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Was ist los im Herz-Jesu-Krankenhaus in Fulda? - Fotos: Hendrik Urbin / O|N-Archiv / Hans-Hubertus Braune

FULDA Feuer unterm Dach?

Lehnt die Herz-Jesu-Notaufnahme Patienten ab ? - Innere Abteilung "kopflos"

20.02.15 - Wenn man die momentanen Zustände im Fuldaer Herz-Jesu-Krankenhaus nach der Entlassung ihres jahrzehntelangen Aushängeschildes und Kopfes Prof. Dr. Hermann-Joachim Glaser (58) anhand der wuchernden Gerüchte beurteilen wollte, müsste man  - nicht nur als Patient - äußerst besorgt sein: Hat der komplette Bestand an Ärzten, Schwestern und Pflegern inzwischen das Weite gesucht? Ist die Pest oder Cholera ausgebrochen? Steht das Herz-Jesu-Krankenhaus kurz vor der Schließung?

Mr. Herz-Jesu ist nicht mehr da: Professor Dr. Hermann-Joachim Glaser

Seit Wochen brodelt in Fulda die Gerüchteküche um das "Krankenhaus mit Herz" – wie sich die Institution gern selber nennt. Die lapidare Mitteilung, dass Prof. Glaser dass Haus verlassen habe, lässt seiner nicht eben kleinen Fangemeinde viel Raum für Spekulationen. Und weil niemand etwas Genaues weiß, (übrigens auch nicht die Fuldaer Zeitung, die vollmundig ein Exklusiv-Interview mit Prof. Glaser angekündigt hat und es bis jetzt schuldig geblieben ist), machen wilde Gerüchte die Runde. Weder die Geschäftsleitung noch das Mutterhaus der Barmherzigen Schwestern scheint zu einer fundierten Aussage über die kopflose medizinische Leitung der Inneren Medizin des Krankenhauses in der Lage zu sein. Ein Klinikseelsorger, dessen Mutter sich zur Zeit auf der Inneren Abteilung befindet, sagt: "Die Führungslosigkeit ist zu spüren - drei Tage keine Visite. Nur auf Druck geschieht etwas."

Bereits seit Tagen erreichen die Redaktion von OSTHESSEN|NEWS immer wieder Mails und Anrufe, die übereinstimmend besagen, die Notaufnahme des HJK sei geschlossen, die Patienten würden weggeschickt und landeten in der wachsenden Warteschlange des Klinikums. Auf Nachfrage von O|N meldet sich Chefarzt Dr. Rüdiger Hacker und verneint auf unsere Frage, ob es Probleme in der Notaufnahme gebe. Man spüre eben die jahreszeitlich bedingte Zunahme grippaler Infekte - wie die Kollegen am Klinikum ja auch schon konstatiert hätten. Das HJK sei ausgelastet, alle Betten belegt. Zur spürbaren Unruhe und den Unsicherheiten schürenden Vermutungen, die den Ruf des renommierten Hauses beschädigen, will er sich nicht äußern.

Begründetes öffentliches Interesse

Der Neurochirurg Dr. Samir Al-Hami sieht ein begründetes öffentliches Interesse. ...

Ein Arzt, der das Herz-Jesu-Krankenhaus aus seiner siebenjährigen Tätigkeit als Neurochirurg (Belegarzt) bestens kennt, ist Dr. Samir Al-Hami, Chef des Neuro-Spine-Centers im Fuldaer Münsterfeld. Zu den hinter den Kulissen stattfindenden Auseinandersetzungen zwischen der Klinikleitung und deren ehemaligen medizinischen Direktor Prof. Glaser kann und will Dr. Al-Hami nichts sagen. Arbeitsrechtliche Konflikte hätten lediglich die Betroffenen, nicht aber Dritte zu interessieren, konstatiert er, der immerhin über eineinhalb Jahre juristisch mit dem HJK im Clinch lag und schließlich vor dem Oberlandesgericht Frankfurt obsiegt hat. Ganz anders sei aber zu bewerten, wenn das Krankenhaus seinem medizinischen Versorgungsauftrag nicht mehr nachkomme. "Das ist selbstverständlich von großem öffentlichen Interesse, denn das Herz-Jesu-Krankenhaus ist ja kein Privatunternehmen, sondern ein mit Millionen von Steuergeldern finanziertes Haus", sagt Dr. Al-Hami.

"Wenn man sich von einem Mitarbeiter unter allen Umständen trennen will, ist das nicht die Frage, ob oder ob nicht, sondern nur die nach der Höhe der Summe", sagt ein anderer ehemaliger HJK-Mediziner, der das am eigenen Leib erfahren hat. Gründe für eine Kündigung müssten keineswegs in fachlichen Fehlleistungen begründet sein, sondern würden gerade bei einem katholischen Träger gern im persönlichen Lebenswandel des in Ungnade Gefallenen gesucht und gefunden.

Komfortable Alt-Verträge

Äußert sich nicht: Geschäftsführer Michael Sammet.

Hintergrund der internen Kämpfe im HJK sind nach Einschätzung des Ex-Mitarbeiters die durchaus komfortablen Konditionen in den Alt-Verträgen einiger Ärzte, die schon länger oder gar jahrzehntelang am Haus sind. So auch der von Prof. Glaser, der ihm vermutlich eine sechs- bis siebenstellige Summe als Abfindung einbringen wird. Sind die Gründe für die aktuellen Verwerfungen also ganz banale Sparvorgaben, die sich nicht mit medizinischen Gesichtspunkten vereinbaren lassen? Liegen die wirtschaftlichen Erwägungen im Streit mit der Qualität der medizinischen Versorgung wie in einer beliebten Arztserie aus Sachsen? Die Reputation des Herz-Jesu-Krankenhauses leidet unter den wilden Spekulationen um den unwürdigen Abgang des bisherigen Aushängeschildes und aller seiner Kolleginnen und Kollegen, die schon gegangen sind - oder gegangen wurden. "Es kommen auch wieder bessere Zeiten", äußerte ein Klinik-Mitarbeiter, der auf die chaotischen Zustände angesprochen wurde. Fragt sich nur, wann. (Carla Ihle-Becker / Christian P. Stadtfeld). +++


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