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15.10.07 - Fulda

"Solos Dios basta" - Heute Eröffnungsakademie in Theologischer Fakultät

„Seit Anfang der 80er Jahre können wir in Deutschland zwar ein erneuertes Interesse an ‚Religion’ beobachten, das sich jedoch weitgehend ohne Beziehung auf die Kirche und ihre Tradition entfaltet“, betonte Bischof Heinz Josef Algermissen heute Mittag im Auditorium maximum der Theologischen Fakultät Fulda. In seinem Schlußwort als Großkanzler der Theologischen Universität bei der Eröffnung des Studienjahres 2007/2008 stellte der Oberhirte heraus, daß der Philosoph Robert Spaemann aus der Unbestimmtheit einer solchen diffusen Religiosität zu einem Schlüsselwort seiner biblisch fundierten Reflexion komme, zum Begriff „Ehrfurcht“ als Bedingung der Möglichkeit des Überlebens in einer Welt der Widersprüche, in einer „Kultur des Todes“. „Die belastenden Probleme der Tötung des ungeborenen menschlichen Lebens und der aktiven Sterbehilfe angesichts des behinderten, alt und krank gewordenen menschlichen Lebens werden von ihm deutlich zur Sprache gebracht.“

Am Festtag der Heiligen und ersten Kirchenlehrerin (Paul VI., 1979) Therese von Jesus (Teresa von Avila), feierte die Theologische Fakultät Fulda die Eröffnung des Studienjahres 2007 / 2008. Bei der Eucharistiefeier, mit der die Eröffnungsakademie wie gewohnt in der Kapelle des Bischöflichen Priesterseminars begannt, erinnerte Prof. Dr. Richard Hartmann als Rektor der Fakultät und Vorsteher der Messfeier an die große spanische Karmelitin. In seiner Predigt verwies Hartmann auf die eindrucksvollen und spirituellen Worte von Avilas:

Nada te turbe, nada te espante

Quien a Dios tiene, nada le falta

Nada te turbe, nada te espante

Solo Dios basta

Auch am Beginn des neuen Studienjahres, der für alle sicher von unterschiedlichen Gefühlen geprägt sei - bei den Erstsemestern, den Eltern, den Professoren - stehe Gottes Zuspruch. Gott allein genügt und nichts wird dem fehlen, der sich auf ihn verlässt.

Die sich anschließende Feier im Auditorium Maximum der Theologischen Fakultät wurde durch barocke Klänge von Frau Stadelmann und Herrn Ebert von der Musikschule Fulda festlich begonnen. In seiner Begrüßung erinnerte Rektor Hartmann an das letzte Semester und wagte einen Ausblick auf das nun beginnende. Zuvor konnte er neben den Fuldaer Weihbischöfen Johannes Kapp und Karlheinz Diez auch den Großkanzler der Fakultät Bischof Heinz Josef Algermissen begrüßen. Gekommen waren auch die lehrenden Professoren, Dozenten und Dozentinnen und Emeriti der Fakultät, die Vizepräsidentin der Hochschule Fulda Frau Prof. Kathrin Kohlenberg-Müller sowie der Kanzler der Hochschule Herr Feller.

Seitens der Öffentlichkeit der Stadt Fulda konnten Herr Dr. Werner Kirchhoff vom Kulturamt und Herr Landgerichtspräsident Hans Schaumburg begrüßt werden. Ebenso willkommen waren die Vertreter von Kirche und Caritas des Bistums: der neue Caritasdirektor Dr. Markus Juch sowie die Vertreter von Domkapitel, Generalvikariat, Orden und des Klerus. Einen besonderen Dank richtete Prof. Hartmann an die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Fakultät sowie an die Freunde und Förderer Pfr. i.R. Heinrich Unterstell und Msgr. Karl-Stephan Fischer. Nicht zuletzt war aber den Studierenden "Wíllkommen" zu sagen: "Wir brauchen uns gegenseitig und ich Wünsche ein gedeihliches Miteinander", so Hartmann.

Für dieses Semester haben sich einige Neuerungen ergeben, über die der Rektor im Folgenden informierte. Der vakante Lehrstuhl für Liturgiewissenschaft ist leider noch nicht besetzt, hier wird Regens Dr. Cornelius Roth einen Lehrauftrag annehmen. PD. Dr. Peter Lüning aus Paderborn wird in diesem Semester die Dogmatik und oekumenische Theologie vertreten. Die Assistentenstelle von Frau Ulricke Wick-Alda ist ausgelaufen; als Nachfolgerin konnte Dr. des. Anja Solbach begrüßt werden. Prof. Bernd Goebel hat in diesem Semester ein Forschungsfreisemester. Für die Arbeit in Fakultät, Bibliothek und dem Institut Bibliotheca Fuldensis konnten cand. theol. Manuel Wluka (Teilzeitstelle durch Stiftungsmittel), Frau Reichardt (Bibliothek), Frau Hochstein (Bibliothek) und Dr. Regina Pütz (Institut) gewonnen werden. Ein Dank Prof. Hartmanns galt in diesem Zusammenhang auch dem Förderverein vertreten durch Frau Hamberger und Frau Kollmann wie den Vertretern der örtlichen Presse.

Mit Beginn des Wintersemesters liegt nun auch der zweite Jahresbericht der Fakultät (2006/2007) vor. Er steht in Kürze auf der Webseite der Theologischen Fakultät Fulda auch zum Download zur Verfügung. Der Bericht gibt Zeugnis von der regen Arbeit des Kollegiums der Fakultät. Nach erfolgreicher Gastgeberschaft der Jahrestagung der Görresgesellschaft und verschiedentlichen Vortragsreisen (u.a. Symposion der Kardinal Wyczinsky-Universität, Warschau) kann nun ein geregelterer Arbeitsalltag beginnen. Weiterhin gespannt blickt die Fakultät auf die Neuordnung des Studiums und der Studienordnung im Rahmen der Modualisierung. Schon jetzt sei herzlich eingeladen, so Prof. Hartmann, zum Kontaktstudium zum Thema "Wunder" (Informationen auf dieser Webseite). Außerdem seit darauf hinzuweisen, dass das Hrabanus-Maurus-Symposion in diesem Jahr am 01.02. 2008 veranstaltet wird; am 09. 01.2008 findet ein Studientag mit Theologiestudenten aus Kassel statt und unter Verantwortung von Frau Dr. Ute Leimgruber wird eine interessante Veröffentlichung und Ausstellung (Frauenklöster-Klosterfrauen") anstehen.

Mit der Übergabe der Diplomzeugnisse erhielten die diesjährigen Absolventen Herr Jürgen Kämpf und Herr Andreas Schött den Lohn für ihre Studien. Ebenso schlossen ihr Studium ab Risto Samardziski und Ilija Stojanov (Makedonien).

Für das Wintersemester neu immatrikuliert werden konnten die Herren Roman Warnecke, Eric Mehenga, Oliver Henkel und Armin Härle. Schon seit einem Semester studieren Herr Jens Körber, Markus Tomakidi, Bernhard Ugwueze Uchenna (Lizentiat) und Herr Christian Rainer Nowak (Promotion). Neben diesen Herren begrüßte Rektor Prof. Dr. Hartmann freudig auch sieben Studierende aus den Neuen Bundesländern, die in Fulda ihr Sprachenstudium absolvieren werden: Matthias Böhm, Johannes Siegburg, Michael Vollstädt; Falk Weckner, Sebastian Herzig, Klemens Schubert, Wojcieck Sieniaweski, sowie Florian Jestädt und Christoph Keller (Gasthörer).

Alle neu beginnenden Studenten, sowie Herr Christian Schwierz, der aus dem Außensemester zurückgekehrt ist, wurden im Anschluss vom Vorsitzenden der Allgemeinen Studentenvertretung, cand. theol. Manuel Wluka, herzlich begrüßt.

An ein weiteres Musikstück schloss sich dann der Akademische Vortrag von Prof. Dr. Dr. Bernd Willmes (Altes Testament, AT) an. Prof. Willmes sprach zu einem in der jüngsten Zeit sehr aktuelle gewordenen Thema. Der Titel seines Vortrages lautete "Elternehrung nach dem Alten Testament". Willmes machte darin deutlich, dass die Frage der Elternehrung im AT über das Gebot zur Elternehrung im Dekalog (Deuteronomium und Exodus) hinausgeht. Ausgehend von den Differenzen der beiden Gebotsformulierungen beleuchtete Willmes die Frage nach der Bedeutung des hebräischen Wortes für "ehren". Dabei kommt es darauf an, dass die Eltern entsprechend der eigentlichen Wortbedeutung von "ehren", "schwer sein/werden", in der ihr eigenen Stellung umfassend anerkannt werden. Oft stehe das Gebot der Elternehrung auch in Verbindung mit der Notwendigkeit, Gott zu ehren. Darüber hinaus fänden sich auch im Pentateuch, der erzählenden Literatur, den prophetischen Schriften sowie der Weisheitsliteratur entsprechende Aussagen.

Neben Anmerkungen zur Elternehrung im Alten Orient oder in Ägypten verwies Willmes schließlich auf den ausführlichsten Text zur Elternehrung. Dieser findet sich im deuterokanonischen Buch Jesus Sirach (Sir 3,1-16). Hier werde das Elterngebot mit neuen Verheißungen motiviert, das "Gebot Gottes zur Ehrung der Eltern, speziell auch im Alter, zu beachten. Der Lohn der Elternehrung wird dabei auf Gott zurückgeführt, denn nur Gott kann Verzeihung der Sünden gewähren, Gebete erhören, Segen gewähren..." Als Ergebnis kann festgehalten werden, dass jede Bewertung der Eltern nach Nützlichkeitsprinzipien, wie aktuelle Debatte um die Frage des Alters, Alterssicherung etc. beweist, einer biblischen Sichtweise fern sein muss. Vielmehr sei es gefordert, die Würde der Eltern anzuerkennen. Willmes erweiterte zum Abschluss seines Vortrages die Ehrung der Eltern noch um die allgemeine Forderung der Achtung aller alten Menschen nach Lev 19,32 ("vor grauem Haar du sollst aufstehen und du sollst verehren, ..."). An Staat und Kirche sei dann gerichtet, dass sie das "eigentliche Ziel des Elterngebotes unterstützen müssen, nämlich die Sorge um ein menschenwürdiges Leben alter Menschen, besonders wenn diese auf die Hilfe anderer angewiesen sind und keine Familienangehörigen haben. Denn nach dem Subsidiaritätsprinzip muss bei Ausfall der Familie die Gesellschaft sich um hilfsbedürftige kranke und/oder alte Menschen kümmern." Ganz am Schluss stand jedoch ein freudiges Wort der Eltern über das Glück ob ihrer Kinder: "... Laut jubelt der Vater des Gerechten; wer einen weisen Sohn hat, kann sich freuen. Deine Eltern mögen sich freuen; jubeln möge die Mutter, die dich gebar." (Spr. 23, 24f.)

Die Eröffnungsakademie zum neuen Studienjahr wurde dann wieder traditionell durch das Schlusswort des Großkanzlers Bischof Heinz Josef Algermissen beendet. Algermissen dankte Prof. Willmes für dessen "profunden" Vortrag. Er sei damit in die aktuelle und nicht immer ganz glücklich geführte Diskussion um den Wert der "ehebegründete Familie" eingetreten. Bischof Algermissen sieht die Spannungen zwischen den Generationen, die sich durch den demografischen Wandel ergeben und in Zukunft verschärfen werden, zu wenig ernst genommen. Wie gehen wir in Zukunft und schon jetzt mit Älteren um? Was bedeuten Kinder? Was bedeutet ein Wandel für das Menschenbild? Die Suche nach Antworten müssten ein "fundamentum in re" haben. In diesem Sinne betreibe Prof. Willmes Grundlagenforschung und es gehe von seinem Beitrag ein Impuls zu einer "grundsätzlichen Anfrage" aus.

In diesem Kontext erwähnt Bischof Algermissen den Philosophen Robert Spaemann und legt ihn zugleich den Studierenden als Lektüre ans Herz. In seinem neuen Buch "Das unsterbliche Gerücht. Die Frage nach Gott und der Aberglaube der Moderne" (2007) bemerke Spaemann den "Verlust der Zentralperspektive". Von hier ausgehend trete der biblisch fundierte Ansatz Spaemanns deutlich zu Tage. "Ehrfurcht" sei ein Zentralbegriff seines Denkens, gleichsam als Bedingung der Möglichkeit des Lebens angesichts einer widersprüchlichen Welt. Auch Papst Benedikt XVI. habe mit seiner jüngsten Enzyklika "Deus caritas est" unterstrichen, dass nur die Liebe und auch die Ehrfurcht Grund zum Handeln sein können und das Dunkle in der Welt zu besiegen vermögen. In diesem Sinne wünschte Bischof Algermissen allen anwesenden Studierenden, Professoren und Gästen "Freude zugunsten der Hoffnungsbotschaft". Damit verbunden ist auch sein Wunsch, durch den "Feuerbach" von Kritik und Anfrage zu gehen um anschließend mehr verantwortet zum Glauben zu stehen. Bischof Algermissen schließt mit dem Wunsch und Segen des Heiligen Geistes. (Manuel Wluka). +++

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