Feudaler Glanz im Vogelsberg: "Königliches Konzert" begeisterte Hunderte

Festivalchef Alexander Eifler war begeistert von der “königlichen Musik”, die am Samstag das Publikum in der Nieder-Mooser Kirche in ihren Bann zog. In der Tat: verbindet man “königlich” mit Glanz und Glamour, so war das Programm des Trompetenensembles Joachim Schäfer aus Dresden an Strahlkraft kaum zu überbieten.

In der feudalen Zeit galten Trompeter bei Hofe als Symbol für Macht und Reichtum. Ein Königshof leistete sich natürlich möglichst viele davon, immerhin hatten sie neben musikalischen vor allem auch kriegerische Pflichten. Ein wenig feudalen Glanz gönnt Alexander Eifler dem traditionsreichen Festival im hohen Vogelsberg immer wieder gerne, sei es, dass er selbst im opulenten Barockkostüm auftritt oder, wie an diesem Wochenende, ein Ensemble auffährt, das einem Königshaus zur Ehre gereichte. Neun Trompeten, eine Posaune, Pauken, drei Orgeln, Cello und Kontrabass. Das Publikum musste bis zum Schluss des Konzerts warten, bis das gesamte Ensemble gemeinsam auf der Bühne stand, mit einer Bearbeitung von Georg Friedrich Händels “Wassermusik”.

Mit einem doppelchörigen Werk von Händel eröffneten Trompeten und Pauken das Konzert. Der räumlichen Wirkung der Musik konnte die kleine Nieder-Mooser Kirche allerdings nicht gerecht werden. Das Ensemble begegnete diesem Umstand mit einer klanglich äußerst kompakten Anordnung und übertrug die räumliche Kontrastierung auf wechselnde Dynamik, Klangfarben und Phrasierung. So ging der für große Räume angelegten Musik auch in der kleinen Kirche nichts verloren.

Auch die Denkmalsorgel gab sich ganz königlich unter den Händen von Organist Rolf Henry Kunz. Mit Jeremiah Clarkes “Trumpet Voluntary” oder “The Prince of Denmark's March” und Henry Purcells “Trumpet Tune”, Stücke, die im Idiom von Trompetenmusik original für Orgel komponiert wurden und leicht in ihrer Interpretation etwas klischeehaft geraten, was zumindest auf letzteres Werk auch in Kunz' Interpretation zutraf.

Mit Dietrich Buxtehudes “Nun lob mein Seel des Herrn” und zwei Stücken des 20. Jahrhunderts, Gordon Youngs “Prelude in Classic Style” sowie Edward Elgars “Military March” (”Pomp and Circumstance”) setzte der Organist dann jedoch noch ausgesprochen interessante musikalische Akzente an der Nieder-Mooser Orgel.

Dramaturgisch im Mittelpunkt der ersten Konzerthälfte stand allerdings Joachim Schäfers Bearbeitung von Händels “Feuerwerksmusik” für Trompeten, Pauken und Basso Continuo: an Glanz und Präzision in der Interpretation nicht zu überbieten und doch geprägt durch die individuellen Farben im Spiel der Musikerinnen und Musiker. Das Ensemblespiel wirkte gewissermaßen wie die Verschmelzung der individuellen solistischen Qualitäten zu einem solistischen Gesamterlebnis.

Mit Johann Sebsatian Bachs “Air” aus der 3. Orchestersuite eröffnete Rolf Henry Kunz die zweite Hälfte des Konzerts auf stille Weise. Antonio Vivaldis “Concerto in h-moll” bot dann in der Berarbeitung für zwei Orgelpositive die Möglichkeit, die spieltechnische und klangfarbliche Vielseitigkeit eines doch so technisch anmutenden Instruments auszuloten, wenn so unterschiedliche Künstler wie Rolf Henry Kunz und Arndt Netzel die Tasten bedienen; letzterer präzise und voll spielfreudiger Energie, ersterer mit emotionaler und spontaner Spielauffassung.

Wie erwähnt brachte Händels “Wassermusik” das Ensemble zum Abschluss noch einmal in seiner Gesamtheit auf die Bühne. Die in Nieder-Moos unverzichtbare Zugabe schlug den Bogen zum Anfang des Konzerts mit Clarkes “Trumpet Voluntary” in Bläserbearbeitung und einer augenzwinkernden Klangperspektive auf barocken Trompetenglanz. (ks) +++