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Freundschaftlicher Gedankenausstausch während des Empfangs (v. links) Dr. Walter Arnold, Marlies Daun, Burkhard Oel und Firmenchef Claas Daun - Fotos: Hans Schmidt

Die Redner und Ehrengäste in der ersten Reihe (v. links): Ramona und Burkhard Oel, Walter Ritz, Hans-Jürgen Schäfer, Dr. Walter Arnold und das Ehepaar Claas und Marlies Daun

30.09.07 - Schlitz

LANGHEINRICH seit 175 Jahren - Bekenntnis zum Standort - Neue Stellen?

Während der Jubiläumsfeierlichkeiten zum 175-jährigen Bestehen des Schlitzer Traditionsunternehmens Langheinrich im Konzertsaal der Stadt am Freitagabend gab es von einigen Seiten Bekenntnisse zum Fortbestand dieses wichtigen Arbeitgebers in der Burgenstadt. Es wurde aber auch deutlich angesprochen, dass die Fortsetzung der langjährigen Tradition auch davon abhängt, wie die Geschäftsleitung sowie die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sich dem Unternehmen verbunden fühlen und dafür Sorge tragen, dass der wirtschaftliche Erfolg ganz oben angesiedelt ist. Und so betonte der Geschäftsführer von Langheinrich, Burkhard Oel, in seiner Festrede, dieses Ziel wollten alle ("...die wir im gleichen Boot sitzen") in den Fokus ihrer Bemühungen stellen.

Der Geschäftsführer freute sich, zahlreiche hochrangige Gäste aus Nah und Fern zu der Jubiläumsfeier begrüßen zu können: das Ehepaar Claas und Marlies Daun, die "Lenker eines großen Firmenimperiums, dem auch Langheinrich angehört", Staatssekretär Dr.Walter Arnold vom Hessischen Finanzministerium, Stadtverordnetenvorsteher Walter Ritz, Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer, die Mitglieder des Magistrats, die Fraktionsvoritzenden der Stadtverordnetenfraktionen, Ortsvorsteher Thomas Landgraf, den stellvertretenden Betriebsratsvorsitzenden Wilfried Susemichel, den langjährigen Direktors Klaus Depenbrock, alle ehemaligen und aktiven Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter sowie Gäste aus Industrie, Handel und Handwerk.

Dank an "große Schlitzer Familie" für Fleiß und Verlässlichkeit

Burkhard Oel sagte in seiner Ansprache, 175 Jahre Langheinrich heiße: Webkunst auf höchstem Niveau, Tradition, die verpflichte, bodenständig zu bleiben aber weltoffen zu sein, eine starke Identifikation der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über Generationen hinweg mit der Firma Langheinrich: „Eben eine große Schlitzer Familie“. Anschließend spannte der Geschäftsführer einen großen Bogen über die geschichtliche Entwicklung von Langheinrich.

Oel sprach sowohl dem früheren Direktor Klaus Depenbrock als auch den ehemaligen und aktiven Mitarbeitern der Firma Dank aus und würdigte, auf sie sei zu jeder Zeit Verlass gewesen sei und sie hätten tiefgreifende, aber notwendige Einschnitte in die Unternehmensstruktur - trotz der schwierigen Lage mit starkem Einsatz, Fleiß und Können - mitgetragen.

Dank an den Firmenretter Claas Daun für "Vertrauen in uns"

An den neuen Besitzer Daun gerichtet sagte Burkhard Oel wörtlich: „Dass wir heute unser 175-jähriges Firmenjubiläum feiern dürfen, haben wir Ihnen zu verdanken. Ohne Ihr Engagement und den Kauf der Firma Langheinrich wäre eine Fortführung, und damit der Erhalt von vielen Arbeitsplätzen am Standort Schlitz, nicht möglich gewesen“. Der Geschäftsführer versprach dem Unternehmer, alle Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter würden das in sie gesetzte Vertrauen als Motivation für ihre tägliche Arbeit verstehen.

Dass diese Worte "keine leere Versprechungen" seien, unterstrich Oel mit Fakten: im Jahre 2006 habe Langheinrich eine für die Textilbranche hervorragende Umsatzrendite erzielt und befinde sich nach anfänglichen Schwierigkeiten in 2007 mit den 125 Mitarbeitern in Schlitz jetzt wieder "voll auf Kurs".

Burkhard Oel erklärte diefeste Absicht, auch in Zukunft am Produktionsstandort Schlitz festzuhalten. Schon in nächster Zeit seien Investitionen aus den erwirtschafteten Gewinnen geplant, indem zunächst die Weberei an die geänderten Marktanforderungen angepasst werden müsste, obwohl man jetzt schon für die Zukunft gut gerüstet sei.

Ein wichtiger Schritt sei der Aufbau einer eigenen Konfektion in Weißrussland - mit heute 95 Mitarbeitern - gewesen, womit man den Lohnkostensteigerungen in Tschechien und anderswo in Europa zuvor gekommen sei. Im Rahmen seiner Ansprach wurde den Gästen mit dem Film „Tradition und Moderne“ ein interessanter Einblick in den modernen Produktionsablauf von Langheinrich gegeben.

Kaum ein 4- und 5-Sterne-Hotel ohne Langheinrich-Produkte

Langheinrich sei stark auf den Export eingestellt, der in den nächsten 5 Jahren 50 Prozent des Umsatzes erbringen solle. Mit unverkennbaren Stolz wies der Geschäftsführer darauf hin, dass es gelungen sei, das neue 6 Sterne-Hotel „The Pam Atlanti“ in Dubai mit einem Auftragswert in Höhe von 160.000 Dollar auszurüsten und dass es in St. Petersburg "kein Hotel 5 Sterne-Hotel ohne Langheinrich Tischdecken" mehr gebe. „Wir liefern zur Zeit in 25 Länder und haben 17 vertragliche Bindungen mit Handelspartnern in aller Welt, die wir zum größten Teil in den letzten 18 Monaten aufgebaut haben“.

Trotz eines stagnierenden bis rückläufigen Marktes in Deutschland habe Langheinrich eine starke Marktposition im Bereich der 4 und 5 Sterne Hotels und der wichtigsten Wäschereien sowie Objektausstatter. Innovation, Flexibilität, Qualität und permanente Lieferfähigkeit seien die wichtigsten Wettbewerbsvorteile im immer härter werdenden Wettbewerb - daran habe sich seit der beginnenden Wirtschaftskrise in der Textilindustrie in den sechziger Jahren nichts geändert.

Auf diese - mit viel Beifall bedachten - Ausführungen folgte aus dem Stegreif eine Rede des Großunternehmers Claas Daun, die sowohl persönlich gehalten als auch Beleg volkwirtschaftlicher Kompetenz war. Er - so Daun - stamme selbst aus gewöhnlichen Verhältnissen einer Schlitz vergleichbaren Region. Die Entscheidung zum Kauf der Weberei Langheinrich habe er in erster Linie nach dem Kennenlernen des Geschäftsführers Burkhard Oel gefällt - dieser habe ihm gegenüber "mit allergrößter Überzeugung" für den Einsatz der Mitarbeiter und eine Qualitätsware, die wie keine andere Schlitz in der ganzen Welt bekannt gemacht hat, argumentiert. Oel habe auch deutlich auf den damals desolaten Zustand der Firma ohne Immobilienbesitz, aber auch den treuen Kundenstamm hingewiesen, den man nur durch schnelles Handeln bei der Stange halten konnte.

Daun: Unternehmen müssen innovativ sein und genügend Gewinn erzielen

Auf die heutige weltweite Vernetzung eingehend, sagte Claas Daun, dass in seinen jungen Jahren seine Oldenburgische Heimat weiter von Schlitz entfernt gewesen sei als gegenwärtig Shanghai, das "quasi um die Ecke" zu erreichen sei. Um dieser Situation gerecht zu werden, könne ein Unternehmen nur am Markt bestehen, wenn es innovativ eingestellt sei und genügend Gewinne erziele, um sich allen Marktanforderungen global stellen zu können.

Er sehe seine Aufgabe nur darin, die Rahmenbedingungen zu schaffen, damit ein Mitarbeiterstab - wie er ihn in Schlitz kennen gelernt habe - sich auch weiterhin für den eigenen Arbeitsplatz stark mache. Diese Qualitäten stünden an erster Stelle: denn ein Unternehmen müsse nicht nur den Nettogewinn für das Entgelt erwirtschaften, sondern auch den Bruttogewinn für alle anderen Abgaben wie Steuern und Investitionen hereinholen.

Solange diese Vorgaben aus eigener Kraft erfüllt würden, werde es auch möglich sein, in die Zukunft zu investieren. An die Adresse der Politik gerichtet erklärte der Firmenchef, sie müsse ihre Anforderungen an die Wirtschaft genau abwägen und nicht durch eine "Umverteilungsmaschinerie" das Unternehmensschiff zum Kentern bringen.

"Habe Vertrauen in das Weiterbestehen"

Daun machte aber auch deutlich, es könne nicht erwartet werden, dass - etwa bei einer Schieflage in Schlitz - sein weiteres Unternehmen in Hessen, die Firma Mehler in Fulda, mit ihren Gewinnen in Schlitz aushelfe. Er werde auf den direkten Betriebsablauf in Schlitz, wie in all seinen etwa 100 Unternehmen, nicht direkt Einfluss nehmen - dafür habe er großes Vertrauen in die Geschäftsführungen und alle Mitarbeiter, und er hoffe, dass man zumindest das nächste Ziel des Weiterbestehens bis etwa in 20 Jahren erreichen werde.

Landes-Lob: Inhaber sichert Arbeit und stützt Hessenetat

Staatssekretär Dr. Walter Arnold vertrat den - wegen eines Termins in Berlin verhinderten - Finanzminister Karlheinz Weimar. Arnold überbrachte die Glückwünsche des Hessischen Ministerpräsidenten Roland Koch genau so wie dessen Dank an Claas Daun, der mit drei seiner vielen Unternehmungen in Hessen angesiedelt sei und mit einer klaren Strategie hier für viele Arbeitsplätze genauso Verantwortung trage wie er als Steuerzahler mithelfe, den Staatshaushalt zu stützen. Der Staatssekretär wies unter anderem darauf hin, dass in der Firmengruppe Daun 20.000 Mitarbeiter beschäftigt würden, die mit ihrem Fleiß an dem Umsatz von 2 Milliarden Euro jährlich beteiligt seien.

Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer sprach die Glückwünsche der Schlitzer Gremien, insbesondere auch des Stadtverordnetenvorstehers Walter Ritz und des „leider verhinderten Landrates Rudolf Marx“ zum Jubiläum aus. Er sei stolz darauf, ein solches Traditionsunternehmen wie Langheinrich in den Mauern der Stadt beherbergen zu dürfen, das den Namen Schlitz mit seinen Qualitätsprodukten in der ganzen Welt bekannt gemacht habe. Deshalb gälten seine Gratulation allen am Erfolg Beteiligten, vom Besitzer über die Geschäftsleitung bis hin zu den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern.

Schäfer: "Übernahme war Glücksfall" - Langheinrich soll "Perle" bleiben

In seinem Rückblick auf die wechselhafte Firmengeschichte sprach das Stadtoberhaupt mit klaren Worten schmerzliche Vorgänge an: "Die von mir als >Münchner Zeit< bezeichnete Phase war ein Lehrbeispiel dafür, wie man auf legale Weise eine Firma ausnehmen kann wie eine Weihnachtsgans. Aus der einstigen Perle von Kolb und Schüle war ein Sanierungsfall geworden. Die Übernahme in Ihr Firmenimperium, Herr Daun, betrachte ich als ein Glücksfall. Sie haben in unserer unmittelbaren Nachbarschaft in Fulda - für uns beobachtbar - unternehmerische Fähigkeiiten bewiesen und Sie haben diesem Unternehmen Sicherheit und Rückhalt gegeben. Und das ist in allererster Linie wichtig für die Beschäftigten“.

Der Bürgermeister erwähnte in erster Linie die Tüchtigkeit aller Beschäftigten in Schlitz und wies den Firmeninhaber und den Geschäftsführer darauf hin, dass die Mitarbeiter und ihre Familien auf beiden bauen würden. Es sei bisher den Verantwortlichen der Stadt Schlitz ein großes Anliegen gewesen, Langheinrich auf allen Wegen bestmöglich zu begleiten, was sich auch nicht ändern werde. Die persönliche Zusammenarbeit mit Burkhard Oel bezeichnete der Bürgermeister als "sehr gut, konstruktiv, freundschaftlich und vor allem auf kurzen Wegen." Er beendete seine Festrede mit den Wünschen für weiteren Erfolg aller Beteiligten - damit Langheinrich im Daun-Imperium eine "genau so wertvolle Perle" wie zu den besten Zeiten von Kolb und Schüle bleibe.

Betriebsrat wünscht sich weiteres Wachstum

In einer ebenfalls mit Beifall begleiteten Rede wies der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Winfried Susemichel auf die Bedeutung von Langheinrich für die Beschäftigten und die Stadt hin. Susemichel, der den Besuch des Staatssekretärs Arnold als positives Zeichen wertete; betonte aber auch, wie wichtig die Mitarbeiter für ein Unternehmen und das Unternehmen für die Mitarbeiter seien. Treu nach Goethe: „Saure Wochen, frohe Feste…“ sei es aber für ein gutes Betriebsklima auch wichtig, einmal miteinander mit einem Glas Bier anzustoßen.

Abschließend wünschte er, dass das Unternehmen wachsen und die Betriebsleitung bei allen Entscheidungen künftig eine gute Hand haben werde. „Und uns allen Betriebsangehörigen, auch denen, die bei Wolle, Werg und Flachs hinterm Webstuhl sich mühen, wünsche ich, eine gute Mannschaft zu bleiben, damit wir auch weiterhin stark bleiben," sagte Susemichel.

Ein weiterer Glückwunsch und Gastgeschenk kam von Vladimir Iskortsev, dem stellvertretenden Generaldirektor der Langheinrich Konfektion in Weißrußland. Iskortsev würdigte das gute Miteinander mit Geschäftsführer Burkhard Oel, Hans-Helmut Rocholz und Simone Scholl, die die Weichen für eine funktionierende Produktionstätte gestellt hätten. Er gab der Hoffnung Ausdruck, dass dies sehr lange Bestand haben möge. Weitere Gastgeschenke und Grußworte gab es vom Geschäftsführer des „zweitwichtigsten Unternehmens in Schlitz“, der Kornbrennerei, Konrad Schwab sowie von der Spedition Zufall, dem Webmaschinenhersteller Donier, Garnlieferanten, der Industrie- und Handelskammer und dem Textil-Berufsverband.

Burkhard Oel: "Vertrauen ist uns Ansporn" - Bald Neueinstellungen?

In seinem Dank für die Glückwünsche und Würdigungen erwähnte Burkhard Oel mit Dank, wie rücksichtsvoll sich einige Lieferanten gegenüber Langheinrich in der schwierigen Lage verhalten hätten. Wenn es beispielsweise Engpässe bei der Begleichung von Rechnungen gegeben habe, dann habe man nicht selten Zahlungsaufschub erhalten und so "das Unternehmensschiff auf Fahrt" halten können. Ein herzliches Dankeschön von Oel ging an Claas Daun für das große Vertrauen, das dieser in seiner Rede so eindrucksvoll unterstrichen habe.

Es sei für ihn Ansporn und Verpflichtung zugleich, all seine Kraft zur Erhaltung von Langheinrich am Standort Schlitz einzusetzen, damit der wirtschaftliche Weg - der sehr hoffnungsvoll in jüngster Vergangenheit unter neuem Segel begonnen habe - so erfolgreich fortgesetzt werde. In naher Zukunft werde man nicht ohne die Einstellung von zusätzlichen Mitarbeitern und Auszubildenden auskommen - nur so sei es möglich, das Betriebsergebnis in der Weise zu steigern, wie es für die angestrebten Investitionen in Schlitz notwendig sei.

Die Jubiläumsfeier wurde von einem festlichen Programm beschlossen, durch das der - vom Trachtenfest bekannte - Dieter Richter als Moderator führte. Er konnte dem Publikum musikalische Unterhaltung mit dem Pianisten Vadim Chaimovich, der Musikschule der Stadt, der Trachtengruppe Schlitz und den Grasmücken aus der Rhön präsentieren. (Hans Schmidt) +++


Am Freitagabend waren nur wenige Plätze frei geblieben

Bürgermeister Hans-Jürgen Schäfer bei seinem Grußwort für die Stadt Schlitz


Freundschaftliche Atmosphäre auf der Bühne mit Burkhard Oel (links) und Vladimir Iskortsev (am Pult)

Dank an den Unternehmer und die Mitarbeiterschaft zugleich sprach der stellvertretende Betriebsratsvorsitzende Winfried Susemichel aus


Die Geschäftsführer zweier wichtiger Schlitzer Unternehmen: Burkhard Oel und (rechts) Konrad Schwab von der Kornbrennerei

Der Vertreter des Webstuhlherstelles Dornier (Mitte) hatte einen Holzwebstuhl mitgebracht


Die ältesten "Langheinrich-Ehemaligen" des Abends: Katharina Passet, 87 Jahre alt (48 Jahre Mitarbeit) und Heinrich Schienbein, 86 Jahre alt (46 Jahre Mitarbeit)

Carmen Rothekurt und Hans-Helmut Rocholz konnten sich über viel Lob für die Organisation des Festes freuen


Pianist Vadim Chaimovich konnte mit zwei Klavierbeiträgen begeistern

Mitglieder der Jugendmusikschule hatten dreimal ihr Können unter Beweis gestellt


Dieter Richter führte sachkundig durch das etwa dreistündige Programm

Eine Gruppe des TVK ließ mehrmals die bunten Röcke fliegen.


Die Grasmücken aus der Rhön sind auch in Schlitz bekannt

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