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Trocken, feinherb und fruchtig - 15. Deutscher Riesling Spätlese Wettbewerb - VIDEO
19.08.14 - Zuweilen war es am Montagvormittag sehr still im Kaisersaal des Stadtschlosses Fulda. Gelegentlich ein leises Gläserklirren, das Einschenken von Flüssigkeit - bereits zum 15. Mal verkostete eine sechsköpfige Fachjury beim „Riesling Spätlese Wettbewerb“ Weine von 101 Weingütern aus ganz Deutschland. Zur Prämierung waren drei Kategorien zugelassen: trockene, feinherbe und fruchtige Riesling-Spätlesen des Jahrgangs 2013. Mit dem Wettbewerb unter Schirmherrschaft von Oberbürgermeister Gerhard Möller soll auf die weinhistorische Verbindung von Fulda zu Johannisberg im Rheingau, aus welcher auch der Qualitätsbegriff „Spätlese“ entstand, hingewiesen werden.
Es drehte sich alles um die Rieslings-Rebe: Ingesamt 165 Weine wurden unter die Lupe genommen, darunter 60 Weine Spätlese trocken, 33 Weine Spätlese halbtrocken und 72 Weine Spätlese fruchtig. Die Top-Platzierungen wurden dann an zwei Tagen von einer Jury aus anerkannten Weinexperten ermittelt. Beurteilt wurde nach einem 20-Punkte-Bewertungssystem.
In der Jury waren in diesem Jahr Gisela Pöhler, Weinhändlerin aus Neunburg; Christian Witte, Weinbau Domäne Schloss Johannisberg; Cormac Clancy, preisgekrönter Sommelier aus Frankfurt; Nicole Roth, vom Weingut Roth in Wiesenbronn; Thomas Stobbe, ein Sommelier aus Hammelburg und Klaus Ribbeck aus Oberursel. Unter den teilnehmenden Winzern: viele Bekannte wie zum Beispiel das Weingut Manz aus Rheinhessen. Deren Weine sind regelrechte Evergreens und in den bisherigen Ausscheidungen stets sehr erfolgreich gewesen.
Neutral bleiben
So viele edle Tropfen bergen neben dem Genuss auch große Herausforderungen für die Experten. Schwenken, Schlürfen, Spucken - getrunken werden die Weine zunächst nicht. Der Grund dafür ist einfach: "Man muss vor allem im Kopf neutral sein", erklärt Jurorin Pöhler auf Nachfrage von OSTHESSEN|NEWS. Die Flaschen werden vor jedem Durchgang verhüllt, grobe Formen sind jedoch zu erkennen. Das geschulte Auge könnte daher bei manchen Formen schon etwas erahnen. Dennoch ist Neutralität der höchste Anspruch der Fachleute. Hier wird Wein nun mal von verschiedenen Seiten betrachtet.
Am Ende der Prozedur standen sie fest, die Sieger des 15. Riesling Spätlese Wettbewerbs, die im November im Fürstensaal prämiert werden. In der Kategorie trocken siegte das Weingut Evangelische Kirche Hessen-Nassau mit dem Niersteiner Nipping. Bei den feinherb gab es zwei erste Plätze: Weingut Brennfleck mit Sulzfelder Maustal und Weingut Reuscher-Haart mit ÜberSchwang und der beste Fruchtige ist laut der Jury der Johannesberger Mittelhölle vom Weingut von Mumm. (Julissa Bär/Sabrina Ilona Teufel)
HINTERGRUND: Der fuldische Fürstabt erwarb 1716 die Domäne Johannisberg im Rheingau und ließ die Weinberge mit sortenreinen Rieslingreben bepflanzen. Vor jeder Ernte musste ein Bote von Johannesberg nach Fulda reiten, um die Leseerlaubnis einzuholen, doch der Reiter verspätete sich 1775 und die Trauben waren bei seiner Ankunft bereits von Edelfäulen befallen. Trotzdem wurden die Trauben geerntet und ergaben einen exzellenten Wein – die Spätlese.+++