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Yvonne Hahn in ihrem Element: Sie hilft Frau Z. bei der Auswahl der richtigen Fischkonserve. „Die isst mein Sohn ganz gern. Da will ich immer was Leckeres zuhause haben.“

Auch Herr F. aus Großenhausen findet, dass es im Mobilen Supermarkt alles für den täglichen Bedarf gibt.

31.07.07 - Bad Soden-Salmünster

Ein Supermarkt rollt zu seinen Kunden - Integrationsprojekt

Die junge Frau lächelt freundlich während sie der Kundin bei der Auswahl des richtigen Produktes behilflich ist. Yvonne Hahn arbeitet seit knapp vier Wochen als Verkäuferin an Bord des ersten Mobilen Supermarktes im Main-Kinzig-Kreis – und man sieht ihr an, dass ihr die Arbeit Spaß macht. „Es gefällt mir, unterwegs zu sein, und täglich neuen Kunden beim Einkaufen zu helfen“, sagt sie. „Kein Tag ist wie der vorherige. Es sind bei jeder Tour andere Menschen, die in den mobilen Supermarkt kommen.“

Das liegt sicherlich auch daran, dass der Mobile Supermarkt vier Wochen nach seiner Jungfernfahrt noch nicht überall bekannt ist. Am 2. Juli ging das rollende Verkaufsfahrzeug des Eins•Zwei•Drei Markts in Bad Soden-Salmünster das erste Mal auf die Straße. Seitdem tourt das innovative Mobil an vier Tagen in der Woche durch verschiedene Gemeinden im Kreisgebiet, die bisher auf einen Markt vor Ort verzichten mussten. Das sind im Moment Biebergemünd, Linsengericht, Freigericht, Gründau, Hasselroth und Ronneburg. An einem Tag fährt es auch Seniorenwohnheime an, die sich dieses Einkaufsangebot für ihre Bewohner ausdrücklich gewünscht hatten. Hinter diesem Angebot steckt die Markt- und Servicegesellschaft mbH, ein Tochterunternehmen des Behindertenwerkes Main-Kinzig.

Komplettes Angebot auf kleinstem Raum

Ingo Schröder, der Fahrer des rollenden Supermarktes, ist zufrieden mit der Entwicklung des ersten Monats: „Langsam spricht sich in den Gemeinden herum, dass wir jede Woche am gleichen Tag durch die Straßen fahren. Die Umsätze steigen von Woche zu Woche, und das in allen Orten, durch die wir kommen.“ Neben der breit angelegten Werbung mit Handzetteln, Plakaten und Anzeigen ist die Mund-zu-Mund-Propaganda das wichtigste Hilfsmittel, um die Aufmerksamkeit neuer Kunden zu erhalten. Dabei können sich Hahn und Schröder auf die Qualität und die Vielfalt ihres Sortiments verlassen. „Bei uns bekommen die Kunden alles, was sie in einem großen Supermarkt auch kaufen können. Von Käse und Joghurt über Wurst, Konserven, frisches Obst und Gemüse bis hin zu Drogerieartikeln haben wir alles im Fahrzeug“, schwärmt Schröder. Selbst Bioprodukte vom Hofgut Marjoß haben Platz in dem knapp sechs Meter langen Fahrzeug. Alles ist ordentlich gestapelt und sortiert, und mit wenigen Handgriffen zu erreichen. „Beim ersten Mal sind die Leute immer überrascht, dass hier so viel reinpasst.“

Donnerstagnachmittags führt der Tourplan nach Linsengericht-Großenhausen. Kaum kommt das Fahrzeug in der Zimmerplatzstraße zum Stehen, steigt auch schon die erste Kundin an Bord und wird von Yvonne Hahn mit einem Lachen begrüßt. Frau Z. kommt bereits zum zweiten Mal, ist quasi schon eine Stammkundin. „Das Angebot ist echt klasse“, meint sie. „Seit ich hier in Großenhausen wohne, erledigt meine Schwiegertochter den wöchentlichen Einkauf. Das schaffe ich nicht mehr selbst. Aber hier im Mobilen Supermarkt kann ich zwischendurch die Kleinigkeiten kaufen, die ich darüber hinaus noch brauche.“

Yvonne Hahn fragt nach den Wünschen der Kundin und hilft ihr dabei, die ausgesuchten Waren in den Einkaufskorb zu packen. Am Ausgang steht dann Ingo Schröder an der Kasse. Auch hier unterscheidet den Mobilen Supermarkt nichts von seinen stationären Konkurrenten. Mit dem Handscanner liest Schröder alle Artikel ein und kassiert den Rechnungsbetrag. Als Frau Z. ihren Kassenbon kontrolliert, kommt sie erneut ins Grübeln: „Eigentlich hätte ich ja erwartet, dass ich für den bequemen Einkauf vor der Haustüre etwas mehr bezahlen muss. Aber die Preise hier sind durchaus vergleichbar mit denen im Supermarkt.“

Bedarf wissenschaftlich nachgewiesen

Frau Z. gehört zu dem Kundenkreis, den der Mobile Supermarkt vor allem ansprechen will. Indem immer mehr Einzelhandelsgeschäfte ihre Filialen auf die „Grüne Wiese“ verlagern, wird der Bedarf an zu Fuß erreichbaren Einkaufsmöglichkeiten durch Geschäfte nicht mehr gedeckt. Ältere Menschen wie Frau Z. können dem wachsenden Trend zur Mobilität nicht folgen, weil sie selbst kein Auto haben und öffentliche Verkehrsverbindungen für die Fahrt zum Supermarkt meist nicht geeignet sind.

Die Markt- und Servicegesellschaft mbH, ein Tochterunternehmen des Behinderten-Werk Main-Kinzig zur Beschäftigung von Menschen mit Behinderung, unterstützte eigens eine wissenschaftliche Untersuchung der Universität Frankfurt, die den steigenden Bedarf für eine örtliche Nahversorgung für zahlreiche Gemeinden und ihre Ortsteile im Main-Kinzig-Kreis bestätigt hat. Mit dem Mobilen Supermarkt gibt es nun in den Gemeinden entlang der unterschiedlichen Tagestouren wieder die Möglichkeit, wohnortnah und ohne lange Fahrzeiten einzukaufen.

Die Markt- und Servicegesellschaft mbH verfolgt mit dem neuen Angebot des Mobilen Supermarkts eine Ausweitung des Integrationskonzeptes, das auch bereits hinter dem Eins•Zwei•Drei Markt in Bad Soden-Salmünster steht. In dem integrativ geführten Unternehmen arbeiten Menschen mit und ohne Behinderung zusammen. Der Eins•Zwei•Drei Markt blickt mittlerweile auf eine siebenjährige Erfahrung im Lebensmittelhandel zurück. Sein Ziel ist es, tariflich bezahlte Arbeitsplätze für Menschen mit Behinderung zu schaffen und damit die Aussonderung behinderter Menschen zu verhindern. Entsprechend glücklich ist Martin Berg, der Geschäftsführer der Markt- und Servicegesellschaft mbH: „Wir freuen uns, mit dem Mobilen Supermarkt unser Integrationskonzept um ein weiteres Angebot ausdehnen zu können. Besonderer Dank gilt dabei auch der Aktion Mensch und dem Integrationsamt Hessen, die sich an der Realisierung mit einem Zuschuss finanziell beteiligt haben.“

Qualifizierung als Schlüssel zum Erfolg

Im Eins•Zwei•Drei Markt sind zurzeit elf Mitarbeiter beschäftigt, davon sechs mit Behinderung. Zusätzlich arbeiten Mitarbeiter der Werkstatt für behinderte Menschen in einer Außenarbeitsgruppe im Markt. Mit einem eigenen Qualifizierungsprogramm werden alle Mitarbeiter entsprechend ihren Fähigkeiten für den ersten Arbeitsmarkt geschult.

Auch Yvonne Hahn arbeitete bis vor einem halben Jahr noch in einer Werkstatt für behinderte Menschen in Schlüchtern. Und obwohl sie mit ihrer Tätigkeit dort zufrieden war, hat sie sich für ein Praktikum im Eins•Zwei•Drei Markt beworben. Bereits nach einem Monat war ihr klar, dass sie bleiben wollte. Seit Beginn ist sie nun beim Mobilen Supermarkt dabei. Gemeinsam mit einem Kollegen wechselt sie sich bei den Touren ab. „Ich wünsche mir, dass der rollende Markt von den Menschen gerne und oft besucht wird. Dann macht die Arbeit mir am meisten Spaß.“ Das glaubt man ihr sofort. Fröhlich hilft sie der nächsten Kundin und trägt ihr die Einkäufe bis ins Haus hinein – guten Service schreibt Yvonne Hahn ganz groß.+++


Yvonne Hahn und Ingo Schröder vor „ihrem“ Mobilen Supermarkt.

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