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ULRICHSTEIN Theorie und Praxis beim „Heckentag“

"Heute wachsen uns die Hecken buchstäblich über den Kopf"

03.11.14 - "In Ulrichstein und Lautertal sind wir nicht nur steinreich, sondern es gibt auch sehr viele Hecken, deren Pflege nicht nur viel Zeit sondern auch Geld kostet", stellte Bürgermeister Edwin Schneider am Sonntagmittag bei der Eröffnung des „Heckentag“ im Innovationszentrum fest. Früher seien die Hecken von den anliegenden Landwirten gepflegt worden. Sie hätten dabei Brennholz und Backreisig verwertet. Dadurch wurden die Hecken niedrig gehalten und die Artenvielfalt im kleinwüchsigen Bereich der Pflanzen- und Tierwelt war gegeben. Diese Art der Nutzung sei aber immer mehr in Vergessenheit geraten. „Heute wachsen uns die Hecken buchstäblich über den Kopf, Wege wachsen zu, die Verschattung der landwirtschaftlichen Flächen steigt und die Artenvielfalt geht verloren“, so das Stadtoberhaupt.

Zur Situation in Ulrichstein führte er aus, dass Ulrichstein eine Flächengemeinde mit einer Größe von 65 qkm sei. Allein in der Gemarkung Ulrichstein gebe es geschätzt über 50 Kilometer Hecken. Die Ortsbeiräte erhielten von der Stadt ein Hektargeld von fünf Euro pro Hektar für Wegeerhaltung, Grabenräumung sowie Heckenschnitt und -pflege. Dies bedeute einen Aufwand von rund 25.000 Euro für alle Stadtteile. Das Geld reiche aber bei weitem nicht aus, um den Anforderungen nachzukommen. Eine Erhöhung der Hektargelder aus Sicht der Stadt sei aus finanziellen Gesichtspunkten nicht leistbar. Dank sagte er den Jagdgenossenschaften, die Teile der Jagdpachteinnahmen für die notwendigen Arbeiten aufbringen würden.
Edwin Schneider erläuterte dann wie es überhaupt zu dem „Heckentag“ gekommen sei.

Die Referenten und Arbeiten in der „Rothohl“

So gebe es seit dem Jahr 2005 im Vogelsbergkreis das Naturschutzgroßprojekt, das sich zur Aufgabe gemacht habe, der Gefährdung der vielfältigen Natur- und Kulturlandschaftswerte im Vogelsberg entgegenzutreten. Ein Teil des Naturschutzgroßprojektes sei seit 2012 auch das Heckenprojekt der Gemeinde Lautertal mit Begutachtung und Kartierung von Hecken in Hopfmannsfeld, Eichenrod und Eichelhain. Das Heckenprojekt nannte er ein Modell-projekt für Hessen und es werde von entsprechenden Stellen gefördert. Im gesamten Kreisgebiet gebe es geschätzte 15.000 Kilometer Hecken, die aus den verschiedensten Gründen angelegt wurden. So zum Beispiel als Grundstückgrenze, Windschutz für die ausgebrachten Produkte auf den Flächen und zur Holzernte für das Öfchen zu Hause und das Heizen der Backöfen in den Backhäusern. Im Dezember 2012 sei er Lautertals Bürgermeister Heiko Stock und von Seiten der Projektleiter angesprochen, ob es denkbar wäre die Gemarkung Ulrichstein mit in das Heckenprojekt aufzunehmen.

Der Magistrat habe diesem Vorschlag zugestimmt und im Rahmen einer gut besuchten Informationsveranstaltung am 05. März 2013 im Dorfgemeinschaftshaus Rebgeshain für die Gemeinde Lautertal und Stadt Ulrichstein sei Sinn und Zweck des Projektes vorgestellt worden. Genau vor einem Jahr, am 03. November 2013 fand der erste Heckentag in Eichenrod mit großem Interesse statt. Erste Projektergebnisse wurden am 02.April 2014 in Eichenrod präsentiert. Die Öffentlichkeit und Beteiligte habe man immer im Projekt mitgenommen und informiert.

Im Vordergrund links die beiden Bürgermeister Heiko Stock und Edwin Schneider ...

Als Hauptziele für das Heckenprojekt in Ulrichstein nannte Schneider eine Nachhaltige Pflege der Hecken in den Feldgemarkungen. Durch die Verwertung der gewonnenen Hackschnitzel solle eine nahezu kostendeckende dauerhafte Heckenpflege möglich werden. Dadurch würden Ressourcen aus den Hektargeldern frei für die Unterhaltung der Feldwege und das Ausheben von Gräben. Die Wege entlang der gepflegten Hecken würden wieder besser befahrbar sei und im kleinwüchsigen Bereich könne sich wieder eine Artenvielfalt in vielfältiger Weise entwickeln. Bäume in den Hecken, deren Bestand wertvoll sei, sollen erhalten werden und die Verwertung des Materials aus der Heckenpflege solle in der Region erfolgen.

Peter Momper von der Bioenergie-Region Mittelhessen wies daraufhin, dass Hecken seit Jahrhunderten landschaftsprägende Elemente im Vogelsberg seien. Aus Naturschutzsicht seien sie besonders wertvoll als Lebensraum für Insekten, Vögel und Kleinsäuger, als Rückzugsgebiet für Wild, zur Vernetzung von Lebensräumen, als Erosions- und Windschutz.

Thomas Raussen vom Witzenhausen-Institut zeigte dann in seinem Vortrag die „Praktische Verwertung von Landschaftspflegematerial“ auf. So lasse sich Landschaftspflegeholz weitgehend wie Waldholz erfassen, transportieren und verwerten. Land-schaftspflegematerialien seien mitunter aufwendiger zu erfassen und zu transportieren. Sie benötigten außerdem eine aufwendigere Aufbereitung zu Brennstoff und Feinfraktion. Die Heizanlagen, sinnvoll ab 500 kW, müssten für das Material geeignet sein.

Über die Erfahrungen aus der Umsetzung eines Heckenmanagement informierte anschließend Tobias Große Lembeck vom Grünes Zentrum Agrar-Service Warendorf. Zunächst müssten die Hecken angemeldet werden, Es folge die Überprüfung auf Eignung und die digitale Erfassung. Nach der Zuordnung der Maßnahmen erfolge die Bildung von Losen mit Preisanfrage und der Vergabe. Nach den Arbeiten gebe es eine Überprüfung der ordnungsgemäßen Durchführung.

Im Anschluss an die Vorträge mit abschließender Diskussion ging es in den Bereich des Grillplatzes „Rothohl“ und je eine Firma aus dem hiesigen Raum sowie aus dem Ebsdorfer Grund zeigten des Freischneiden einer Hecke und das anschließende Schreddern des Materials.

Die Auswertung dieser Probeschnitte soll Ergebnisse liefern ob eine derartige Pflege der Hecken künftig möglichst kostenneutral durchgeführt werden kann. Die Ergebnisse werden wieder vorgestellt. Über das Heckenprojekt Lautertal und Ulrichstein soll versucht werden ein Hecken-Management für den gesamten Vogelsbergkreis aufzubauen, so die beiden Bürgermeister Stock und Schneider. (gr) +++


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