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Büttenabend der Frankenheimer Hollerboller
19.01.15 - Wie in aller Welt bringt man zehn pubertierende Jungs dazu sich im rosafarbenen Tutu auf einer Bühne zu präsentieren? Keine Ahnung, aber in Frankenheim bei Bischofsheim war eben jene Erscheinung zu sehen. Es war ihr ausdrücklicher und eigener Wunsch mit einer Tanzdarbietung beim Fasching der Hollerboller mitzuwirken und die Herzen der Zuschauer flogen ihnen zu. Frech, frisch und provokant flitzten sie zuerst in Trainingsanzügen über die Bühne um dann plötzlich in zwei Reihen mit kurzen Röckchen und venezianischen Masken daher zu trippeln, quasi als Männerballett in klein. Sie ernteten ebenso viel Applaus, wie das Männerballett, das wie immer den finalen Höhepunkt des Abends bildete.
Doch bis zu diesem Zeitpunkt hatten sich noch viele andere Akteure ins rechte Licht gerückt und den fünf Stunden andauernden Büttenabend wieder zu einem Erfolg werden lassen. Klassisch begann die Vorstellung mit dem Tanz der Mittleren Garde in prächtigen blau-weißen Kostümen. Danach eroberte der Ritter Simon (Enders) der Schreckliche die Bühne und erzählte aus seinem Leben: „Ist der Ritter noch sehr klein, soll die Rüstung rostfrei sein“.
Aus dem Mittelalter ging es flugs mit der Purzelgarde in den wilden Westen, wo sich Cowboys und –girls ein Stelldichein gaben. Die Kleine Garde brillierte – ebenfalls in blau-weißen Kostümen - und gab eine gute Figur ab, nicht zuletzt wegen ihrer engagierten Trainerinnen Hanna Rockenzahn und Denise Stecker. Die Frankenheimer bekommen immer wieder Besuch von befreundeten Faschingsvereinen, so entführten die Mädchen der Tanzgarde Faschingsfreunde Aura/Saale nach Italien mit Pizza und Chiantiwein. Aus Schönau tanzte das Funkenmariechen Melina Wappes durch die Halle und auch ein Gastredner aus Frankfurt, Lutz Kunze, referierte über das Geld und das Leben.
Bevor die Große Garde auf die Bühne durfte, drängelten sich die sieben Musiker von Nonsens Brass nach vorne und erheiterten mit Musik und Gesang den Saal. Eine Mucke (Stubenfliege, Sophia Trapp) schwirrte ein und berichtete vom Biertrinken und den beschwerlichen Heimweg vom Kreuzberg auf dem Rucksack eines Wanderers. Reinhard Zimmer hielt kurzfristig die Jahreshauptversammlung des Junggesellenvereines ab. Ein Jahresrückblick auf Aktivitäten wie den Besuch der Besamungsanstalt oder den VHS-Kurs zum Smaltalk mit Frauen, das Publikum grölte vor Freude.
Im Reisebüro erfuhr der interessierte Zuhörer von Wilma und Ludwig Niemec Einzelheiten über die Dörfer des Brendtales und ganz nebenher, dass die Hollerboller früher ihren Namen vom polternden Geräusch ihrer Holzschuhe bekommen haben. Nach der Pause trat mit den Ladykrachern, einer Frauentruppe im besten Alter, eine weitere Stammbesetzung der Frankemer auf. Als „Juwelen von Nabbuti“ tanzten sie durch Afrika. Von Afrika ging es mit den Ghostbusters und ihren kleinen Monstern noch einmal kurz nach Amerika, um mit dem Showtanz der mittleren Garde wieder heim ins Land zu kommen. In ihrer Zugabe tanzten sie unter großem Beifall einen Schuhplattler.
Mit einem Nerv tötenden Lärm meldeten sich Josef und Pascal Kessler nochmals auf der Bühne zurück! Als Pi-Pi-Ei-Tie-Fachleute berieten sie an der Telefonhotline hilflose Computeranwender und hatten dabei alle Ruhe, bevor sie an die Telefone mit den durchdringenden Klingeltönen gingen. Der neuen IT-Chefin der Stadt Bischofsheim, die durch absolute Ahnungslosigkeit auszeichnete, liehen sie das Internet aus und brachten ihre neueste Geschäftsidee der Seniorencomputer zum Besten, deren Lautsprecher serienmäßig auf volle Lautstärke eingestellt seien.
Die Gruppe „Hoffnung“ schaltete kurz den Fernseher ein und Sprecher Philip Enders sagte Sendungen mit Silbereisen, den Herzbuben und den Geissens an. Dazwischen therapierte die Super Nanny Michel aus Lönneberga mit dem Eimer und in der Heiratsvermittlung fand der hinreißende Otmar im Trainingsanzug endlich seine Traumfrau.
Und natürlich durfte es nicht fehlen: Das Frankemer Männerballett, bestehend aus Dirk Franzke, Stefan Enders, Hartmut Faulstich, Konrad Enders, Lukas Kessler und Bernd Kessler! Als rassige Brasilianerinnen tanzten sie mit „Samba Brazil“ über die Bühne, wie immer mit Beifallsstürmen bedacht. Der charmant durch den Abend führende Heribert Fellenstein wies die Zuschauer darauf hin, dass die Männer auch dieses Jahr keine Mühen gescheut hatten, um absolut authentisch auftreten zu können und strich den Herren sacht über die frisch rasierten Beine.(ara) +++