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Familie MARKMANNS Herz schlägt für „Nessy“
17.10.14 - Auf dem Lullusfest ist die „Nessy“ los. Selbstverständlich hat das berühmteste Fabelwesen Schottlands, das sich im Übrigen am Ende mit „ie“ schreibt, nicht seine Heimat, den abgelegenen See Loch Ness, verlassen, um auf Deutschlands ältestem Volksfest sein Unwesen zu treiben. Vielmehr sorgt eine vom Erscheinungsbild her an das sagenumwobene Ungeheuer angelehnte Riesenschaukel für jede Menge Spaß und ein wenig Nervenkitzel unter den Fahrgästen. „Nessy“, die 1978 das Licht der Welt erblickte und sich seit 1993 im Besitz von Familie Markmann befindet, ist eine echte Rarität.
„Sie wurde nur einmal gebaut“, berichtet Beatrix Markmann, deren Herz für dieses Fahrgeschäft schlägt, wie auch die ihres Mannes und ihrer beiden Kinder. „Sie hat ihren eigenen Charme und verkörpert einen Teil von uns.“ Dabei musste sich die Bonnerin erst daran gewöhnen, ein Leben als Reisende zu führen. Die gelernte Fotolaborantin lernte vor 30 Jahren ihren Ehemann Hans-Peter kennen, der aus einer Schaustellerdynastie stammt. Der Liebe wegen stieg die damals 22-Jährige voll ins Schaustellergeschäft ein. „In all den Jahren ist mir diese Tätigkeit in Fleisch und Blut übergegangen – zur Gewohnheit geworden“, meint Beatrix Markmann. „Hier wird nicht nach der Uhr, also von acht bis 16 Uhr Dienst geschoben, sondern eben so, wie die Arbeit anfällt.“
Gleich mehrere Jobs muss sie täglich wuppen: „Ich bin zugleich Ehefrau, Mutter, Hausfrau und Kassenfrau. Ich versuche, meinem Mann den Rücken freizuhalten“, lacht die Nordrhein-Westfälin, die noch bis Freitagmorgen gemeinsam mit ihrem Sohn die „Nessy“ gehütet hat, um anschließend von ihrem Mann auf dem Lullusfest abgelöst zu werden. „Noch am Freitag begebe ich mich auf den Weg zum Bremer Freimarkt, wo wir mit dem ‚Hexentanz‘ vertreten sind und mich unsere Tochter bereits erwartet“, erzählt die Schaustellerin, die sich gewaltig darüber gefreut hat, am Lollsdonnerstag einen gemeinsamen Abend am „Fierche“ mit ihrem Hans-Peter verbringen zu dürfen, der sich für den Auf- und Abbau der Fahrgeschäfte verantwortlich zeigt und aus diesem Grund die restlichen Lullusfesttage stemmt.
Seitdem widmen sich Vater und Tochter dem „Hexentanz“, während Mutter und Sohn für die „Nessy“ zuständig sind – die Riesenschaukel, die zum vierten Mal Einzug auf dem Lullusfest gehalten hat. „Lolls stellt meiner Meinung nach etwas ganz Besonderes dar“, unterstreicht Beatrix Markmann. „Es ist – im Vergleich zu den üblichen Kirmessen – eine der wenigen kulturellen Veranstaltungen, die eine Tradition aufweisen können.“ Einzigartig sei dabei die Atmosphäre: Man fühle sich hier wohl und willkommen. Spricht’s, um sich den jungen Fahrgästen zuzuwenden, die am Kassenhäuschen Schlange stehen. Es ist schließlich wieder an der Zeit, „Nessy“ mitsamt ihren Insassen Höhenluft schnuppern zu lassen. Das Schaukelspektakel kann beginnen. (Stefanie Harth)+++