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Den Bezug der heiligen Elisabeth zur Rhön stellte Prof. Dieter Wagner (Künzell) mit einem Bild der Kulturpreisträgerin Agnes Mann, Poppenhausen/Rhön her. Ihr Bild der Heiligen Elisabeth ist ganz anders, nämlich sehr modern.

Auf der 43. Hauptkulturtagung des Rhönklub wurden zwei Justus-Schneider-Medaillen an Gerhard Sandfort, Fulda und Gerhard Muth, Sterbfritz, überreicht.

26.03.07 - Volkersberg

43. Kulturtagung des Rhönklub ganz im Zeichen der Heiligen Elisabeth

Ganz im Zeichen der Heiligen Elisabeth stand die diesjährige Kulturtagung des Rhönklubs. Das Grundsatzreferat hielt Pater Dr. Justin Lang, OFM, aus Ulm über „Leben und Bedeutung einer Frau in der mittelalterlichen Gesellschaft“. Detailliert zeichnete er das Leben der Heiligen Elisabeth auf, die im Alter von 4 Jahren vom ungarischen Königsthron nach Eisenachauf die Wartburg gebracht worden war, um dort mit Hermann I. verlobt zu werden. Als dieser überraschend verstarb, rückte an seine Stelle sein Bruder Ludwig, dem Elisabeth schon von klein auf als Gespielin zugetan war. Sie heirateten und innerhalb kurzer Zeit gebar sie ihm 3 Kinder. Die Ehe war für damalige Verhältnisse als äußerst glücklich zu bezeichnen. Der christliche Glaube und christliche Gepflogenheiten spielten eine große Rolle. Früh schon wurde die aufopferungsvolle Nächstenliebe Elisabeths deutlich. Sie speiste Arme und Gebrechliche und leerte die Keller und Kammern, wenn Not im Land herrschte. Sie verweigerte Speisen, die nicht redlich auf die Burg gekommen waren. Sie lebte nach dem Bibelwort: „Was ihr dem Geringsten meiner Brüder getan habt, das habt ihr mit getan“. Ihre religiösen „Eskapaden“ wurden von Ludwig geduldet, bei Hofe aber nicht verstanden. Als Ludwig während eines Kreuzzuges 1227 stirbt, will niemand ihr diese Botschaft überbringen. Elisabeth beschließt, nicht wieder zu heiraten, sondern sich ganz in die Nachfolge Christi als „Schwester“ zu begeben. Sie gründet in Marburg, wohin sie gegangen war, ein Hospital und pflegt dort Kranke, vor allem Aussätzige. Dem Reichtum schwört sie völlig ab. Im Alter von nur 24 Jahren stirbt sie.

Dr. Hans Egenolf aus Erfurt sprach über die heilige Elisabeth als „Mystikerin oder prominente Aussteigerin“. In Christus sah Elisabeth die Quelle für ihre Liebe zu den Menschen. Oft sei sie im Gebet versunken. Auch habe sie ihre Krone in der Kirche abgelegt, weil dort jemand anderes mit einer Dornenkrone war. Obwohl sie als Landesfürstin „prominent“ war, habe sie sich voll und ganz den Armen und Beklagenswerten gewidmet. Zur Aussteigerin wurde sie dann völlig in Marburg, wo sie im Hospital aufopferungsvolle Dienste leistete, bis sich ihr junges Leben vollendete.

Der evangelische Theologe Pfarrer Christfried Boelter aus Waltershausen hatte sich das Thema gewählt: „Die Landgräfin und die Bauern – ein Modell der Hilfe zur Selbsthilfe“. Die Landwirtschaft im Mittelalter und Hungersnöte durch Missernten in damaliger Zeit standen am Anfang seiner Betrachtungen. Er schilderte, wie Elisabeth die Vorratskammern ihres Gatten öffnen ließ, um Hungernde vor dem Tod zu bewahren. Als sie jedoch feststellen musste, dass einige der Armen sich an diese Unterstützung gewöhnt hatten, befahl sie ihnen, wieder zu arbeiten, um sich selbst das tägliche Brot zu verdienen. Heute nennen wir das „Hilfe zur Selbsthilfe!“

Den Vortragsreigen beschloss am Samstag Jutta Krauss von der Wartburgstiftung Eisenach. Sie betitelte ihr Referat „Die heilige Elisabeth, eine europäische Heilige“. Sie wies besonders auf die Landesausstellung in Eisenach hin, die vom 7. Juli bis zum 19. November in der Wartburgstadt ihre Pforten öffnet. Die Ausstellung zeigt viele historische und künstlerische Exponate. Im Volk sei die Wartburg mehr als die Stätte Martin Luthers bekannt, der sich zur Bibelübersetzung über mehrere Monate dort aufhielt. Auch er habe voller Hochachtung von Elisabeth gesprochen. Seit ihrer Heiligsprechung im Jahr 1235 – nur 4 Jahre nach ihrem Tod, werde sie in ganz Europa verehrt.

Auf der 43. Hauptkulturtagung des Rhönklub wurden zwei Justus-Schneider-Medaillen an Gerhard Sandfort, Fulda und Gerhard Muth, Sterbfritz, überreicht. Gerhard Sandfort ist ein echter Fulder Jung, trat 1973 in den Rhönklub-Zweigverein Fulda ein. Bereits 1976 wurde er mit dem Grünen Band der Rhön ausgezeichnet. Im Zweigverein Fulda macht er sich seit Jahren nützlich als Wegewart. In Sachen Wegekennzeichnung steht er jederzeit zur Verfügung, wenn man ihn ruft. Vor einigen Jahren gelang es dem Hauptvorstand, Gerhard Sandfort als Archivar für das große Rhönklub-Archiv zu gewinnen. Hier nun liegen seine riesigen Verdienste auf kulturellem Sektor. Was er in den wenigen Jahren aus dem Sammelsurium von Zetteln und Mappen, Rhönwachten und Zeitungsausschnitten in ordentlichen Akten, fein säuberlich beschriftet, gemacht hat, das kann sich wirklich sehen lassen.

Gerhard Muth als weiterer Empfänger der Justus-Schneider-Medaille ist nur wenigen bekannt. Er zählt zu der Gattung der Bescheidenen, zu denen, die ihr Wirken nicht an die große Glocke hängen. Bereits 1977 fand Gerhard Muth den Weg in den Rhönklub-Zweigverein Sterbfritz. 1997 wurde er zum Kulturwart seines ZV gewählt und seit 1999 betreut er mit großem Erfolg auch die Seniorengruppe. Seine Arbeitsfelder sind

vor allem die Organisation von kulturellen Wanderungen, von Wanderfahrten und Busausflügen, überwiegend ins Ausland. Seit dem Jahr 2000 übt er das Amt des Gaukulturwartes im Sinngau aus. Die jährlichen Kulturtagungen im Sinngau tragen stets seine Handschrift. Die Organisation ist perfekt. Die Vorgaben, sich des Hauptthemas auch im Gau anzunehmen, werden von ihm vorbildlich befolgt. Im Augenblick richtet er sein Augenmerk auf den Deutschen Wandertag 2008 in Fulda und der Rhön und organisiert einen Heimatabend in Bad Brückenau

Den Bezug der heiligen Elisabeth zur Rhön stellte Prof. Dieter Wagner (Künzell) mit einem Bild der Kulturpreisträgerin Agnes Mann, Poppenhausen/Rhön her. Ihr Bild der Heiligen Elisabeth (links) ist ganz anders, nämlich sehr modern. Die Attribute Krone, Kreuz und Brot seien vorhanden. Das Besondere aber sei, dass es 2 Frauen gäbe. Agnes Mann habe hier deutlich machen wollen, wie Elisabeth Mauern durchbreche. Sie habe Mauern des Standes, der Nächstenliebe und der Konventionen durchbrochen. Niemals vor Elisabeth habe eine adlige Dame selbst Kranke gepflegt. Edle, reiche Frauen haben wohl Klöster oder Spitäler gestiftet, aber niemals selbst Hand an Kranke und Aussätzige gelegt.

Die Kulturtagung schloss mit einem Vortrag des Hauptkulturwartes Jürgen Reinhardt, der über die Situation der Kranken im Mittelalter berichtete. Klöster seien es im Mittelalter gewesen, die sich um Kranke und Gebrechliche kümmerten. Das Leben sei in der damaligen Zeit durch die Landwirtschaft geprägt worden. Allen sei es gleichermaßen gut bzw. schlecht ergangen. Vorratshaltung war nicht möglich, Missernten aber habe es vielfach gegeben. In den Dörfern haben sich die Bewohner gegenseitig geholfen und unterstützt. In den Städten jedoch gab es ganze Bettlerbanden. Armenhäuser waren vorhanden, sie wurden später zu Krankenhäusern. Durch Stiftungen sind Spiläler entstanden, wie z.B. in Würzburg das Juliusspital und das Bürgerspital. In unserer Gesellschaft sind daraus Seniorenheime geworden. An der Entwicklung der Krankenfürsorge erkenne man deutlich den gesellschaftlichen Wandel, der sich seit dem Mittelalter vollzogen habe. (R.R.) +++

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