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19.03.08 - FD
Buchpräsentation von Dorothee Ruppel in Burghaun: „Buch der Erinnerung“
BURGHAUN. Im Herrenhaus Burghaun fand am vergangenen Donnerstag die Buchpräsentation von Dorothee Ruppel zum jüdischen Friedhof Langenschwarz, das „Buch der Erinnerung“, statt. Die Präsentation wurde durch musikalische Einlagen der jüdischen Gemeinde Fulda unter der Leitung von Roman Melamed umrahmt.
Bürgermeister Hohmann begrüßte hierzu Gäste aus Amerika, England, Hawaii und Norwegen. Er bedankte sich insbesondere bei der Familie Ruppel für die geleistete Arbeit während des Projektes zum jüdischen Friedhof Langenschwarz. Insbesondere bei Dorothee Ruppel, die durch ihre Arbeit den erfreulichen Anlass dieses Abends gegeben habe . Er dankte allen Beteiligten, die einen Beitrag bei der Spurensuche der jüdischen Vorfahren geleistet hätten.
Hohmann fasste noch einmal die vergangenen zwei ereignisreichen Tage mit den jüdischen Gästen in seiner Ansprache kurz zusammen. Vom Kennenlernen am Mittwoch im Herrenhaus Burghaun sowie der Vorstellung der Großgemeinde bis zu dem in seinen Augen wichtigste Teil des Besuchs, dem Tag in Langenschwarz.
Von einem großen Teil der Gäste lebten Angehörige in Langenschwarz. Aus diesem Grund beteiligten sich die ausländischen Gäste auch an dem Projekt zur Dokumentation des jüdischen Friedhofs in Langenschwarz. Alle hatten das Ziel, herauszufinden, wie ihre Vorfahren hier vor etwa 100 Jahren gelebt haben.
Vor etwa zwei Jahren begannen die Nachforschungen zur jüdischen Kultur in Langenschwarz. Es entstand eine umfassende Dokumentation. Doch man wollte mehr wissen. „Die Arbeit von Dorothee Ruppel ist ein wichtiger Bestandteil bei der Aufarbeitung unserer Heimatgeschichte“, so Bürgermeister Hohmann. Diese habe während ihrer Arbeit nicht nur gute Freunde gefunden hat sondern auch die Geschichte von Burghaun und Langenschwarz um einen wichtigen Stein im Mosaik ergänzt.
Bürgermeister Hohmann bedankte sich abschließend bei der Norwegerin Eva Flörsheim, die eine der Initiatorin des Projektes war, und beim Büro Peter Liebau, der für den Druck des Buches verantwortlich war.
Dorothee Ruppel bedankte sich ebenfalls bei dem internationalen Team für die gute und vor allem erfolgreiche Zusammenarbeit in den letzen zwei Jahren. Ein Mensch sei erst tot, wenn keiner mehr an ihn denke, so Dorothee Ruppel.
1905 war die endgültige Auflösung der jüdischen Gemeinde in Langenschwarz. Nach den entsprechenden Aufzeichnungen fand die letzte dokumentierte Beerdigung im Jahre 1911 statt. Über 70 Jahre später beginnt allerdings eine neue Geschichte. Seit dem Jahr 1987 war Eva Flörsheim auf den Spuren ihres jüdischen Mannes und suchte den Kontakt mit der Familie Ruppel. 1998 stellte Dorothee Ruppel auf Grund dieses Besuches ihre Kontaktadresse auf eine jüdische Website. Der erste Kontakt zu weiteren Interessenten fand im Januar 2000 statt, als der New Yorker Rob Leader sie per E-Mail kontaktierte. Die Anfragen kamen aus aller Welt. Unter Anderem aus Kalifornien, Hawaii und auch aus London.
Dorothee Ruppel erstellte einen Lageplan und begann zusammen mit ihren Eltern, in den alten Synagogenregistern nach Hinweisen zu suchen. Sie erstellte aus diesen Auszügen und den Aufzeichnungen ihres Vaters, Hans-Joachim Ruppel, einen interaktiven Stammbaum. Der offizielle Start des Projekts des „Langenschwarzer-Friedhof-Projektteams“ war am 01. November 2006. Die Projektleitung übernahmen Linda Schulein (Kalifornien) und Harriet Hoffmann (Hawaii). Die Übersetzung vom Hebräischen ins Englische übernahmen David Neustaedter, Ellen Stepak und Jason Hallgarten. Als Schriftleiterin fungierte die US-Amerikanerin Marilen Pitler. Dorothee Ruppel arbeitete mit an der Textidentifizierung sowie an der Übersetzung ins Deutsche und Englische. Durch die Erstellung eines Lageplans im September 2006 war es möglich, auch Gräber ohne Steine teilweise zuzuordnen. Allerdings gab es während den Arbeiten auch einige Hindernisse, denn einzelne Grabsteine waren nicht mehr vorhanden oder zu stark verwittert. Manche Steine waren ohne Widmung, was die Zuordnung sehr schwierig gestaltete oder gar unmöglich machte.
Nachdem alle Fakten zusammengetragen waren, kontaktierte Dorothee Ruppel Bürgermeister Hohmann mit ihren Erkenntnissen. Dieser zollte den bisherigen Arbeiten hohe Anerkennung und schlug vor, alles zu einem Buch zusammenzustellen und dies im Namen der Marktgemeinde Burghaun bei einer Buchvorstellung zu präsentieren. Dorothee Ruppel betonte, dass aus den Verbindungen durch die Zusammenarbeit mit den einzelnen Projektmitarbeitern mehr als ein Buch zustande gekommen sei. Sie bedankte sich bei dem Team für die Stunden voller Einsatz und Engagement, bei Bürgermeister Hohmann stellvertretend für die Marktgemeinde Burghaun und bei Frau Pfingstgräff für die Hilfe vor Ort. in Langenschwarz, sowie allen weiteren Beteiligten, die an diesem unvergesslichen Projekt beteiligt waren.
Auch die Projektleiterin Harriet Hofmann dankte allen Beteiligten im Namen der ausländischen Gäste, die Ihnen die Möglichkeit gegeben hätten, diese einmalige Chance zu nutzen. Sie seien gekommen, um eine Verbindung zu ihren Vorfahren zu bekommen, hätten aber nicht geahnt, dass eine solche Verbindung mit der Marktgemeinde zustande kommen würde. Das was die Gemeinde und Bürgermeister Hohmann ihnen gegeben hätten, gehe weit über die zu erwartende Verbindung hinaus, so Harriet Hofmann. Auch Frederick Hecht ergriff das Wort und erzählte, dass er zuletzt kurz nach dem Krieg in Deutschland gewesen sei. Aus dem, was er nun die letzten Tage in Burghaun erfahren und kennengelernt hat, könne er schließen, dass dies ein neues Deutschland sei. +++