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Hans Kreutzer - Fotos: Dominik Bortz

Kurt Hanselmann

10.11.06 - Gelnhausen

Gedenkenkveranstaltung zur Erinnerung an Jüdische Gemeinde in Meerholz

An die Meerholzer Judengemeinde erinnerten Hans Kreutzer und Kurt Hanselmann vom Geschichtsverein am Donnerstagabend in einer Gedenkveranstaltung im Hof des Anwesens Erbsengasse 2, wo sich bis 1963 die ehemalige Meerholzer Synagoge befand. Die Verantwortlichen vom Meerholzer Geschichstverein sehen es von jeher als Berufung, an die Opfer und deren Leid zu erinnern. Sie scheuten keine Kosten und Mühen und weihten am 09. November 2002, in Anwesenheit von Walter Stern, dem Sohn einer angesehenen Meerholzer jüdischen Familie und seiner Familienangehörigen, eine Bronzetafel ein.

Seitdem veranstaltet man in jedem Jahr am selben Tag eine Erinnerungsandacht, die von der evangelischen, der evangelisch-freikirchlichen und der katholischen Kirche sowie dem Geschichtsverein und der Stadt Gelnhausen veranstaltet wird. Neben zahlreichen Anwohnern legten seitens der städtischen Gremien Stadtverordnetenvorsteher Günter Engel, Stadtrat Hans-Dieter Ullrich und SPD-Bürgermeisterkandidat Thorsten Stolz einen Stein vor der Tafel ab, um ihr Mitgefühl mit dem schlimmen Schicksal der Juden zu bekunden.

Kurt Hanselmann war den Tränen nahe, als er die Namen derer verlas, die „auf unsinnige Art und Weise, nur wegen ihrer Zugehörigkeit“ ihr Leben lassen mussten. Pfarrerin Christiane Luckhardt, Pfarrer Michael Lapp und der Jugendleiter der evangelischen Kirchengemeinde, Andreas Kaufmann, gedachten zuvor mit Gedichten und Versen der Opfer des Holocaust. Dazwischen wurde in Gedenkminuten in Schweigen verharrt.

„Wir haben bewusst alle Namen aufgeschrieben, die wir erfahren konnten, um die Tafel als Andenken an alle diese Familien zu sehen, nicht nur an die, welche durch die Nazis umkamen und deren Namen wir auch nicht verbindlich wissen,“ betonte Kurt Hanselmann. Auf der Bronzetafel findet sich ein Reliefbild mit der Abbildung der ehemaligen Synagoge, Sprüche aus der Bibel und auf der rechten Tafel die Namen der bis in die Dreißiger Jahre in Meerholz lebenden Juden. Hergestellt wurde das Erinnerungsstück vom Glockengießer Rincker in Sinn bei Herborn..

„Angeblich sollen es die meisten Juden noch vor dem Holocaust geschafft haben, Deutschland lebend zu verlassen,“ vermutete Hans Kreutzer. Im Holocaust zur Zeit des Nationalsozialismus wurde etwa sechs Millionen Juden und auch andere Volksgruppen unter menschenunwürdigen Bedingungen ermordet. Da auch andere Volksgruppen umkamen, unterscheidet sich der Holocaust aufgrund seiner Ziele und seiner Systematik wesentlich von der Verfolgung politischer Gegner. Nichts, was sie selbst hätten tun oder unterlassen können, nur Glück oder Zufall, konnte ihr Leben retten, wenn sie in die Hände des nationalsozialistischen Machtapparats fielen.

„Die Meerholzer Synagoge wurde 1938 nicht beschädigt, da sie zu diesem Zeitpunkt an eine deutsche Familie verkauft war, lediglich der Totenwagen - auf dem die Juden ihre Verstorbenen zum Friedhof nach Niedermittlau brachten - wurde von eifrigen Meerholzer >Braunen< angezündet,“ erläuterte Kreutzer. Das Gebäude rechts vom Hof in der Erbsengasse beherbergte die ehemalige Judenschule, die allerdings später aufgestockt wurde und deren Zustand man nun nicht mehr als „Original“ bezeichnen könne. Als besonderes Ereignis aus dieser Zeit präsentierte Hans Kreutzer eine jüdische Estherrolle, die er vor einiger Zeit von der Bad Nauheimerin Christel Hein überreicht bekam. Auch der letzte in Meerholz geborene Jude, Walter Stern, nahm an der Gedenkstunde teil. Er kam im Jahre 1914 in der Neugasse auf die Welt. (Dominik Bortz) +++


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