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20.05.08 - RHÖN

Hölderlin Museum eröffnet - Gedenkstätte für Dichter Friedrich HÖLDERLIN eröffnet

SAAL-WALTERSHAUSEN. Im Schloß Waltershausen in der Marktgemeinde Saal wurde am Sonntag die neue Hölderlin-Gedenkstätte eröffnet. Es ist dies eine kleine Turmstube, in der 1793 bis 1795 der Dichter Friedrich Hölderlin wohnte. Er war dort als Hauslehrer angestellt und sollte den 10-Jährigen Sohn der Schlossbesitzerin Charlotte von Kalb erziehen. Hölderlin war auf Vermittlung von Friedrich von Schiller nach Waltershausen gekommen. Das als kleine Gedenkstätte eingerichtete Zimmer ist in dem Stil noch vorhanden wie es wohl zu Hölderlins Zeiten ausgesehen haben mag. Es gibt ein schmales Holzbett, Regale an der Wand und einen Holztisch mit Stuhl und Kerzenleuchter. Hier soll Friedrich Hölderlin gearbeitet und unter anderem sein Werk "Hyperion“ begonnen haben. Von der neuen Gedenkstätte für den Dichter war die Hölderlingesellschaft, die ihre Jahrestagung in Waltershausen abhielt, rundweg begeistert.

Hölderlin Museum

Das Hölderlin Museum reiht sich damit in die anderen Hölderlin-Gedenkstätten wie den Hölderlin Turm in Tübingen, das Romantiker Haus in Jena oder in Bordeaux und in Lauffen am Neckar ein, sagt der Präsident der Hölderlin Gesellschaft, Professor Dr. Ulrich Gaier. Er versprach dem Schlossbesitzer Ulrich Möbius, mitzuhelfen, daß in der kleinen Turmstube auch noch eine Bibliothek mit Werken Hölderlins eingerichtet wird aber auch Büchern, die Hölderlin nachweislich in Waltershausen gelesen hat. Gaier ist emeritierter Professor für deutsche Literatur und allgemeine Literaturwissenschaft an der Universität Konstanz.. Als Präsident der Hölderlin Gesellschaft, der er seit 2006 vorsteht, verweist er auf die Ziele der Gesellschaft, die die Pflege der Hölderlin Gedenkstätten im Vordergrund sieht. Zwar könne man nicht finanziell helfen, aber doch ideell, sagt der Professor.

"Alleinstellungsmerkmal in Waltershausen"

So war es auch in Waltershausen, wo die Hölderlingesellschaft die Familie Moebius bei der Instandsetzung des Hölderlinzimmers entsprechend beraten hat. Mit im Boot bei der Hölderlin Gedenkstätte war auch der Bezirk Unterfranken, hier besonders Kulturdirektor Professor Dr. Klaus Reder, fügt Ulrich Moebius an. Die Jahresversammlung habe man auch deshalb nach Waltershausen gelegt, um die Mitglieder auf diese neue Gedenkstätte aufmerksam zu machen. Der Präsident verweist in diesem Zusammenhang auf Waltershausen selbst, das sich mit Hölderlin identifiziert und diese Gedenkstätte unterstützt. Das hatte Bürgermeister Georg Böhm bei seiner Begrüßung heraus gestellt und hierbei auf die Grabfeldallianz und die Themendörfer verwiesen. "Es ist dies ein besonderes Alleinstellungsmerkmal Waltershausens,“ sagt Professor Dr. Ulrich Gaier.

Hölderlin-Weg soll angelegt werden

Er findet außerdem die Idee hervorragend, dass auch ein Hölderlinweg angelegt werden soll und entsprechende Informationstafeln auf den deutschen Dichter und seine Arbeitsstätten verweisen. "Wir werden als Hölderlingesellschaft gerne mit Rat und Tat zur Seite stehen,“ versprach Präsident Gaier. Er nennt in diesem Zusammenhang das gute Miteinander mit der Familie Moebius, die es ermöglichte das Hölderlin Zimmer einzurichten. Als Gesellschaft werde man hier weitere Unterstützung geben, insbesondere was die weitere Ausstattung des Zimmers betrifft. Man werde, wie in den anderen Gedenkstätten nicht versuchen den Raum mit irgendwelchen Gegenständen zu füllen. Gedacht ist im Gegenteil: Gedichte Hölderlins in Rahmen an die Wand zu bekommen oder auch eine kleine Ecke für Besucher einzurichten, wo Besucher in Werken Hölderlins lesen können.

Hauptgedenkstätte in Tübingen

Die Hauptgedenkstätte für den Dichter ist übrigens Tübingen mit dem Hölderlin Turm, wo der Dichter fast die Hälfte seines Lebens verbracht hat. Hinzu kommt eine Gedenkstätte in der Schweiz, wo Hölderlin ebenfalls als Hauslehrer tätig war. Es gibt das Romantikerhaus in Jena. In der Stadt Lauffen am Neckar gibt es viele Dokumente aus der Jugendzeit Hölderlins. Hier in Lauffen ist Hölderlin geboren und aufgewachsen. Ein weiteres Hölderlinmuseum gibt es in Nürtingen. Hier ist Hölderlin aufgewachsen und hat hier die entsprechenden Schulen absolviert. Schön wäre es, so der Präsident der Hölderlingesellschaft, wenn sich Waltershausen entschließen können sich den Zusatz "Hölderlindorf“ zu geben.

Schriftsteller Peter HÄRTLING zu Gast

Bei der Tagung in Waltershausen war auch der bekannte Schriftsteller Peter Härtling zu Gast. Er hat ein Buch über Hölderlin geschrieben und war deshalb auch in Waltershausen, um sich vor Ort Eindrücke zu verschaffen. Damals hatte die Post das Schloß noch als Erholungsheim eingerichtet und, wie Hertling sagte, mit Hölderlin wenig am Hut. Heute sei das mit der Familie Moebius ganz anders. Gott sei Dank, sagt der Schriftsteller und ist über die Bemühungen das Zimmer in dem Hölderlin wohnte als Gedenkstätte einzurichten, begeistert. Zu Hölderlin und Waltershausen weiß Peter Härtling, dass der hier als Hauslehrer tätig war und sein Zögling ein Junge war, der nicht gerade einfach zu handhaben war. "Er hatte schon mehrere Hauslehrer zerschlissen,“ weiß der Schriftsteller.

"Hölderlin ist ein Rad, das allzu schnell läuft"

Zu Schloß Waltershausen meint Peter Härtling, das es zwar etwas abseits liege, aber eine wunderschöne Landschaft habe. Heute noch könne man sich gut vorstellen, wie der Dichter Friedrich Hölderlin hier gelebt und gearbeitet hat, in dieser Abgeschiedenheit. Hier könne man sich durchaus vorstellen, dass das kleine Museum ebenso gut ankommt, wie der geplante Wanderweg. Von dem damals 25-Jährigen Hölderlin weiß der Schriftsteller, daß er in Waltershausen mit Wilhelmine Kirms, Gesellschafterin der Schlossbesitzerin Charlotte von Kalb und mit 22 Jahren bereits Witwe, eine Dame gefunden hatte, die er sehr liebte und von der er eventuell eine Tochter hatte. Bekannt sei auch, dass Hölderlin sich in Waltershausen wohl nicht sehr wohlfühlte. Einer habe ihn jedoch im Dorf gehalten, das sei der damalige Ortspfarrer gewesen, mit dem Hölderlin sich sehr gut verstand. Charlotte von Kalb, die Besitzerin des Schlosses, sei den Umgang mit Dichtern gewohnt gewesen, war aber selten auf dem Schloss. Von Hölderlin aber war sie begeistert und prägte den Satz: "Hölderlin ist ein Rad, das allzu schnell läuft.“ Ein ganz hellsichtiger Satz, der das Wesen des Dichters beschreibt, fügt der Schriftsteller an.+++


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