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Guckkasten-Atmosphäre durch ein perspektivisches und verspieltes Bühnenbild in Anlehnung an das Schinkels -

FULDA Gastspiel Landestheater Neustrelitz

Zwei Männer schlagen sich durch Wunderland: DIE ZAUBERFLÖTE im Schlosstheater

21.11.14 - Man nehme einen Hauch „Alice im Wunderland“, eine kuschelige Bühne in einem prachtvollen Theatersaal, eine Handvoll hervorragender Sänger und ein äußerst gelungenes Bühnenbild und man erhält einen stimmungsvollen Opernabend im Fuldaer Schlosstheater  - wie an diesem Donnerstag.

Vor ausverkauftem Haus gastierte das Landestheater Neustrelitz mit Wolfgang Amadeus Mozarts Oper „Die Zauberflöte“ in der Inszenierung von Markus Kopf. Licht aus, Vorhang auf: Bereits der erste Eindruck war – ja, hier ist eine Wiederholung nötig – beeindruckend. Andrea Eisensee hat für die populär(st)e Mozartoper ein hinreißendes Bühnenbild mit starken Referenzen an Karl Friedrich Schinkels Bühnenbild der Erstaufführung gestaltet. Mehrschichtige Kulissen in perspektivischer Malerei gaben der eigentlich recht kompakten Bühne des Schlosstheaters enorme Tiefe und erzeugten das reizvolle Flair eines Kartontheaters. Das diente dem Sujet, so spielt die Zauberflöte in einer Fantasiewelt und behandelt eine durchaus fantastische Geschichte.

Der junge Prinz Tamino wird von der Königin der Nacht geschickt, ihre Tochter Pamina aus den Händen ihres Entführers Sarastro zu befreien. Mit einer Zauberflöte und Vogelfänger Papageno als Begleiter ausgestattet nimmt er seine Aufgabe in Angriff. Papageno findet Pamina und berichtet ihr von der Liebe des jungen Prinzen. Sie eilen ihm entgegen. Tamino deckt derweil auf, dass hinter der Entführung gute Absichten Sarastros stecken. Dieser möchte die Liebe zwischen Pamina und Tamino nicht verhindern und auch für Papageno hat er eine Herzdame. Jedoch müssen Tamino und Papageno für ihre Liebe zunächst drei Prüfungen bestehen. Der undisziplinierte Papageno scheitert, Tamino gelingt es, gemeinsam mit Pamina, die Prüfungen zu bestehen. Letzlich siegt das Gute über das Böse: Nach einem Überfall auf Sarastros Tempel wird die eigentliche Böse - die Königin der Nacht - vernichtet und die vier Liebenden sind glücklich vereint.

Nicht nur die Bühne, auch die Kostüme Eisensees waren mit viel Liebe zum Detail gestaltet: Zuckerwattehaare für die drei Knaben, prächtige Stoffe und Farben für die anderen Figuren. Rebekah Rota als Pamina erstrahlte von Kopf bis Fuß in einem Traum in Rot und rangierte optisch wie darstellerisch auf äußerst angenehme Weise aus der Kategorie lieblich-leichte Disney-Prinzessin. Ihr Spiel aber – gerade in ernsteren Momenten – war stets glaubhaft, anrührend und zeugte von Tiefgang. Gesanglich erstrahlte sie in wunderbarer Leichtigkeit und Versiertheit, gerade in großen Höhen wirkte sie unangestrengt und meisterte auch schwierigere Koloraturen. Lediglich in den tiefen Passagen wirkte sie zuweilen etwas atemlos.

Die drei Knaben gespielt von Sannah Raemisch, Johanna Luise Kurzmann und Celyna Reichel ...

Vorne: Tamino (Andrés Felipe Orozco); hinten: Die drei Damen der Königin ( Marion ...

Rebekah Rota (links) als Pamino mit Laila Salome Fischer als Königin der Nacht ...

An ihrer Seite ein sympathischer Prinz Tamino, gespielt vom lyrischen Tenor Andrés Felipe Orozco. Mit warmer Stimmfarbe und technisch wie emotional gelungener Darbietung überzeugte er als Retter. Sein Spiel war glaubhaft und angenehm zu betrachten.

Als Königin der Nacht erlebte das Publikum am Donnerstagabend Laila Salome Fischer. Die Sopranistin brillierte stimmlich – Schluss- und Szenenapplaus bestätigten es – auch bei der höchst herausfordernden Rachearie. Messerscharf pointiert singt sie die komplexen Koloraturen. Ihre Stimme ist durchdringend, ihr Timing perfekt. Lediglich ihr Spiel hätte für diese Hauptrolle etwas eindrücklicher sein dürfen, dennoch: eine hervorragende Leistung der 26-Jährigen.

Publikumsliebling war sicherlich Sebastian Naglatzki in der Rolle des Vogelfängers Papageno. Sein leichtes, zerstreut charmantes und hochamüsantes Spiel war äußerst erfrischend. Gerade sein Zusammenspiel mit seiner Papagena (Margret Giglinger) wirkte herrlich kindlich und mitreißend. Der Bariton sang die Partie mit jugendlicher Energie. Besonders in den Tiefen zeigte er gekonnte Stimmführung und Fülle.

Sorgenkind der Leitung dürfte an diesem Abend Ryszard Kalus gewesen sein. Der polnische Bass-Bariton war erkrankt, entschied sich aber, zur Freude des Publikums, zu singen. Sorgenkind der Theaterbesucher war er sicherlich nicht: Als anfänglich dunkler, grimmiger Fürst der Finsternis spielte er den Zarastro. Ebenso gnädig wirkte er in späteren Stunden. Stimmlich merkte man ihm die Erkrankung nur in sehr tiefen Passagen an. Darüber hinaus intonierte er durchdringend und präzise.

Chor und Orchester lieferten eine tolle Leistung ab. Klangschön, mit toller Dynamik und gutem Ausdruck. Ein unterhaltsames wie künstlerisch wertvolles Gastspiel des Landestheaters Neustrelitz. Das Publikum bedankte sich mit langanhaltendem, kräftigen Applaus. (Sabrina Ilona Teufel)+++


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