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Das bislang größte Projekt des Landschaftspflegeverbandes "Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ ist das Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Rhönhutungen“, bei dem mehr als fünf Millionen Euro in den Erhalt der Kulturlandschaft Rhön fließen. Vor allem fördert dieses Großprojekt die Schafzucht und die extensive Beweidung naturschutzrelevanter Flächen mit den Schafen. - Foto: BRR-Mediendienst Rhön/Kallenbach

05.10.06 - Kaltensundheim

Seit 15 Jahren: „Runder Tisch für die Natur“ als ein Erfolgsmodell

In den kleinen Räumen der Kaltensundheimer Geschäftsstelle haben Geschäftsführerin Petra Ludwig, Diplombiologin Julia Gombert und die Projektbetreuer Kerstin Döll und Dr. Reinhard Breunung alle Hände voll zu tun. Sie alle sind für den Landschaftspflegeverband „Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ tätig und koordinieren von hier aus die zahlreichen Projekte. Bereits seit 15 Jahren leistet der Verband eine engagierte Arbeit im Sinne des Naturschutzes und der Regionalentwicklung.

Als die Rhön 1991 zum UNESCO-Biosphärenreservat erklärt wurde, schlug auch die Geburtsstunde für den Landschaftspflegeverband. Schließlich wurde ein Verein in der Thüringer Rhön benötigt, der fachlich dazu in der Lage ist, Projekte umzusetzen, die dem Landschaftsschutz und der Landschaftsentwicklung dienen und der nebenbei dazu berechtigt ist, Fördermittel zu empfangen und weiterzuleiten. 21 Landeigentümer sowie Vertreter der Landwirtschaftsbetriebe und des Naturschutzes hatten während der Gründungsversammlung auf dem Katzenstein ihren Beitritt erklärt. Heute sind es 175 – eine Zahl, die belegt, wie wichtig die Arbeit des Landschaftspflegeverbandes ist und wie das Anliegen des Biosphärenreservates Rhön – trotz teilweise unterschiedlicher Ansichten – auf breiten Schultern verteilt Wirklichkeit wird.

„Unser Ziel war es von Anfang an, einen runden Tisch für die Natur zu schaffen“, sagt Geschäftsführerin Petra Ludwig. „Und so etwas geht nur, wenn alle Interessensvertreter gemeinsam beraten“, fügt sie hinzu. Im Übrigen findet sich die Dreierverteilung zwischen Landeigentümern, Landwirtschaftsbetrieben und Naturschutzvertretern auch im Vorstand des Vereins wieder.

Das Modell eines Landschaftspflegeverbandes wurde in der Thüringer Rhön nicht neu erfunden. Ursprünglich stammt es aus Mittelfranken. Inzwischen gibt es rund 130 solcher Landschaftspflegeverbände in ganz Deutschland, wobei natürlich jeder Verband sein eigenes Profil aufweist, weil jede Region ihre Besonderheiten hat. Der Landschaftspflegeverband „Biosphärenreservat Thüringische Rhön“ betreut die gesamte Gebietskulisse im Thüringer Teil des Biosphärenreservates Rhön und ist damit Landkreis übergreifend im Wartburgkreis und im Landkreis Schmalkalden-Meiningen tätig. „Wir legen großen Wert darauf, dass wir alle unsere Mitglieder, aber auch die Kommunen und die beiden Landkreise über unsere Vorhaben informieren. Wir müssen immer eine fachliche Begründung für unser Tun geben, dann verstehen die Menschen auch den Sinn“, weiß Petra Ludwig. Und oft, ergänzt Diplombiologin Julia Gombert, müssen Kompromisse gefunden werden. „Aber das gelingt meistens, vor allem wenn man direkt miteinander spricht“, ist ihre Erfahrung.

Die Arbeit des Landschaftspflegeverbandes ist meist nicht sofort zu messen. „Wir haben die Nachhaltigkeit im Auge, wenn wir bestimmte Projekte umsetzen“, erklärt Petra Ludwig. Oft erkennen die Menschen dann erst nach Jahren, wie wichtig es war, hier eine Hecke zu entfernen oder dort eine Fläche intensiv mit Schafen und Ziegen zu beweiden.

In der Vergangenheit hatten die Mitarbeiter in der Geschäftsstelle alle Hände voll zu tun, um im Rahmen des Vertragsnaturschutzes Verträge abzuschließen. Das betraf oft Privatpersonen und Kommunen. Außerdem haben sie die landwirtschaftlichen Betriebe der Region bei der Umsetzung des Kultur- und Landschaftsplanes unterstützt. Hier ging es konkret um exakte zeitliche Beweidungspläne, damit sich einzelne Pflanzen gezielt vermehren können, um den Düngerverzicht oder die Düngerreduzierung auf gewissen Flächen, um die Feuchtflächenpflege, um das Thema Streuobst oder um die Beweidung mit Schafen auf Trockenrasen.

Das bislang größte Projekt, das Naturschutzgroßprojekt „Thüringer Rhönhutungen“ (siehe Foto oben) , betreuen die Mitarbeiter des Landschaftspflegeverbandes, allen voran Petra Ludwig und Julia Gombert, bereits seit Dezember 2002. Für insgesamt 5,65 Millionen Euro wird es nun in die Praxis umgesetzt. Das Bundesumweltministerium hat dafür einen 75-prozentigen Anteil bereitgestellt. Weitere 15 Prozent der Gelder kommen vom Freistaat Thüringen. Den zehnprozentigen Eigenmittelanteil stellen die beiden Landkreise Wartburgkreis und Landkreis Schmalkalden-Meiningen zur Verfügung. Sinn des Naturschutzgroßprojektes ist der Erhalt der für die Rhön so typischen Kalkmagerrasen. Der Schwerpunkt, erläutert Petra Ludwig, liegt dabei auf dem Schutz, dem Verbund und der dauerhaften Entwicklung dieser einzigartigen Trockenbiotope. Auf den Flächen wurden alleine 33 Heuschrecken- und 106 verschiedene Vogelarten nachgewiesen. Unter ihnen sind die Heidelerche und der Raubwürger. Viele Orchideen, Enzianarten, die Küchenschelle oder die Silberdistel gedeihen ebenfalls hier. Letztlich leistet das Großprojekt also auch einen aktiven Beitrag zum Artenschutz.

Zunächst wird der Entbuschung einzelner Teilflächen besonderes Augenmerk zukommen. Mit dem Fördergeld soll sogar eine Ziegenherde angeschafft werden. In die Förderung der Schaf- und Ziegenhaltung fällt auch die zahlenmäßige Aufstockung bereits vorhandener Tierbestände, die Sanierung und Neuinstallation von 26 stationären Viehtränken und das Wiederherstellen ehemaliger Triebwege. Bislang, listet Julia Gombert auf, wurden 16 Zuchtschafböcke und 650 Zuchtlämmer angekauft, die betreffenden Betriebe mit Zaunmaterial ausgestattet und mit dem Bau eines neuen Schafstalles begonnen. Im Herbst dieses Jahres werden neue Pflegemaßnahmen starten, kündigt Petra Ludwig an.

Neben der umfangreichen Arbeit im Dienste der Natur beschäftigen sich die Mitarbeiter in der Kaltensundheimer Geschäftsstelle aber noch mit weiteren Themen. Julia Gombert „füttert“ zurzeit die neue Homepage unter der Adresse www.thueringer-rhoenhutungen.de mit neuen Inhalten. Außerdem beteiligen sie sich an dem Projekt des Dermbacher Gründerzentrums, in Zukunft neue Perspektiven für die Schafwolle zu entwickeln. Zusätzlich geht es um die Erstellung von Weideplänen für die landwirtschaftlichen Betriebe oder um die Beratung über eine mögliche Förderung. „Wir haben also alle Hände voll zu tun“, sagt Petra Ludwig. +++

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