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11.01.07 - Nentershausen

Lothar SCHMIDT in den Ruhestand verabschiedet - "Ortsgeschichte"

Nach 24 Jahren Amtszeit verabschiedete sich der ehemalige Bürgermeister von Nentershausen (Landkreis Hersfeld-Rotenburg), Lothar Schmidt (60, im Bild) endgültig in den Ruhestand. Schmidt (SPD), ein waschechter Nentershäuser, galt in vielerlei Hinsicht als der Typus eines modernen Verwaltungschefs, eines Gemeinde-Managers. Mit 35 wurde er als einer der jüngsten Bürgermeister gewählt. Seine Amtsgeschäfte hat zum 1. Januar 2007 Ralf Hilmes (SPD), ebenfalls aus Nentershausen übernommen. Hilmes hatte die Bürgermeisterwahl im ersten Wahlgang mit einer absoluten Mehrheit von über 71 Prozent gewonnen.

Lothar Schmidt wurde am gestrigen Mittwochabend in den Ruhestand verabschiedet. Nachfolgend veröffentlicht osthessen-news. die Dankesrede von Landrat Dr. Karl-Ernst Schmidt (CDU), jahrelange Wegbegleiter Schmidts in der Nentershäuser Kommunalpolitik:

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hilmes,

verehrte Gäste,

liebe Frau Schmidt, liebe Familie Schmidt,

sehr geehrter Herr Bürgermeister Schmidt,

Lieber Lothar,

zunächst möchte ich Dir ganz herzlich zu Deinem heutigen 60. Geburtstag gratulieren. Glück und Gesundheit und Gottes Segen. Und lange Jahre im Kreise Deiner Lieben.

Lieber Lothar,

wenn wir Dich heute in den Ruhestand verabschieden, dann ist das ein ganz kleinwenig so, als würden wir ein Stück Nentershausen verabschieden. Für 24 Jahren warst Du Bürgermeister dieser Gemeinde. Damals, 1982, wurdest Du erstmals gewählt. Das war das selbe Jahr, als Helmut Kohl Bundeskanzler wurde. Das ist sehr bezeichnend, denn es gibt eine Reihe von Tugenden, die beide, Lothar Schmidt und Helmut Kohl, so meine ich, gemeinsam haben.

Da ist zunächst einmal das Beharrungsvermögen.

Lieber Lothar, was Du einmal für richtig erkannt und verinnerlicht hast, dass willst Du auch umsetzen. Zielstrebig, geradeaus und möglichst schnell. Wenn etwas – ausnahmsweise einmal – nicht sofort geht, aus welchen Gründen auch immer, dann wird es vielleicht zurückgestellt, aber sicher nicht vergessen!

Als nächstes ist dann die politische Beschlagenheit zu nennen, und zwar im positiven Sinne. Wenn etwas nicht linksherum geht, dann geht es vielleicht rechtsherum. Hauptsache, es bewegt sich auf das Ziel zu, das angestrebt ist. Im besten Sinne des Wortes nennt man das Cleverness.

Als drittes möchte ich die Zuverlässigkeit nennen. Wer Dich als Verantwortungsträger erlebt hat, der weiß: Ein Ja ist ein Ja. Darauf kann man bauen. Er weiß im Gegenzug aber auch, dass Nein auch nein bedeutet.

Auch darauf kann man sich dann verlassen. Und beides ist gut so!

Diese und andere Tugenden - und dazu gehören Fleiß, Geselligkeit und auch Humor - die alle auch Helmut Kohl nachgesagt werden, haben Dir in den 24 Jahren als Bürgermeister sicher geholfen, Deinen Weg zielstrebig und geradlinig zu gehen.

Denn Bürgermeister für mehr als zwei Jahrzehnte zu sein und zu bleiben,

das ist wahrlich nicht einfach und schon gar keine Selbstverständlichkeit.

Hatten wir in den zurückliegenden 24 Jahren mit Helmut Kohl, Gerhard Schröder und jetzt Angela Merkel bereits drei Bundeskanzler, so hatten wir in der selben Zeit nur einen Bürgermeister in Nentershausen.

24 Jahre Bürgermeister, das mag - im geschichtlichen Maßstab betrachtet -

eine relativ kurze Zeitspanne sein, aber als Amts- und Arbeitszeit ist es eine lange Zeitspanne.

Lieber Lothar,

Du wurdest vier Mal gewählt: Zunächst zwei Mal von der Gemeindevertretung, danach in zwei Direktwahlen von den Nentershäuser Bürgern. Alle Wahlen hast Du mit Bravour gemeistert !

Das Vertrauen der Bürgerinnen und Bürger, das hast Du Dir mit Leistung und Einsatz erworben und auch bewahrt, aber auch mit Verständnis und Loyalität.

Und vor allem damit, dass Du mit den Füßen auf der Erde und einer von ihnen und von uns geblieben bist !

Meine sehr geehrten Damen und Herren,

verehrte Gäste

Die Politik – ob im Kleinen oder im Großen – steht unter dem Gesetz von Kontinuität und Wandel. Der heutige Anlass macht uns dies wieder einmal bewusst: Lothar Schmidt nimmt Abschied von seinem Amt. Dies ist eine Zäsur, ein tiefer Einschnitt, weil Nentershausen und Lothar Schmidt für eine lange Zeit eine feste und selbstverständlich gewordene Einheit bildeten. Ja es gibt eine ganze Reihe von Bürgerinnen und Bürger in der Großgemeinde Nentershausen, die haben nie etwas anderes gekannt als eben diesen Lothar Schmidt als ihren Bürgermeister. Es wird eine Weile dauern, bis alle realisiert haben, dass es jetzt einen Neuen im Rathaus gibt, der die Geschicke lenkt, nämlich Ralf Hilmes.

Sehr geehrter Herr Bürgermeister Hilmes, ich wünsche Ihnen alles Gute, viel Erfolg und vor allem die Gelassenheit und Ruhe, aber auch die Triebkraft und Schaffenskraft Ihres Vorgängers.

Verehrte Gäste,

In der Demokratie werden Macht und Mandat nur auf Zeit verliehen. Und - es liegt zu allererst aber auch abschließend – Allein beim politisch Tätigen, zu entscheiden, ob er kandidiert,ob er erneut kandidiert, oder aber ob er verzichtet.

Lieber Lothar,

Du hast verzichtet, Du hast entschieden, dass Du aufhörst – nach 24 Jahren im Amt. Dies haben wir zu akzeptieren und zu respektieren. In diesen 24 Jahren sind wir beide, Lothar Schmidt und ich, kommunalpolitisch eine lange gemeinsame Wegstrecke in Nentershausen gegangen. Gut 16 Jahre war ich Mitglied der Nentershäuser Gemeindevertretung, davon 14 Jahre in der Amtszeit von Lothar Schmidt. Den ganz überwiegenden Teil dieser Zeit habe ich die CDU-Fraktion verantwortet. Es waren gute Jahre, es waren Jahre, an die ich mich gerne erinnere, und es war ein Engagement, das ich gerne und mit Freude wahrgenommen habe, und es sicher auch eine Zeit, die auch für meine heutige Arbeit als Landrat wichtig war und ist. Das Allerwichtigste dabei aber war, wie wir miteinander umgegangen sind: Anständig und fair

und im gegenseitigen Respekt voreinander.

Bei allen politisch Unterschieden, die es hier und da gab, haben wir es hier in Nentershausen immer verstanden, in der Sache zu streiten, uns auseinanderzusetzen, uns dabei aber persönlich und menschlich zu achten – und zu schätzen. Und das ist bis heute so geblieben ! Dazu hast Du einen wesentlichen Beitrag geleistet ! Das ist – leider - nicht überall so, und da weiß ich, wovon ich rede – das ist auch nicht selbstverständlich und deshalb sage ich das an dieser Stelle.

Lieber Lothar,

Ich kann mir vorstellen, dass der Schritt ins Pensionärsleben für Dich auch mit zwiespältigen Empfindungen verbunden ist. Einerseits ist es sicher auch ein wenig Erleichterung, vielleicht sogar Befreiung, mit der Amtswürde auch eine kräftezehrende Bürde ablegen zu können.

Andererseits bedeutet es auch einen Verlust und eine Trennung von einem Stück des eigenen Ichs, eine so lange und erfolgreich erfüllte Aufgabe abzugeben. Wer sein Amt ernst nimmt, fühlt auch, wie der Schriftsteller Siegfried Lenz sagt, die "Freuden der Pflicht".

Es gehört zu den schönen und motivierenden Seiten eines politischen Amtes, anderen Menschen in einer scheinbar aussichtslosen Lage geholfen, Vernünftiges auf den Weg gebracht oder weniger Vernünftiges verhindert zu haben. Beides ist Dir gelungen ! Und dafür sagen ich als Landrat, aber auch als Bürger von Nentershausen und ganz persönlich herzlichen Dank !

Meine guten Wünsche gelten jetzt Deinem Ruhestand, der wohl ein Unruhestand werden wird, wie wir es in der HNA bereits nachlesen konnten. Dass er so erfolgreich verlaufen möge wie Dein Politisches Leben, ist mein herzlicher Wunsch. Mit Würde Abschied zu nehmen, erfordert die Fähigkeit, sich damit abzufinden, dass die Erinnerung an das Geleistete unwiderruflich Geschichte wird.

Lothar Schmidt,

Du hast Geschichte gemacht, hier in Nentershausen, und Du wirst in die Geschichte eingehen mit einem besonders erfolgreichen und lesenswerten Kapitel.

Alles Gute und einen lebhaften Ruhestand im Kreise Deiner Familie. +++

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