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Kurt Jacob (links) war bei den Besuchern gefragter Ansprechpartner bei allen Fragen rund um das Köhlerhandwerk. - Alle Fotos: Eva Wienröder

Die Kinder beim Malen mit Holzkohle.

15.10.07 - Fladungen

"Köhlerliesel, Quandel & Steckerlfisch" - Köhlerfest im Fränk. Freilandmuseum

Das Köhlerfest im Fränkischen Freilandmuseum Fladungen am vergangenen Wochenende zog viele Besucher an. Schon Mitte letzter Woche hatten Mitglieder des Geschichts- und Köhlervereins Mengersgereuth-Hämmern und Museumsmitarbeiter auf der Wiese hinter dem Amtshaus aus Oberhohenried mit dem Aufbau des rund zwölf Raummeter umfassenden Kohlemeilers begonnen. Am späten Samstagnachmittag war es dann soweit und der Meiler konnte in Betrieb gehen.

Eigentlich sollte schon im vergangenen Jahr ein Köhlerfest stattfinden, doch war es für das Museum gar nicht so einfach, jemanden zu finden, der noch mit dem alten Handwerk vertraut ist, wie Museumsleiterin Dr. Sabine Fechter erzählte. Doch dann kam man auf den Geschichts- und Köhlerverein aus Mengersgereuth-Hämmern in der Nähe von Sonneberg (Thüringen). Dessen 1. Vorsitzende Kurt Jacob war nun mit einigen Vereinsaktiven nach Fladungen gekommen, um Einblicke in den alten Berufstand zu geben. Kristina Hippeli aus Fladungen stimmte zum Auftakt des Köhlerfestes mit ihrem Prolog als Köhlerliesel schon einmal gelungen auf die Veranstaltung ein. Museumsleiterin Fechter machte sich dann vor den Augen der gespannten Zuschauerschar schließlich selbst daran, den Kohlenmeiler zu entfachen, aus dem Ende der Woche Holzkohle geerntet werden soll.

Kurt Jacob und seine Freunde waren an diesem Wochenende gefragte Gesprächspartner, denn die vielen Besucher brannten darauf, mehr über das Köhlereiwesen zu erfahren, das früher ebenso wie in der Gemarkung Mengersgereuth-Hämmern, wo bereits im 15. Jahrhundert mehrere Hammerwerke bestanden, auch in den Walddörfern der Rhön ausgeübt wurde. Für die Eisenverhütung, aber auch für die Glasgewinnung und die Verarbeitung von Edelmetallen werden hohe Temperaturen benötigt. In Gegenden ohne natürliche Kohlevorkommen benutzte man in alter Zeit dafür Holzkohle. Das Köhlerhandwerk war schon in Ägypten vor über 5.000 Jahren bekannt. Zunächst erfolgte die Verkohlung in Gruben, die Griechen und Römer entwickelten die Holzverkohlung in stehenden Meilern.

Zum Köhlerfest in Fladungen wurden die Schritte zum Aufbau des Meilers wie Abschindeln, Errichten des Quandels (Feuerschacht) und des Zündkanals, das richtige Einsetzen der Scheite, das luftdichte Abdecken und anschließende „Schwarzmachen“ wie auch die Funktionsweise des Meilers genau erläutert. Die Unterhaltung des Meilers ist aufwändig. So mussten Kurt Jacob und seine Helfer Tag und Nacht darauf achten, dass der Schwelvorgang unter Kontrolle bleibt und der Meiler weder erlöscht noch zu brennen anfängt. Dazu bohrten und verschlossen sie Löcher an der Meileroberfläche. Anhand der Rauchentwicklung erkannten sie, ob mehr oder weniger Luft zugeführt werden musste.

Die Leute vom Köhlerverein, der Mitglied im Europäischen Köhlerverein ist und sich vor zehn Jahren gegründet hat, um das alte Handwerk und Brauchtum im Augustenthal wieder lebendig werden zu lassen und mit einer Meilerkartierung alte Relikte der Holzkohlewirtschaft für die Nachwelt zu dokumentieren, vermittelten auch, wie schwer die Arbeit der Köhler war. Die Menschen standen auf der untersten Stufe der sozialen Leiter, haben aber durch ihre Arbeit einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung der Gesellschaft geleistet.

Am Sonntag war zum Köhlerfest auch die Forstbetriebsgemeinschaft Obere Rhön mit einem Stand vertreten. Die bekannte Märchenerzählerin Heidi Andriessens führte vor, wie man früher Kleidung mit dem Kohlebügeleisen geglättet hat und gab noch „kohlenschwarze“ Geschichten“ zum Besten. Bei Steckerlfisch und geräucherten Forellen - Spezialitäten des Angelsportvereins Fladungen - und dem Akkordeonspiel von Wilfried Sebold genossen am Sonntag noch einmal viele Besucher bei angenehm milden Herbstwetter einen weiteren Veranstaltungshöhepunkt der zu Ende gehenden Museumssaison. Kurt Jacob und sein Team werden noch voraussichtlich bis Mitte der Woche Tag und Nacht über den rauchenden Meiler wachen, bis dieser „gar“ ist.(Eva Wienröder)+++


Heidi Andriessens ließ auch die Besucher an das Kohlebügeleisen.

Köhler bei der Arbeit: Den Vereinsleuten konnte man bei ihrer Arbeit am Kohlenmeiler zusehen.


Die FBG "Obere Rhön" war zum Köhlerfest mit einem Infostand vertreten.

Wilfried Sebold stimmte „die Köhlerliesel“ und andere Volkslieder an.


Man hatte auch eine Köhlerhütte wie in alten Zeiten errichtet, vor dem sich Kurt Jacob und seine Helfer gerne einmal ein Päuschen gönnten.

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