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REGION NACHGEDACHT 107

"60-Minuten-Christen" - Gedanken von Christina LEINWEBER

25.01.15 - "Wir bitten dich, dass wir dir im Gebet begegnen" - eine Fürbitte, die ich letztens in einem Buch lesen musste. Im Gebet Gott begegnen, das hört sich ja nicht wirklich verwerflich an. Na klar ist das ein vollkommen vertretbarer Wunsch für uns Menschen. Wer will schon nicht Gott begegnen? Dennoch hat mich diese Bitte auch schmunzeln lassen: Da hat einer noch nicht wirklich verstanden, was Christentum bedeutet. Oder besser: was Christ-Sein bedeutet. Es bedeutet jedenfalls m.E. nicht, eine stille und heimliche Gottesbegegnung, die nur ganz allein für mich ist und sonst aber für niemanden.

Sie fragen sich vielleicht, warum ich solch einen harmlosen Satz schlecht machen möchte. Dies ist auch nicht meine Absicht. Ich möchte nur zum Umdenken bewegen. Gott ist nicht nur unser privates Eigentum und Christ-Sein findet auch nicht nur 60 Minuten im Sonntagsgottesdienst statt. Nein, Christ zu sein ist eine Aufforderung, ein Anspruch. Gerade wenn man aus der Kirche kommt, geht's mit dem Christ-Sein erst richtig los.

Wir können doch nicht nur das Glaubensbekenntnis sprechen, aus der Kirche kommen und einen Hund treten. Ganz überspitzt gesagt. „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen.“ In Gemeinschaft erleben wir Gott. Und viel wichtiger: Gott wird offenbar, er ist tatsächlich in der Welt mitten unter uns, wenn wir dem Nächsten helfen. Leider ist „dem Nächsten helfen“ eine leere Wortaneinanderreihung geworden. Keiner weiß mehr, die Worte richtig mit Inhalt zu füllen. Und mit Handlung sowieso nicht. Wir müssen jedenfalls nicht Unsummen an Geld investieren, um Nächstenliebe zu tun. Bei Jesus hat manchmal schon eine Umarmung alles geändert. (Christina Leinweber) +++


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ZUR PERSON: Christina Leinweber, 1988 geboren in der osthessischen Bischofsstadt Fulda, neun Jahre katholisch-private Schulausbildung – so war der Weg zum Theologiestudium für sie vorbestimmt und beschlossen. Es ging dann für vier Jahre Studium in die nächste Bischofsstadt Paderborn - hat inzwischen ihr 1. Staatsexamen in der Tasche und ist seit Anfang November 2013 im Schuldienst des Landes Hessen. Ihre Tätigkeit als Kolumnistin bei osthessen-news.de möchte sie auch in Zukunft fortsetzen. Sie selbst bezeichnet sich als liberal-theologisch und kommentiert (seit 107 Wochen) in der Serie "NACHGEDACHT" Dinge des Alltags aus ihrer persönlichen Sicht. +++


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