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"Mein Leben himmeln..." lautete der Titel des besonderen Glaubenskurses, der ersten gemeinsamen Aktivität des neuen Pastoralverbundes St. Lioba - Fotos: St. Lioba

Auf dem Programm unter anderem: Spiele der Teilnehmer, Teammitglieder und hauptamtlichen vom Bistum Fulda, darunter Jugendpfarrer Sebastian Blümel (links)...

31.05.07 - FD

"Fragen an Gott und uns - dort, wo nüscht los ist" - Martina DIETZ zu Glaubenskurs

PETERSBERG. Hinter dem - ein wenig streng klingenden - Begriff "Pastoraler Prozess", der momentan im Bistum Fulda auf Hochtouren läuft, verbirgt sich eine Art kirchlicher Gebietsreform samt Strukturwandel: wegen des Priestermangels und rückläufiger Kirchensteuereinnahmen sollen Pfarrgemeinden stärker miteinander kooperieren, sich Priester "teilen" und ihre Ressourcen gemeinsam besser ausnutzen. Dazu ist es auch notwendig, dass sich die Vorstände der Pfarreien und die Gläubigen überhaupt oder besser kennenlernen. Anscheinend gehen die neuen Pastoralverbünde diese Aufgabe unterschiedlich an.

Der neugegründete Pastoralverbund St. Lioba - zum dem rund 10.000 Katholiken der Kirchengemeinden St. Ägidius Petersberg-Marbach, St. Nikolaus und Valentin Petersberg-Steinau/Steinhaus, St. Paulus Fuda und St. Peter Petersberg gehören - hat als erste gemeinsame Aktion eine Investition in die Zukunft vorgenommen und einen Glaubenskurs für Jugendliche angeboten. Am "langen Himmelfahrtswochenende" trafen sich 50 junge Leute im Alter zwischen 15 und 19 Jahren.

Zusammen mit einer - mit 18 bis 24 Jahren kaum älteren - Teamergruppe und einigen Hauptamtlichen - befassten sich die jungen Katholiken vier Tage lang mit vielen Aspekten des Themas "Mein Leben himmeln.....". Informationen dazu und viele Fotos auch auf der Internetseite: www.himmeln.de

Die 15-jährige Schülerin MARTINA DIETZ aus Petersberg-Marbach war eine der Teilnehmerinnen und hat über ihre persönlichen Eindrücke und Gedanken während dieses Glaubenskurses einen Erlebnisbericht geschrieben, den unsere Leserinnen und Leser hier nachfolgend IM WORTLAUT finden.

„... denn unsere Heimat ist im Himmel!“ - Eines der viele Worte, das mir von den vier Tagen wohl am stärksten im Kopf hängen geblieben ist. Am Abend Christi Himmelfahrts waren wir dort, in Oberbernhards (Hilders, Kreis Fulda), wo laut einem anonymen Petersberger nun wirklich „gar nüscht los ist“ angekommen, hatten zu Abend gegessen und uns häuslich eingerichtet. Jugendpfarrer Sebastian Blümel meinte nur, dass es vielleicht für unser Vorhaben gar nicht so schlimm sei, mal etwas „ab vom Schuss“ zu leben. An diesem ersten Abend wusste allerdings noch keiner so recht, was genau das Vorhaben eigentlich war.

„Mein Leben himmeln? Das heißt ja, dass ich mein Leben verlieren werde. Wäre es nicht viel gescheiter, mein Leben zu „erden“?“ - Um die erste Ratlosigkeit zu nehmen und einen Einblick in den weiteren Fortgang zu geben, lud Pfarrer Blümel zunächst zu einem etwas anderen Abendgebet ein, bei dem unter anderem auch zum ersten Mal der Satz fiel. „Unsere Heimat ist im Himmel.“ Schnell überhört und doch eindringlich.

Wir, etwa fünfzig Jugendliche des ganzen Pfarrverbundes Sankt Lioba, liefen also mit den über zehn Teamern durch die bereits dunkle Rhönlandschaft und dachten darüber nach, was der Mensch ist, dass Gott ihn liebt. So unglaublich es im Hinblick auf das gute Dutzend Pubertierender klingt: es war ein Erlebnis der Stille, das man selten auf diese Weise erlebt. Durch Pfarrer Blümels Kindheits- und Jugendschwänke kam so manch einer dem Geheimnis dann wohl doch ein klein wenig auf die Spur.

„Auf jeden Fall muss der Mensch ihm wohl ganz schön wertvoll sein. Bin ich ihm dafür dankbar? Gott verlangt nichts, aber erwartet er nicht doch etwas? Ist es vielleicht meine Aufgabe, ihm für diese, ja, vollkommen bedingungslose Liebe dankbar zu sein? Und sollte ich nicht dann auch in seinem Namen handeln? Wie sonst könnte sich sein Wort verbreiten, wenn nicht durch mich, durch die anderen, durch uns? Wenn wir das tun, dann sind wir etwas, dann können wir zurecht und ohne schlechtes Gewissen sagen, der Mensch ist etwas, dass Gott ihn liebt. Dann ist die Liebe nicht nur einseitig.“

Auch in den nächsten Tagen hatten wir ausreichend Zeit, um über unsere Bindung und Beziehung zu Gott nachzudenken, alleine, aber auch in der Gemeinschaft. Bei den Grundlagen des Glaubens angefangen bis hinein in etwas komplexere Themen. „Wer ist Gott überhaupt? Hat er etwas mit meinem Leben zu tun oder geht es ohne ihn nicht viel besser?“ So stiegen wir nach einer, für den einen mehr, den anderen weniger langen Nacht in die Thematik ein. Pfarrer Jan Kremer aus St. Peter Petersberg und St. Paulus Petersberg/Fulda und Thomas Bretz vom Bischöflichen Generalvikariat hielten dazu eine Katechese, bei der man kaum anders konnte als zuhören.

Und wo verschiedene Meinungen und Gedanken verschiedener Menschen aufeinandertreffen, kommt dann am Ende auch meist mehr heraus, als wenn jeder für sich bleibt. Der Glaube lebt ja auch nur dann weiter, wenn andere davon erfahren und der Funke überspringt. Das stellten wir immer wieder fest, als wir auch an den nächsten Tagen nach den Katechesen in Kleingruppen diskutierten und arbeiteten. Denn nachdem Punkt zwei auf der Liste der unbeliebten Dinge einer solchen Freizeit, der Kennenlernrunde (direkt nach dem Küchendienst, der sich hierbei glücklicherweise auf Tischabwischen beschränkte) überstanden war, war doch schnell so viel Vertrauen gewachsen, dass man seinen acht Gruppenmitgliedern auch mal etwas Persönlicheres erzählte.

Das spricht selbstverständlich für die Gesellschaft, denn nur in einer Gemeinschaft wie dieser, unter Gleichgesinnten, bei denen es gemeinsam in die eine Richtung geht, war ein Unternehmen wie dieses wohl möglich. So löste jede Gruppe und jeder für sich auf ganz eigene Art die gestellte Frage, mal sehr kreativ mit selbsterstellten Fotos, Gegenständen aus der Umwelt oder Präsentationen; anderen reichte auch einfach ein gutes Gespräch.

Am Nachmittag fand eine Wanderung zur Milseburg statt. Das Wetter meinte es gut mit uns, dennoch musste uns Jugendpfarrer Sebastian Blümel aus terminlichen Gründen leider schon verlassen. Doch Herr Pfarrer Witzel aus Steinau/Steinhaus, der sich am Morgen zu uns gesellt hatte, stieg mit uns nach oben, um bei einer Messe in der kleinen Gipfelkappelle der brennenden Sonne zu fliehen. Glücklicherweise waren die „Weberlis“ (für manchen persönlicher Höhepunkt der Wanderung) unversehrt geblieben und trotz der steigenden Temperatur nicht weggeschmolzen.

Nach dem Abendessen und einer kleinen Dusch- und Entspannungspause trafen wir uns alle wieder, um mit dem „Bunten Abend“ einen weniger theologischen Akzent ins Programm zu setzen. Zwischen Spielklassikern und Marbacher Kulturgut kam schließlich spätestens beim Improvisationstheater jeder auf seine Kosten. („Thermostatventil an Lavalampe?“ - „Lavalampe an Thermostatventil?”) Anschließend musste sich auch Thomas Bretz leider schon verabschieden.

„Wie bin ich Christ? Woran kann man mich als Christ erkennen?“ Die kleine, aber ebenso feine Messe am nächsten Morgen, 7.30 Uhr, war weniger stark besucht, was sicher auf die etwas magere Nachtruhe zurückzuführen ist. Dennoch, den Tag mit Gott zu beginnen, dem konnte und wollte sich keiner entziehen. Wie auch am vorigen Tag war das Morgenlob vollzählig besucht.

Nach dem Frühstück und einer weiteren, überaus interessanten Katechese von Simone Twents vom Bischöflichen Jugendamt Fulda befand man sich plötzlich in einer Gerichtsverhandlung. Manuel Wluka wurde wegen mittelschwerem Christsein nur für drei Jahre auf Bewährung verurteilt, Felix von Keitz traf es aufgrund seines schweren Christseins härter, sein Urteil: Lebenslänglich. „Würden sich auch in meinem Leben „Beweise“ finden lassen? Oder wäre es möglich, mein Urteil zu mildern, weil ich gar nicht so sehr das Christsein ausgeübt habe?“

Anschließend fielen wir über das Mittagessen her, bei dem ein weiterer anonymer Petersberger ganze sechs Schnitzel verdrückte. Der Nachmittag kam und die größerwerdende Hitze fiel auch über Oberbernhards. „Lasst euch überraschen“ stand auf dem Programm. Drinnen wurde für alle Hitzewallungs- und Heuschnupf-Gefährdeten (und wer sonst noch wollte) ein Film gezeigt („Gran Paradiso“). Die übrigen etwa zwei Drittel ließen ihre aufgestauten Kräfte bei Volley- und Fußball heraus oder versuchten sich eine leichte erste Bräune zu holen.

Bis zu diesem Abend hin konnte man in der kleinen „Kapelle“ seine Fragen, welcher Art auch immer, in eine Fragebox werfen. Nun kam es zu der mehr oder weniger feierlichen Öffnung (nun ja, die Zettel wurden schnell in eine umgedrehte Frissbeescheibe geschüttet). Die offene Fragerunde war insgesamt sehr interessant, ganz konkrete, aber auch allgemeine Fragen aus dem wirklichen und schon sehr theologischen Leben wurden direkt und spontan (was ja meist am besten ist) von Pfarrer Jan Kremer, Kaplan Jens Clobes und Manuel Wluka beantwortet. Unter den vielen Sätzen, die die drei Fachmänner von sich gaben, war etwas, das mir besonders stark in Erinnerung blieb. Kaplan Clobes sagte: „Du kannst dir einen Zettel in deinen Geldbeutel stecken, auf dem steht >Gott liebt nur mich<. Aber du solltest nicht vergessen, dass das jeder machen kann.“

Im Anschluss gab Jakob Weber (übrigens der einzige „Nichtprofessioneller“ in dieser Reihe) seinen Beitrag zum Thema „Auf dem Weg zu Jesus“. Doch die Unprofessionalität war kaum merkbar, sondern die Katechese zum Mitmachen gelungener Einstieg in den im Anschluss stattfindenden Lobpreisabend der Versöhnung. Selten hat man im Alltag eine Gelegenheit wie diese, denn man hatte hier im Kerzenlicht bei Osternacht- und Christmettatmosphäre endlich mal Zeit nachzudenken - über sein Leben, über seine Freunde, seine Probleme, Schwächen und Fehler, über seine Zukunft und seine Beziehung zu Gott, über all das Schöne, Gute im Leben, wie auch das, was weniger gut läuft und gelaufen ist.

Man war schließlich auch nicht allein mit seinen Sorgen, denn der in der Eucharistie allgegenwärtig gewordene Christus war bei uns und hörte uns zu, bei allem, was wir zu sagen hatten. Das tat er zwar auch daheim, wenn wir alleine im Kämmerchen beteten, hierbei war die Verbindung aber enger, die Begegnung intensiver. Solche Abende berühren - an der Seele, am Geist, man merkt oft erst dann, was in der letzten Zeit passiert, welche Dinge wirklich verletzt und aus der Bahn geworfen haben und was man selbst in Zukunft wohl anders machen sollte.

Zwischen der stillen Anbetung gaben Pfarrer Jan Kremer und Kaplan Jens Clobes die Gelegenheit zum Empfang des Sakramentes der Beichte. In Kleingruppen entstandene Texte, Taizérufe und andere Lieder wurden gesungen und so erschienen niemandem die eineinhalb Stunden Am-Boden-Knien wirklich wie eineinhalb Stunden. Die Stimmung an diesem letzten Abend war verständlicherweise anders als an den Abenden davor, etwas andächtig und ruhig, und die Nachtruhe schlich sich - zumindest in den meisten Fällen - etwas früher als sonst ein.

Der letzte Morgen war gekommen. Abschiedsschmerz wurde nach hinten geschoben, zunächst hatte Kaplan Jens Clobes mit Marek Bielinski eine weitere Katechese vorbereitet, in der Kaplan Clobes als kleines Teufelchen erfreute und auf diese Weise sehr verständlich erläuterte, wie schwer es manchmal sei, als Christ im Alltag zu leben. Anschließend haben wir - jeder für sich - eine Sache aufgeschrieben, die uns besonders dabei belastet, Gott näher zu kommen und an der wir besonders arbeiten wollen, haben sie an einen Luftballon gehängt und „gehimmelt“. Es war ein tolles Gefühl, als man sah, dass die ganzen Schwächen und Stolpersteine weg, in den Himmel, flogen. Es heißt natürlich nicht, dass unsere Probleme einfach so verschwinden, aber es ist ein Zeichen dafür, dass wir sie vor Gott bringen und er nimmt sie an, wie ein Geschenk von uns.

Allein schon diese Liebe, dieses Angenommensein hat mir Kraft gegeben und nach diesen Tagen hab ich mich wirklich geborgen, gelassen und gestärkt für die täglichen kleinen und großen Probleme gefühlt, auch als der Alltag wieder anfing. Es war in jeder Hinsicht eine Bereicherung. Und wenn es wieder heißt „Glaubenskurs für junge Erwachsene“ kann ich nur jedem empfehlen mitzufahren, auch wenn es mitten in die Pampa geht." Martina Dietz +++


...eine Wanderung auf die Milseburg...

...eine eigens für den Kurs zusammengestellt Lobpreisband...


...ernsthafte Gespräche und Diskussionen...

..und "austoben" und sporteln auf dem Gelände in Oberbernhards


Morgens gab es jugendgerechte "kleine, feine" Messen

Einer der Höhepunkte zum Ende des Glaubenskurses: jeder der 50 jungen Leute sandte seine Wünsche und Probleme mit...


..."Gott und der Welt" in den Himmel - ein befreiendes Erlebnis, wie Martina Dietz in ihrem Bericht schrieb

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