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01.11.07 - RHÖN
Trauer um Prof. Reinhard Grebe - "Vater des Biosphärenreservates Rhön"
Die Rhön trauert um Professor Dipl.-Ing. Reinhard Grebe aus Nürnberg. Grebe hatte Anfang der 90er-Jahre des vergangenen Jahrhunderts das Rahmenkonzept für das Biosphärenreservat Rhön im Auftrag der drei Länder Thüringen, Hessen und Bayern erarbeitet. Jetzt starb er am 10. Oktober 2007 im Alter von 79 Jahren.
Nach der Gärtnerlehre absolvierte Grebe ein Studium der Landespflege in Hannover. Seit 1966 unterhielt er das Büro für Landschaftsplanung in Nürnberg, das er 2000 an seine Mitarbeiter übergab. Schwerpunkte des Planungsbüros mit 25 Mitarbeitern waren 150 Landschaftspläne mit voller Integration in den Flächennutzungsplan in allen Bundesländern, in Großstädten sowie im ländlichen Raum. Nach der Wende 1989 begleitete er Planungen in Jena, Erfurt, Halle und Schlema. Hinzu kommen Landschaftspflegerische Begleitpläne für Sandgruben, Steinbrüche und Mülldeponien. 20 Jahre war er in der Planung und Umsetzung der Landschaftsplanung MD-Kanal im Altmühltal tätig. Seine Handschrift hinterließ er in Regionalen Rahmenkonzepten, darunter dem für das Biosphärenreservat Rhön, das heute als Musterkonzept für andere Biosphärenreservate gilt.
Seit 1980 war Prof. Reinhard Grebe Mitglied des Deutschen Rates für Landespflege. Seine Arbeitsschwerpunkte waren die rechtliche und planerische Integration des Landschaftsplans in die Bauleitplanung, die Erstellung von Forschungsberichten für Umweltministerien in Bayern und anderen Bundesländern. Außerdem war er als Lehrbeauftragter für Landschaftsplanung an den Universitäten München (20 Jahre), Bayreuth und Rostock sowie 25 Jahre als Mitglied im Obersten Naturschutzbeirat Bayern tätig.
Reinhard Grebe hat in der Rhön über Jahrzehnte tiefe Spuren hinterlassen. Von ihm und seinen Planerkollegen Irmgard Dietz und Günther Quentin stammte der erste Einrichtungsplan für den Naturpark Bayerische Rhön, der Maßstab setzend für viele Naturparke wurde. Er hat den ersten Landschaftsplan für die Stadt Bad Neustadt in den 70er Jahren aufgestellt. Er wurde von Bayerischen Umweltministerium gerufen, als sich in der Frage der Waldentwicklung im Naturschutzgebiet Lange Rhön die Fronten zwischen Forstverwaltung und Landesamt für Umweltschutz unversöhnlich verhärtet hatten. So kam es 3 Jahre nach der Ausweisung des Naturschutzgebietes zur Beauftragung des Pflege- und Entwicklungsplans Lange Rhön an das Planungsbüro Grebe. Michael Geier, heute Leiter der Bayerischen Verwaltungsstelle Biosphärenreservat Rhön, damals gerade mal 10 Wochen als Hospitant im Büro Grebe tätig, erinnert sich noch zu gut an die Freitag nachmittägliche Kaffeerunde im Oktober 1984, als er ziemlich echauffiert über die verfahrene Situation aus München zurückkam und von diesem Projekt erzählte. Ihm war reichlich unwohl dabei, den Auftrag anzunehmen.
Fast könnte man sagen, der Rest ist Geschichte. Nach dem erfolgreichen PEPl Lange Rhön war das Büro Grebe natürlich erste Wahl bei der Beauftragung des ersten Rahmenkonzepts für ein Biosphärenreservat in Deutschland. Es war ihm zutiefst ein Herzensanliegen, diese Planung und das Biosphärenreservat Rhön zum Erfolg zu führen und hat dafür weder Mühen noch Kosten gescheut. Auch nach Abschluss dieses Vorhabens hat er sich regelmäßig nach dem Stand der Entwicklungen in der Rhön erkundigt. Noch Ende April 2007 hat er anlässlich des Festakts zu 25 Jahren Naturschutzgebiet Lange Rhön die Rhön besucht und sich ungebrochen engagiert und interessiert mit vielen alten Bekannten unterhalten.
„Prof. Grebe hat sich mit dem Rahmenkonzept zu Schutz, Pflege und Entwicklung des Biosphärenreservats Rhön bleibende Verdienste geschaffen. Seinem großen Engagement ist es mit zu verdanken, dass die Rhön im Reigen der deutschen Biosphärenreservate und auch im internationalen Maßstab eine bedeutende Rolle spielt“, schätzt der Leiter der Thüringer Verwaltungsstelle des Biosphärenreservates Rhön, Karl-Friedrich Abe, ein. „Seine Arbeit war und ist für viele Modellandschaften – wie Biosphärenreservate auch genannt werden – Vorbild in Europa: Es war eine der ganz wenigen planerischen Konzepte, die eine solch breite öffentliche Diskussion erfuhren, und das über drei Bundesländer hinweg.“ In unzähligen Besprechungen während der Erarbeitungsphase des Entwicklungskonzeptes in der Rhön habe Prof. Grebe dazu beigetragen, dass das Verständnis und die Akzeptanz durch seine Begeisterung für die Sache auf viele Entscheidungsträger überspringen.
In nur vier Jahren sei ein Länder übergreifendes Planungskonzept entstanden, das bisher in solcher Qualität und Vielfalt seines Gleichen suchte. Viele Zwischenberichte wurden angefertigt und der Öffentlichkeit zur Mitgestaltung vorgelegt, Einwände abgewogen und Ergänzungen eingefügt. „Das ganze Team des Planungsbüros Grebe in Nürnberg wurde eingespannt um diese, für ihn so wichtige Arbeit, zu schaffen. 1995 war es dann soweit: Das erste ganzheitliche Konzept zu einem Biosphärenreservat wurde in Zella der Öffentlichkeit übergeben. Wir, die Verwaltung des Biosphärenreservats, sind Prof. Reinhard Grebe sehr dankbar für seine wertvolle Arbeit und sein hohes Engagement für die Region. Sein Rat und seine Hinweise werden uns sehr fehlen“, meint Karl-Friedrich Abe.
„Wir haben Herrn Professor Grebe als einen Visionär und engagierten Rhönfreund in Erinnerung, der sich Auseinandersetzungen stellte und intensiv um gangbare Kompromisse gerungen hat“, erklärt auch Sachgebietsleiter Martin Kremer vom Landkreis Fulda, Biosphärenreservat Rhön (Hessen). „Mit dem maßgeblich von ihm gestalteten Rahmenkonzept für das Biosphärenreservat Rhön legte er den Grundstein für den heutigen Erfolg“, hebt Kremer hervor.+++