Archiv

05.04.07 - Fulda

Bischof ALGERMISSEN: Gründonnerstag als Verbindung von Kreuz und Eucharistie

Die zentrale Bedeutung der Eucharistie für die christliche Gemeinschaft und des geweihten Priesters für die Gläubigen hat Bischof Heinz Josef Algermissen in den Pontifikalgottesdiensten am Gründonnerstag im Fuldaer Dom hervorgehoben. In seiner Predigt am Gründonnerstagabend stellte Bischof Heinz Josef Algermissen heraus: „Das Brotbrechen in der Feier der Eucharistie ist Darstellung und Abbild des Kreuzestodes Jesu, der sein Leben für uns hingegeben hat, damit wir Leben in Fülle und Leben in Frieden finden.“ Die Verbindung von Kreuz und Eucharistie werde am Abend des Gründonnerstags unmittelbar plausibel. Von der Einheit von Kreuz und Eucharistie her falle auch neues Licht auf die Weisung Jesu: „Tut dies zu meinem Gedächtnis“. Damit könne nicht bloß gemeint sein, dass die Kirche heute einfach wiederholen solle, was Jesus beim Letzten Abendmahl getan habe, „denn zwischen dem Letzten Abendmahl Jesu und der Eucharistie der Kirche liegt das Heilsgeschehen von Tod und Auferstehung Jesu Christi.“

Zu Beginn seiner Predigt hatte der Bischof daran erinnert, dass das jüdische Pascha-Fest beim Volk Israel für den Glauben an die Befreiung aus Ägypten als eines Werkes Gottes stehe: „Nur von Gott her ist wahre Rettung zu erhoffen“. Daher werde dieses Fest seit 3.000 Jahren bis in unsere Zeit begangen. Beim Letzten Abendmahl Jesu sei der Übergang vom alten zum neuen Paschafest erfolgt. „Jesus nimmt damit vorweg, was eigentlich erst an seinem Kreuz vollzogen wird, nämlich das Pascha-Ereignis seiner Selbsthingabe in Liebe“, stellte Algermissen heraus. Jesus spreche beim Letzten Abendmahl nicht nur von seinem Leib, sondern dezidiert von seinem „Leib, der für euch hingegeben wird“, und „von seinem Blut, das für euch vergossen wird“. Somit vollziehe er beim Letzten Abendmahl sein Sterben am Kreuz voraus und verwandle es von innen her in ein Geschehen der liebenden Selbsthingabe.

An sich und von außen betrachtet sei der Kreuzestod Jesu ein rein profanes Ereignis gewesen, nämlich die Hinrichtung eines Menschen in der grausamsten der von Menschen ersonnenen Arten. „Die Heilige Schrift aber ist überzeugt, daß Jesus diese erbärmliche Gewalttat der Menschen gegen ihn in einen Akt der Hingabe für die Menschen und damit in einen Akt der Liebe umgewandelt hat.“ Vor allem Paulus habe den Kreuzestod Jesu als Sühnetod ein für allemal gedeutet. In der Aufnahme von grundlegenden jüdischen Traditionen könne man laut Bischof Algermissen im Kreuzestod Jesu sogar die Erfüllung des Versöhnungsfestes, „gleichsam den endgültigen, bleibenden und personifizierten Yom Kippur“ wahrnehmen.

Das Letzte Abendmahl Jesu und sein Kreuz gehören für den Oberhirten unlösbar zusammen. „Ohne Kreuz bliebe die Eucharistie bloßes Ritual; ohne Eucharistie wäre das Kreuz bloß ein grausames profanes Ereignis“, so habe es der heutige Papst Benedikt XVI. in einem Artikel im Jahre 2002 formuliert.

„Ohne den Tod am Kreuz wären die Abendmahlsworte Jesu in der Tat letztlich eine Währung ohne Deckung. Umgekehrt aber wäre ohne die Abendmahlsworte Jesu sein Kreuzestod eine bloße Hinrichtung ohne jeden erkennbaren Sinn.“ Sinn habe der Kreuzestod Jesu nur aufgrund der Wandlung des Todes in Liebe und Leben, wie der Kirchenvater Ephräm der Syrer im 4. Jahrhundert tiefsinnig bemerke: „Beim Abendmahl opferte Jesus sich selbst; am Kreuz wurde er von anderen geopfert“. Damit werde deutlich, dass niemand Jesus das Leben nehmen konnte, ohne dass er es selbst aus freiem Willen hingab.

Dass Kreuz und Abendmahl unlösbar zusammengehörten und dass im Letzten Abendmahl Jesu bereits vorweggenommen sei, werde eindrucksvoll im Gestus des Brotbrechens sichtbar. „Wie nämlich das Leben Jesu an seinem Kreuz zerbrochen wird, so wird beim Letzten Abendmahl und heute in der Feier der Heiligen Eucharistie der Leib Jesu Christi gebrochen“, betonte der Bischof. Dieser Zusammenhang sei in früheren eucharistischen Hochgebeten sehr deutlich zum Ausdruck gekommen, wo es geheißen habe: „Dies ist mein Leib, der für euch zerbrochen wird.“

„Den eigentlichen Ansatzpunkt für die liturgische Gestaltung des Vermächtnisses Jesu in der Urkirche bildete vor allem das Ostergeschehen“, machte Algermissen dann deutlich. Denn nach Ostern sei aus der Mahlgemeinschaft mit dem irdischen Jesus die Mahlgemeinschaft mit dem erhöhten Christus geworden, der sich aus der Ewigkeit als der auferstandene Gekreuzigte beim Mahl offenbare. Darauf weise bereits die Tatsache hin, dass die Eucharistie der Kirche seit Beginn am Sonntag gefeiert wurde. „Damit aber ist sie deutlich aus dem Gewöhnlichen des Alltäglichen und zugleich aus der täglichen Mahlgemeinschaft herausgehoben“, fuhr der Bischof fort. Die Eucharistie sei zwar ein Mahl, aber nicht irgendein Mahl, sondern ein heiliges Mahl und ein Opfermahl.

Der Sonntag als Tag der Auferstehung Jesu Christi sei zum äußeren und inneren Ort für die Feier der Eucharistie in der frühen Kirche geworden. „Die Heilige Eucharistie ist damit aus dem jüdischen Paschazusammenhang herausgenommen und in den christlichen Auferstehungszusammenhang hineingepflanzt worden, so dass das eigentliche Wesen der Eucharistie der Kirche darin gesehen wird, Fest der Auferstehung Jesu Christi zu sein.“ So führe einen der große Abend des Gründonnerstags in seiner Tiefe und mit seiner besonderen Würde zwar nicht am Karfreitag vorbei, wohl aber über ihn hinaus in das Ostergeheimnis hinein.

Eucharistie birgt Geheimnis der Gemeinschaft

„Die Eucharistie birgt als Leibgeheimnis Christi ein Geheimnis der Gemeinschaft, das Geheimnis der Kirche in sich“, hatte Bischof Algermissen am Gründonnerstagmorgen im Fuldaer Dom betont. In der traditionellen Chrisammesse, in der die heiligen Öle für die Spendung der Sakramente geweiht wurden, hatte der Oberhirte daran erinnert, dass Christus sich nicht nur eucharistisch und leibhaft an die vielen verteile. Vielmehr geschehe durch diese Verteilung die Einigung, die Vereinigung der vielen zu einem Leib, zum Leib Christi. „Durch den eucharistischen Leib baut sich der Herr je und je den Leib der Kirche auf.“

Bischof Algermissen hatte zu Beginn seiner Predigt deutlich gemacht, dass jeder der Vertreter des Presbyteriums und Diakoniums des Bistums gewissermaßen „eine unsichtbare Prozession“ in diesen Gottesdienst mit hineinführe, nämlich die Kinder und Erwachsenen, die im kommenden Jahr bei der Taufe mit dem heiligen Öl gesalbt würden, die Kranken und Sterbenden, denen sie dann mit dem heiligen Öl die Krankensalbung spendeten, die zahlreichen Firmbewerber, die sie in den kommenden Wochen und Monaten auf das Sakrament der Firmung vorbereiteten sowie auch die künftigen Neupriester, die in der Weihe mit dem heiligen Chrisam gesalbt würden.

„In der Salbung der Priesterweihe haben wir Priester unseren gemeinsamen Ursprung. Gemeinsam können wir allerdings auch nur die Sendung an diesem Stück gequälter und hoffender Welt, die unser Bistum ausmacht, erfüllen“, unterstrich der Oberhirte. Man tue gut daran, sich an diesem Gründonnerstagmorgen bei der Weihe der heiligen Öle dem von Gott geschenkten Mysterium der Einheit im Presbyterium ein wenig zu nähern. „Der Herr identifiziert sich in einer Weise mit uns Priestern, dass wir gar ‚in persona Christi’ handeln dürfen, wenn wir sprechen: ‚Das ist mein Leib, der für euch hingegeben wird… Das ist mein Blut, das für euch und für alle vergossen wird’“, fuhr der Bischof fort. Dem Herrn gehe es im Hinblick auf die Priester um eine „Totalidentifikation“.

Sodann stellte Algermissen klar, dass es nicht zwei Leiber Christi gebe. Der eucharistische Leib könne nur wie ein Ferment innerhalb seines kirchlichen Leibes enthalten sein. „Darum gibt es keine Eucharistie ohne Kirche und keine Kirche ohne Eucharistie.“ Wer über Brot und Wein die Worte spreche: „Das ist mein Leib. Das ist mein Blut“, der könne keineswegs in einer auch nur inneren Distanz zur Kirche stehen. Zum Zeichen dafür nenne der Priester ja auch bei der Feier der Heiligen Eucharistie den Namen des Papstes und des Ortsbischofs. „Für uns Priester ist die Identifikation mit der Kirche nicht eine Forderung kirchlichen Verbandsgeistes, sondern eine Konsequenz unseres Glaubens“, so der Bischof weiter. „Kirche wird zuerst für uns konkret im Presbyterium, das nicht eine Organisationsgröße ist, sondern buchstäblich eine Körperschaft.“

„Wie sieht aber nun leibhaftig diese unsere Grundbefindlichkeit als Presbyterium aus?“, hinterfragte Algermissen dann. Das Erscheinungsbild des Presbyteriums des Bistums Fulda hänge wesentlich von der Antwort auf die Fragen ab, wie man miteinander umgehe, voneinander spreche und denke, welchen Stellenwert man den kranken Mitbrüdern gebe, wie tief man an der Sorge um geistliche Berufungen mittrage und ob man auch der erste Seelsorger seines Mitbruders sei. „Wie wir im Presbyterium miteinander umgehen, so werden wir uns auch in unseren Gemeinden bewegen“, zeigte sich der Oberhirte überzeugt. Es gebe einen direkten inneren Zusammenhang zwischen dem Presbyterium und den Gemeinden vor Ort.

Die Kirche gebe daher den Priestern an diesem Tag die heiligen Öle mit auf den Weg. „Gesegnet mit einem großen Reichtum dürfen wir zu den Mühseligen und Beladenen heimkehren.“ Der heilige Chrisam, mit dem bei der Weihe die Hände gesalbt worden seien, lasse unter den Händen der Priester täglich das Wunder der heiligen Wandlung erstehen. „Wir nehmen das Katechumenenöl mit, das wir bei der heiligen Taufe verwenden. Wir dürfen mitwirken, dass sterbliche Menschen nicht nur Kinder Gottes heißen, sondern Kinder Gottes sind.“ Mit dem Krankenöl dürfe man helfen, dass die Kranken und Sterbenden in die Nähe des Kreuzes Christi rückten.

Es gehe immer um Christus, der sich den Händen der Priester anvertraue. „Wenn Christus, und daran glaube ich ganz fest, die letzte Sehnsucht aller menschlichen Sehnsüchte, wenn er die letzte Antwort auf alle menschlichen Fragen ist, dann sollte unser priesterlicher Dienst trotz aller äußeren Armseligkeit gesegnet sein vom Glanz seiner ewigen Verheißungen“, betonte Algermissen. Dazu gesalbt und gesandt zu sein, sei eine Freude. Danach dankte Bischof Algermissen den Diakonen sowie den Welt- und Ordenschristen des Bistums. Denn das Priestertum habe nur einen Sinn, wenn man es zugunsten der Schwestern und Brüder im Glauben ausübe. „Keiner von uns ist Priester für sich selbst geworden, sondern für sie. Wir haben ihnen zu danken, dass sie uns nicht an den Altären allein stehenlassen“, so Bischof Algermissen zum Schluß.+++

Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön