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Die Fernfahrerin hat den Sekundenschlaf am Steuer schon mal erleben müssen. - Fotos: Hans-Hubertus Braune

Vera Kaster im Gespräch mit Roland Scholz, Vorsitzender der Fuldaer Sebsthilfegruppe Schlafapnoe - Chronische Schlafstörungen.
05.04.07 - Kirchheim
Tickende Zeitbombe "Sekundenschlaf": Fernfahrerstammtisch der Polizei
"Ich habe mich damals fürchterlich erschrocken und hatte danach ein schlechtes Gewissen", gibt Vera Kaster offen und ehrlich zu. Die 36-jährige Berufskraftfahrerin spricht von der großen Gefahr der Übermüdung und dem sogenannten Sekundenschlaf am Steuer. Eine lange, gerade Strecke und wenig Verkehr sei ihr damals fast zum Verhängnis geworden. Zum Glück ist sie durch die Geräusche des Seitenstreifens beim Berühren mit den LKW-Reifen wach geworden. "Wenn Du müde wirst, heisst es sofort anzuhalten. Da hilft kein Kaffee, keine laute Musik und keine Zigarette", schildert die Oberhäuserin während ihrer Rastpause auf dem SVG-Autohof in Kirchheim (Landkreis Hersfeld-Rotenburg). Seit 15 Jahren ist sie nun europaweit unterwegs und nutzte die Gelegenheit am Schopfe, sich beim Fernfahrerstammtisch der osthessischen Polizei zu informieren. "Ich finde diese Treffpunkte sehr gut. Man hat ansonsten nur sehr selten Gelegenheit, sich kompetent beraten zu lassen", freut sich die Truckerin, die für eine finnische Spedition fährt und mit den Arbeitsbedingungen dort sehr zufrieden ist.
Polizeibeamte, das Bundesamt für Güterverkehr und die Fuldaer Selbsthilfegruppe für Schlafapnoe - Chronische Schlafstörungen hatten in einem Zelt direkt am großen Parkplatz Informationsstände aufgebaut und die ankommenden Brummifahrer direkt in ihren Fahrerhäusern angesprochen. Bei Kaffee und Grillwürstchen nutzten viele Fernfahrer diese Gelegenheit, um professionele Unterstützung zu erhalten. Unter Leitung von Polizeihauptkommissar Peter Lang von der Polizeiautobahnstation Bad Hersfeld wurde auf die großen Gefahren hingewiesen. Zwar lasse sich genau feststellen, wie oft der Sekundenschlaf für einen Unfall ausschlaggebend sei, da dies sehr schwierig nachzuweisen sei. Die betroffenen Fahrer würden wegen der drohenden Strafen und Sanktionen dies nicht zugeben wollen.
"Wichtig wäre auch der Kontakt zu den Speditionen und Arbeitgebern", unterstreicht Roland Scholz von der Fuldaer Selbsthilfegruppe "Schlafapnoe Fulda und Umgebung". Oftmals seien Schlafstörungen und mangelnde Sauerstoffzufuhr während des Schlafens ein Grund für die Übermüdung. "Mit Hilfe einer nächtlichen Untersuchung könnte die Ursache oftmals herausgefunden werden", so Scholz, der sich dafür einsetzen will, dass die Speditionen die Kosten dafür übernehmen.
Vera Kaster jedenfalls hat ihre Pause in Waldhessen genutzt, um nützliche Tipps zu sammeln und nach einem leckeren Kaffee ging ihre Fahrt, die am Vorabend in Mulhouse am Dreiländereck Deutschland, Frankreich und Schweiz begann, weiter. Der Scandinavian-Kai in Lübeck wird heute ihr Ziel sein und dann geht es erst einmal in den Osterurlaub. Immer in der Hoffnung, dass sie vom gefährlichen Sekundenschlaf, der natürlich genauso gut Auto- und Motorradfahrer treffen kann, verschont bleibt. (Hans-Hubertus Braune) +++

Die Oberhauserin vor ihrem finnischen Truck auf dem SVG-Autohof in Kirchheim.


Viele Brummifahrer nutzten das freiwillige und informative Gespräch mit den Polizeibeatemn.





Allseits Gute Fahrt auf den Straßen Europas.