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Der "Apfelpapst" Dr. Werner Schuricht ist promovierter Obstbauer. - Fotos: Daniel Kister
Über 20 Besucher kamen heute in die Schau-Kelterei nach Seiferts in die Rhön, um mehr über "ihren Apfel" zu erfahren.
13.09.07 - Seiferts
Apfelpapst SCHURICHT, schöne Nordhäuser und eine Unterhaltungsshow
„Haben Sie schon mal gemerkt, dass dieser Apfel gut schmeckt?“, fragte „Apfelpapst“ Dr. Werner Schuricht einen „Pilger“. Gute 20 Besucher und ein MDR-Kameramann sind in die Rhöner „Schau-Kelterei“ im Ehrenberger Ortsteil Seiferts (hessische Rhön) gekommen, um von dem promovierten Obstbauern aus Jena zu lernen oder ihn zu filmen. An erster Stelle stand bei allen interessierten "Apfellaien" die Frage: „Welcher Apfel ist das?“. Der Pomologe Schuricht gab Antworten - soweit er das konnte. Etwa 500 bis 600 Sorten kann er nach eigenen Angaben bestimmen - vom "Golden Delicious" bis zum "Schönen Nordhäuser" aus Thüringen. Das ist aber nur etwa ein Viertel der deutschen Sorten. „In Deutschland gibt es rund 2.000 Apfelsorten“, weiß der Experte, der wohl die meisten zumindest dem Namen nach kennt.
"10 Sorten im Handel"
Trotz der vielen Apfelarten sei das Angebot dennoch „rapide geringer“ geworden. So würden heute hauptsächlich nur 10 Sorten angebaut und im Supermarkt verkauft, bedauert der Apfelexperte, die schrumpfende Auswahlmöglichkeit. Viele der Apfelsorten seien auch schon ausgestorben. Bürgergespräche, wie das heutige in Seiferts, seien aber eine Möglichkeit, verloren geglaubte Sorten wieder aufzuspüren und schließlich zu erhalten. So sei zum Beispiel in dem Thüringer Ort Seeba bei Meinigen eine eigene Apfelsorte entstanden. Schuricht wünscht sich, dass sich die Bewohner für „ihren Apfel“ motivieren lassen und ihn so erhalten.
Eine informative Unterhaltungsshow
Und so tourt der 72-jährige Rentner umher, um der Bevölkerung die „Apfelsache“ näherzubringen. „Eigentlich wollte ich ja schon Schluss machen“, berichtet der „Apfelpapst“. Damit ist es in diesem Jahr aber noch nichts geworden. Er war in fünf Bundesländern, um die Fragen der Apfelinteressierten zu beantworten. Auch Schulkinder versucht er für das rundliche Obst zu begeistern. Dabei sind seine „Apfelbestimmungsrunden“ nicht nur rein informativ, sondern mindestens genauso unterhaltsam. Selber spricht er von einer „halben Unterhaltungsshow“.
„Die Äpfel, die so gut schmecken, halten sich oft nicht so lange, weil sie aufgegessen werden“, sagte er mit trockenem Humor und brachte seine Zuhörer ein ums andere Mal zum Lachen. „Ich würde sagen, dem geben wir keinen Namen, der bleibt auch ohne Name ein Apfel“, scherzte der Experte, als er ein Exemplar nicht sicher bestimmten konnte. Das blieb aber eher die Ausnahme. Die meisten der mitgebrachten – einige auch vom Nachbar geklauten – Äpfel konnte Schuricht zuordnen. In Zweifelsfällen zog er ein Buch zur Hilfe hinzu.
Besonders einfach machen es ihm die „Apfellaien“, wenn sie mehrer Äpfel der gleichen Sorte vorlegen. Außerdem seien Zusatzinformationen über das Alter und Aussehen des Baumes hilfreich, genau wie „Indizien“ zur Reife und Haltbarkeit der Äpfel.
Ein Apfel zum Essen oder Trinken?
Wenn der Besitzer seine Apfelsorte kennt, kann er sich selber über die Vor- und Nachteile des Apfels informieren. Die Nachteile kann er zu minimieren versuchen – etwa indem er den Baum schneidet oder veredelt. Außerdem weiß er, ob es sich bei der Apfelsorte im eigenen Garten um einen so genannten Tafelapfel oder einen Mostapfel handelt. Während sich ersterer zum frischen Verzehr anbietet, ist letzterer besser für die Mostherstellung geeignet. „Die Übergänge sind dabei aber fließend“, weiß Schuricht.
Weitere Informationen zum Apfel finden sich unter http://www.pomologen-verein.de/ . Außerdem sendet das MDR-Fernsehen am 7. November um 21.15 Uhr eine Sendung über den „Apfelpapst“. Ein Teil des Filmmaterials entstand heute in Seiferts. (dk) +++
Der Promologe nimmt auch seinen Geschmack zur Hilfe...
... um die jeweilige Sorte zu bestimmen.
Den meisten Besuchern konnte mit einer Namensbestimmung weiter geholfen werden.
In einigen Fällen zog der Experte ein Buch zur Hilfe heran.
"Je mehr Äpfel einer Sorte mitgebracht werden, je einfach fällt mir die Bestimmung", sagt der Experte.
Er kann ungefähr 500 bis 600 Apfelsorten bestimmen.