Mit 85 jeden Tag im Laden: Ursula HAUPT liebt ihre Arbeit mit den Blumen

14.01.15 - Was wäre unsere Welt ohne die Blütenpracht der Pflanzen? Im Bad Hersfelder Blumen-Basar treffen die mannigfaltigsten Orchideenarten auf stolze Rosen. Blassrosafarbene Gerbera gesellen sich zu feuerroten Tulpen und zu leuchtenden Hyazinthen. Der kleine Laden in der Weinstraße ist in ein buntes Farbenmeer getaucht. Behutsam zupft Ursula Haupt ein verwelktes Blatt aus einem frühlingshaft gestalteten Blumenarrangement. Die Liebe zu ihrem Beruf und den Pflanzen wurde der ältesten Geschäftsfrau der Lullusstadt bereits in die Wiege gelegt. „Meine Blume ist die Margerite“, verrät die 85-jährige Inhaberin des Blumen-Basars. „Ich mag deren Reinheit und Schönheit, wobei ich selbstverständlich Gefallen an jeder Blume finde.“

Bei der Auswahl der Pflanzen legt die Blumen-Expertin großen Wert auf Qualität ...

Orchideen so weit das Auge reicht: Während ihres Aufenthalts in Singapur eignete ...

Lasst Blumen sprechen: Wer freut sich schließlich nicht über einen blühenden Frühlingsgruß? ...

Seit nunmehr 45 Jahren steht die gebürtige Westfälin tagtäglich im Blumen-Basar ihre Frau. Davor war sie vier Jahre lang im Bad Hersfelder Blumengeschäft „Florina“ tätig – bis dieses seine Pforten schließen musste. Ursula Haupt entschied sich für den Weg in die Selbständigkeit – und das mit Erfolg. Fast ein halbes Jahrhundert Blumen-Basar sprechen für sich. „Ursprünglich wollte ich in jungen Jahren Gartenarchitektur studieren, was sich aufgrund des Zweiten Weltkrieges allerdings zerschlug“, erzählt sie. „Die Gärtnerlehre, die ich in der staatlichen Gartenbauanstalt in Kassel begonnen hatte, musste ich leider abbrechen, da wir in jenen Tagen sehr viel Zeit im Luftschutzkeller verbrachten und die Ausbildung somit keinen Sinn mehr machte.“

„Bei so viel Schönheit, die ich täglich erblicke, kann ich mich schlicht und ergreifend ...

Grundlegendes Wissen für ihren Beruf aus Berufung sammelte Ursula Haupt im Verlauf von Auslandsaufenthalten. Unter anderem besuchte sie in den 1950er Jahren die Eurocups der Floristen in Athen sowie die Pflanzenanbaugebiete an der Côte d'Azur. „Höhepunkte meines Lebens stellen der Weltcup der Floristen in Sydney, wo ich drei Wochen verbringen durfte, sowie mein Aufenthalt in Singapur dar. Die Reise nach Asien, auf der ich Unmengen über den Anbau von Orchideen lernte, war für mich wie ein Märchen aus ‚Tausendundeiner Nacht‘“, erinnert sich die rüstige Geschäftsfrau. Noch heute profitiere sie von den Kenntnissen in puncto Blumen-Kultivierung, die sie sich vor Jahrzehnten aneignete. „Zudem weiß ich, woher man gute Ware beziehen kann“, betont die Blumen-Expertin, die sehr großen Wert auf Qualität legt, was ihre Kunden zu schätzen wissen. „Leider setzen heutzutage viele Floristen auf Billigware – ein echtes Problem für unsere Zunft.“

Ans Aufhören denkt die 85-Jährige trotz ihres hohen Alters noch lange nicht. „Sicherlich handelt es sich um einen Beruf, der einem sehr viel abverlangt und sein Tribut fordert“, unterstreicht sie. „Aber: ich sage mir immer, es steckt ein starker Wille dahinter. Bei so viel Schönheit, die ich täglich erblicke, kann ich mich schlicht und ergreifend nicht in den Ruhestand verabschieden.“ Spricht’s, um sich einem Stammkunden zuzuwenden, der ihr alles Gute für das neue Jahr wünscht.

Übrigens der vierte Neujahrsgruß innerhalb einer halben Stunde. Mit einem warmherzigen Lächeln auf den Lippen beäugt Ursula Haupt einen kleinen, liebevoll gebundenen Blumenstrauß. „Sogar die Jugend hat den Blumengruß wiederentdeckt“, sagt sie. „Ich finde es bezaubernd und anrührend, wenn Kinder einen Teil ihres Taschengeldes opfern, um ihre Mutter oder Oma mit einem blühenden Geschenk zu erfreuen. Dafür gibt es dann auch mal einen Sonderpreis“, lacht die junggebliebene Inhaberin des Blumen-Basars. In der Tat sagen Blumen manchmal mehr als tausend Worte… (Stefanie Harth) +++