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Ums Holz geht es im Wesentlichen. Alle Bestandteile sollen in die Produktion einfließen. - Fotos: Hans-Hubertus Braune

Ein großer Tag für Lauterbach und die Pfeiffer-Holzgruppe: Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller (vorne Mitte) sowie Clemens (links) und Michael Pfeifer.

30.03.07 - Lauterbach

PFEIFER-Gruppe baut 120-Mio-Euro-Holzwerk - 200 Stellen - Vertrag perfekt

Der Stadt Lauterbach (Vogelsbergkreis) ist ein großer Coup im Bereich der Industrieansiedlung gelungen. Viele andere Städte und Regionen träumen in der heutigen Zeit von Neuansiedlungen in dieser Dimension: Die mit ihrer Zentrale im österreichischen Imst ansässige Pfeifer-Gruppe investiert rund 120 Millionen Euro in ein neues Werk auf dem 50 Hektar großen Industriegelände "Rotäcker" zwischen der Kreisstadt und den Stadtteilen Maar, Reuters und Wallenrod. Für den An- und Abtransport der Baumstämme und der hergestellten Produkte wird eigens ein Bahnanschluss gebaut. "Aus unseren Erfahrungen heraus wissen wir, dass alternative Transportmittel zu den LKWs sehr wichtig sind", betonte das Unternehmen.

Bis zu 200 qualifizierte Arbeitsplätze in den unterschiedlichsten Bereichen von Ingenieuren über Facharbeitern, Forst- und Kaufleuten bis zu "fleißigen und engagierten Mitarbeitern in angelernten Tätigkeiten wie Anlagenbediener, Staplerfahrer und Sortierer" sollen in der ersten Ausbaustufe entstehen. Baubeginn ist im August dieses Jahres. Die ersten Holzlieferungen sind für den Jahresbeginn 2008 geplant und richtig losgehen soll es im Sommer nächsten Jahres. Geht es nach den Planungen der Investoren wird daran anschließend gleich weitergebaut. "Langfristig gehen wir von 400 Arbeitsplätzen am neuen Standort aus", steht es Schwarz auf Weiß in der Firmenpräsentation.

Die Pfeifer Holzindustrie zählt zu den Marktführer ihrer Branche und beschäftigt rund 1.650 Mitarbeiter an insgesamt neun Standorten in Europa. Auch die Holzindustrie Schlitz (Landkreis Fulda) gehört zur Gruppe, die 1948 von Barbara Pfeifer in Imst (Tirol) gegründet wurde. "Wir haben in Schlitz und somit in Hessen durchweg positive Erfahrungen mit Land und Leuten gemacht", sagte Ulrich Feuersinger, Geschäftsführer der Anton Heggensteller GmbH, die zur Pfeifergruppe gehört und das Projekt in Lauterbach umsetzt und führt.

Jubel und große Erleichterung herrschten natürlich auch bei Mittelhessens Regierungspräsident Wilfried Schmied, Landrat Rudolf Marx und Lauterbachs Bürgermeister Rainer-Hans Vollmöller. Schmied sagte die volle Unterstützung des Regierungspräsidiums zu und interessierte sich auch für die Produktion des Investors, der als Pionier der Holzpellets-Herstellung gilt. Rund 120.000 Tonnen des immer beliebter werdenden Heizstoffes sollen in Lauterbach jährlich produziert werden. Rund 1 Millionen Festmeter Fichten- und Kiefernholz werden in dem Sägewerk jährlich bearbeitet. Aus der anfallenden Rinde sowie aus naturbelassenen Sägeresthölzern wird in einem hochmodernen Biomasseheizkraftwerk Strom und Wärme gewonnen. Über 60 Millionen kWh Strom soll dadurch jährlich vor Ort erzeugt werden. Dies entspricht etwa der Menge, die die Stadtwerke Lauterbach im Jahr benötigen.

Die Pfeifer-Gruppe stellt in erster Linie jedoch Verpackungskomponenten und Paletten aus Holz her. Die so genannten Palettenklötze wurden von der Heggensteller GmbH in den 1970er Jahren entwickelt. Mittlerweile verkauft das Unternehmen seine Produkte weltweit bis in die USA und Asien. Die Hauptabsatzgebiete liegen indes in Deutschland, Italien und Österreich. Insgesamt möchte das Unternehmen in diesem Jahr einen Umsatz von 520 Millionen Euro erwirtschaften.

"Hessen ist eines der waldreichsten Bundesländer und liegt Mitten in Europa. Unser Rohstoff wächst hier vor der Haustüre und vorallem immer wieder nach", betont Feuersinger und verspricht neue Absatzmöglichkeiten für die regionalen Forstbetriebe und Waldbesitzer. MIchael Gerst, Leiter des Landesbetriebs HessenForst betonte in diesem Zusammenhang, dass genügend Holz vorhanden sei und sämtliche Lieferverträge eingehalten würden. Auch die kleineren Sägewerke der Region bräuchten keine Bedenken wegen der Neuansiedlung zu haben.

Ähnlich zufrieden zeigte sich auch der Landrat des Vogelsberges, der am kommenden Sonntag sein 50-jähriges Berufsjubiläum feiert und pikanterweise war seine erste berufliche Station ein Holzwerk in der Region. "Auch damals schon habe ich gespürt, wie wichtig es ist, Arbeitsplätze vor Ort zu haben", sagte Marx. Alle Entscheidungsgremien müssten nun an einem Strang ziehen, unterstrich Marx.

Dies unterstrich auch Vollmöller. Dass es die Pfeifer-Gruppe ernst meinte mit der hiesigen Ansiedlung, zeige die Tatsache, dass in Hessen keine EU-Fördermittel fließen und auch die Stadt keine Zuschüsse gezahlt habe. Auch die Erschließungskosten seien vergleichbar gering. Lediglich rund 900.000 Euro müsse die Stadt für die sogenannte äußere Erschließung für Wasser und Abwasser aufbringen. Die Pfeifer-Gruppe bezahlt die innere Erschließung, die etwa 8 bis 9 Millionen Euro verschlingen wird.

Angesprochen auf die zu erwartenden Gewerbesteuer-Einnahmen betonte Vollmöller, dass die für ihn nicht so wichtig seien. Vielmehr ginge es um die Zukunftsperspektiven der jungen Menschen in der Region. Es würden gute Arbeitsplätze entstehen, die es ermöglichen würden, eine Familie zu ernähren. Dafür habe die Stadt über Jahre extra entsprechende Flächen bereit gehalten. Umso größer war nun die Freude, dass der Traum vom neuen und zusätzlichen, produzierenden Gewerbe auf dem flachen Land geklappt hat.

"Wir sind ein Familienunternehmen und kein Konzern und deshalb greifbar", machte Michael Pfeifer, einer der Geschäftsführer bei der Pressekonferenz am heutigen Freitagmittag im Ringhotel Schuberts in Lauterbach und unterstrich, dass großen Wert auf die Einhaltung des Immissionsschutzes gelegt wird. Pfeifer möchte somit auch besorgte Einwohner der besonders betroffenen Ortschaften Wallenrod und Reuters beruhigen. "An unserem Standort Unterbernbach zum Beispiel stehen die ersten Wohnhäuser keine 50 Meter vom Werk entfernt. Und der Standort Kundl liegt in der Tourismushochburg Inntal. Da wird ebenfalls hoher Wert auf die Einhaltung gelegt. Für unser neues Werk hier in Lauterbach planen wir Richtung Wallenrod und Reuters einen begrünten Wall als Sicht- und Lärmschutz ein", so Pfeifer. Die Investoren versprachen auch, brav ihre Steuern zu zahlen. Feuersinger wörtlich: "Wenn wir keine Steuern zahlen würden, hätten wir etwas falsch gemacht". (Hans-Hubertus Braune) +++


Zählt er schon die Gewerbesteuereinnahmen? Nein, diese seien nicht so wichtig wie die Perspektiven sagte das Stadtoberhaupt.

Während einer Pressekonferenz wurde die Ansiedlung offiziell vorgestellt.


In der Nähe des Abzweigs nach Wallenrod an der B zwischen Lauterbach und Alsfeld entsteht das Werk...

...rechtsseitig der Landstraße nach Wallenrod.


Rund eine Millionen Festmeter Holz werden jährlich verwendet.

"Was, da drüben gibt es bald ein Riesen-Sägewerk?", fragten sich bestimmt auch diese Rehe heute mittag am Waldrand gegenüber dem baldigen Pfeifer-Werksgelände bei Wallenrod.


Freut sich auf neue Lieferverträge, die derzeit verhandelt werden: Michael Gerst, Leiter des HessenForst.

Ulrich Feuersinger, Geschäftsführer der zur Pfeifergruppe gehörenden Heggensteller GmbH präsentierte das Projekt.


Die Brasserie Schuberts in Lauterbachs Innenstadt schrieb Geschichte, denn hier wurden die Millionen-Verträge unterzeichnet.

Zur Feier des Tages gab es am Mittag für die Offiziellen und Pressevertreter Leckereien aus Schuberts Küche.



Pfeifer sucht hochqualifizierte Kräfte für das neue Werk.



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