„Wertvolle Gesellschaft“: Landfrauentag mit geselligen und informativen Höhepunkten

BAD NEUSTADT. Für die Bäuerinnen und Landfrauen, die zumeist im Betrieb, im Haushalt und in der Familie fest eingespannt sind und darüber hinaus in der Regel auch noch viel Zeit für Ehrenämter opfern, ist der alljährliche Landfrauentag eine willkommene Abwechslung vom arbeitsreichen Alltag. Auch dieses Jahr war die schon zu einer Tradition gewordene Veranstaltung des BBV Rhön-Grabfeld in der Stadthalle Bad Neustadt, die sich Dank dem fleißigen Organisations- und Helferteam um Kreisbäuerin Ruth Scheuplein in der schönsten Blütenpracht des Frühjahrs präsentierte, sehr gut besucht. Die Kreisbäuerin versprach nicht zu viel, als sie den Gästen einen informativen, geselligen und unbeschwerten Tag ankündigte.

Unter die Damenschar hatten sich auch einige Herren gemischt, unter anderem Vertreter der Landwirtschaft wie der BBV-Bezirkspräsident Bernhard Weiler, sein Amtsvorgänger Ehrenpräsident Karl Groenen, BBV-Kreisgeschäftsführer Michael Diestel und BBV-Kreisobmann Mathias Klöffel sowie Vertreter der Politik, wie Eduard Lintner (MdB), Robert Kiesel (MdL) und Landrat Thomas Habermann.

„Wert-volle Gesellschaft“ war dieses Jahr das Thema des Landfrauentags. Ein Thema, das zunächst nichts direkt mit der Landwirtschaft zu tun habe, aber für die Allgemeinheit und so für jeden Einzelnen von Bedeutung sei und so auch zum Nachdenken für das eigene Tun anregen sollte, wie Ruth Scheuplein befand.

Eine ökumenische Andacht mit dem evangelischen Geistlichen Lutz Mertten aus Bad Königshofen und seinem katholischen Pfarrerkollegen Frank Mathiowetz stimmte auf das Tagesthema ein.

Viel Beachtung fand der lebendige Vortrag „Wert-volle Gesellschaft – Utopie oder Vision?“ von Barbara Becker. Die Diplompädagogin und Unternehmensberaterin aus Wiesenbronn beleuchtete die Bedeutung von Werten früher und heute und wie der Mensch im Spannungsfeld der Werte und den daraus abgeleiteten Normen, den konkreten Vorschriften für das soziale Handeln, steht. „Die Verantwortung für alle beginnt im Kleinen. Leben Sie es vor“, meinte Barbara Becker, die auch deutlich machte, dass man sich selbst, seinen Körper, seinen Geist und seine Seele als wertvoll begreifen müsse, um wertvoll für die Gesellschaft zu sein. Ganz im Sinne des biblischen Gedankens „Liebe Deinen Nächsten, wie Dich selbst“ könne man nur andere lieben, wenn man sich selbst liebe.

Für den einzelnen Menschen sei es wichtig abzuwägen, was für ihn wichtig sei, Prioritäten in seinem Leben zu setzen, um in der Balance zu bleiben. Die verschiedenen Lebensbereiche im Gleichgewicht zu halten sei Voraussetzung, um Stress vorzubeugen. Doch viele Frauen - aber auch immer mehr Männer - seien überfordert, die Vielzahl ihrer Rollen im Alltag noch bewältigen zu können. Barbara Becker veranschaulichte diese Dilemma, indem sie mehrere Hüte aufsetzte, wobei jeder Hut für einen Lebensbereich oder eine Funktion stehen sollte. Gar nicht so einfach, diesen Berg aus Hüten stabil zu halten, ob Familie, Beruf, Freunde oder Vereinsaktivitäten – da kann man schon ordentlich aus dem Gleichgewicht geraten, wie Becker eindrucksvoll demonstrierte. „Lebe ich oder werde ich gelebt?“ lautete die kritische Frage, die sich jeder einmal selbst stellen sollte, wie die Referentin ihren Zuhörern abschließend zu bedenken gab.

Bad Neustadts Stadtoberhaupt Bruno Altrichter, Eduard Lintner, MdB, Robert Kiesel, MdL, BBV-Bezirkspräsident Bernhard Weiler, Bezirksbäuerin Astrid Baum und Landrat Thomas Habermann sprachen in ihren Grußworten den Landfrauen für ihr Engagement auf ihren Höfen, in den Familien und in der dörflichen Gemeinschaft ihre Hochachtung aus.

Auch die Nöte der Landwirtschaft wurden angesprochen. Ruth Scheuplein verwies auf die niedrigen Erlöse, die für landwirtschaftliche Erzeugnisse wie Getreide, Milch oder Fleisch erzielt werden. „So manche Krise kann in Chancen gewandelt werden, durch gemeinsames, kräftiges Anpacken“, so Scheuplein mit einem Fingerzeig auf neue Wege, die die Bauernschaft erfolgreich eingeschlagen hat, zum Beispiel im Bereich erneuerbarer Energien.

„Meine Bitte an Sie, liebe Anwesende, ist, dass Sie beim Einkauf an die heimische Landwirtschaft denken, indem Sie Produkte aus unserer Region verstärkt kaufen. Denn die Landwirtschaft ist ein wichtiger Teil der Gesellschaft. Nicht nur, weil sie Kulturpflege betreibt und Nahrungsmittel produziert, sondern auch als wichtiger Wirtschaftssektor eine Vielzahl von Arbeitsplätzen bietet“, so der Aufruf der Kreisbäuerin.

Im feierlichen Rahmen des Landfrauentags überreichte Doris Hartan-Khan, Leiterin der Landwirtschaftsschule Bischofsheim, den staatlich geprüften Hauswirtschafterinnen, die im vergangenen Jahr die Hauswirtschaftsschule absolviert haben, ihre Urkunden.

Ruth Scheuplein wollte es nicht versäumen, der langjährigen Ernährungsfachfrau des BBV-Kreisverbands Martha Corleis für ihre Verdienste zu danken ihr für den wohlverdienten Ruhestand alles Gute zu wünschen.

Das Gesellige sollte beim Treffen der Bäuerinnen in Bad Neustadt eine wesentliche Rolle spielen. Für musikalische Unterhaltung sorgten die Musikanten aus dem Besengau unter der Leitung von Franz Räder. Am Nachmittag gab es mit dem schon über die Region hinaus bekannten und beliebten Kabarettisten-Duo Freddi Breunig und Martin Wachenbrönner als „Gotthold und Eustach“ noch ein ganz besonderes Schmankerl, bei dem nach Herzenslust gelacht werden konnte. (eva) +++