren.

Auf den Ausstellungstafeln wird die deutsch-tschechische Symbiose in der Literatur, Musik und Bildenden Kunst sowie in Wirtschaft, Gesellschaft und Politik dargestellt. Im Mittelpunkt stehen Persönlichkeiten, die sich auf beiden Seiten als Grenzgänger zwischen den Kulturen dem Nationalismus widersetzten und „Brückenbauer“ zwischen Deutschen und Tschechen wurden. Wesentliche Ziel der Ausstellung ist es, diese Tradition bewusst zu machen und in die Zukunft fortzuführen in einem Europa, in dem Tschechen und Deutsche gleichberechtigte Partner und gute Nachbarn sind.

Jost-Ernst Köhler, 1. Vorsitzender des Freundeskreises Fulda-Leitmeritz/Litomerice e. V., zusammen mit der Stadt Fulda Träger des bemerkenswerten Ausstellungsprojektes, dankte in seiner Schlussansprache den zahlreichen Mitinitiatoren, Ratgebern und Sponsoren, u. a. dem Vonderau-Museum Fulda, Stadt und Landkreis Fulda, dem Deutsch-Tschechischen Zukunftsfond, der Sparkassen-Stiftung, dem Heimatkreisverband Leitmeritz e. V. und dem Hessischen Sozialministerium. Namentlich nannte er auch den früheren Oberbürgermeister Dr. Wolfgang Hamberger, der an der Gestaltung des Rahmenprogrammes einen wesentlichen Anteil hat.

Herausragende musikalische Akzente zur Eröffnungsveranstaltung setzte der Frauenkammerchor „Cantica Bohemica“ aus Leitmeritz, der – begleitet von Mitgliedern des Fuldaer Kammerorchesters der Jugend – Nocturni von Wolfgang Amadeus Mozart sowie weitere deutsche und tschechische Kompositionen sang.

Am heutigen Samstag wird der Chor ein Konzert in der Landesmusikakademie Hessen in Schlitz ein Konzert geben (20 h) und auch am Sonntagmorgen im Kathedralamt (9.30 h) im Dom zu Fulda auftreten.

Bemerkenswertes Rahmenprogramm zur Ausstellung:

So findet u. a. am heutigen Samstag (9.9.06, 10.30 h) im Vortragssaal des Vonderau-Museums ein Podiumsgespräch mit Prof. Adolf Hampel (Gießen) und Dr. Milos Raban (Hejnice/Haindorf) zum Thema „Bedeutung der tschechischen Kirchen heute“ statt. Am Dienstag, dem 12.9.06 wird in der Reihe „Literatur im Stadtschloss“ die Autorin Herma Kennel aus ihrem Buch „BergersDorf“ lesen, das die deutsch-tschechische Zeitgeschichte zum Inhalt hat. Am Nachmittag des gleichen Tages liest die Schriftstellerin im Fürstensaal des Stadtschlosses (15.30 h) für Kinder aus ihren Büchern „Der Zirkusbär“ und „Die Pfeffermaus“ (Sitzkissen mitbringen!).

Am 13.10.06 findet in der Kapelle des Vonderau-Museums eine Podiumsdiskussion zum Thema „Das Bild der Deutschen bei der tschechischen Jugend“ mit Teilnehmern aus Tschechien und Deutschland statt. Auch der Fuldaer Schriftsteller Gerold Effert, der aus dem Sudetenland stammt, wird im Fürstensaal lesen (6.10., 20 h), und zwar aus seinen Büchern „Unter dem Vogelbeerbaum“ und „Die Zeit im Wiesengrund“. Im Vonderau-Museum gibt es während der Dauer der Ausstellungen (bis 22. Oktober, Öffnungszeiten 10 bis 17 Uhr, freier Eintritt) weitere Begleitveranstaltungen, die Volkshochschule Fulda bietet tschechische Sprachkurse und auch Kochkurse „Böhmische Küche“ an. +++


Kreisbeigeordnete Ulla Döppner sprach für den Landkreis Fulda

Der Historiker Werner Imhof von der deutsch-tschechischen „Brücke/Most-Stiftung“ bei seinen Erläuterungen zur Ausstellung


Unter den Gästen: Fuldas früherer Stadtverordnetenvorsteher Heinz Gellings und Ex-OB Dr. Wolfgang Hamberger

Der 1. Bürgermeister von Litomerice/Leitmeritz Ladislav Chlupac bei seiner Ansprache


Herausragender Chorklang: Der Kammerchor „Cantica Bohemica“ Leitmeritz

Jost-Ernst Köhler vom Freundeskreis Fulda-Leitmeritz/Liomerice e. V. bei seinem Schlusswort


Gelebte Partnerschaft und zukunftsgerichtete Versöhnung: Die hochbetagte, blinde Emma Schwarz, vor 60 Jahren aus Leitmeritz nach Fulda vertrieben und noch heute der tschechischen Sprache fließend mächtig, bekam im Anschluss an die Eröffnungsfeier vom tschechischen Kammerchor spontan ein Ständchen.

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