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Märchen werden Wirklichkeit – Demnächst Künstlermarkt, Winzerfest + Mittelaltermarkt
06.04.15 - Das tapfere Schneiderlein hockt mit offenem Mund und großen Augen im Schneidersitz auf dem Tisch. Es scheint, als wolle er sagen: „Sieben auf einen Streich habe ich besiegt.“ 52 Stufen führen im Steinauer Schloss zu einem Ort, wo Märchen Wirklichkeit werden. In der ehemaligen Wohnung des Schlossverwalters Martin Kohlhaas hat die Märchenkünstlerin Katrin Geilenkirchen eine Dauerausstellung mit lebensgroßen Märchenfiguren eingerichtet. Inmitten des besonderen Ambiente des Schlosses setzt Katrin Geilenkirchen die Brüder-Grimm-Märchen in Szene und entführt die Besucher in das verborgene Geheimnis des alten Märchenschatzes. Gruselig-schön, anmutig oder gesellig wirken die Figuren aus Ton.
„Mein Ziel ist eine begehbare Märchenwelt. Verstaubte Szenen werden neu belebt und Kinderträume werden wahr“, berichtete die Künstlerin bei der Vernissage am Ostersonntag. Für die Jülicherin gibt es keinen besseren Ort dafür als Steinau an der Straße. „Hier gibt es mit dem Brüder-Grimm-Haus das einzige authentische Haus, in dem die Grimms gewohnt haben. Bei meinem Besuch dort habe ich dann auch das Schloss entdeckt und gleich gewusst, hier passen meine Figuren hin.“
Die Märchenkünstlerin präsentiert ihre Märchen- und Sagengestalten in Burgen, Schlössern und historischen Gebäuden. Die Kunst, Märchen zu neuem Leben zu erwecken, hat sie zu ihrem Lebenselexier gemacht. Bereits vor einem Jahr stellte sie im Kellergewölbe des Steinauer Schlosses aus. „Wegen der hohen Luftfeuchtigkeit liefen Lufttrockner, um die Kunstwerke und die hochwertigen Textilien zu schützen. In der Wohnung ist die Temperatur durch eine Nachtspeicherheizung dagegen konstant“, erläuterte Schlossverwalter Martin Kohlhaas.
Inzwischen sind einige neue Figurengruppen dazu gekommen wie „Die Bremer Stadtmusikanten“, „Die zertanzten Schuhe“, „Die Gänsemagd“, „Der gestiefelte Kater“ und „Eisenhans“. Die Künstlerin bedient sich keiner historischen Vorlagen. „Ich lasse meiner Fantasie freien Lauf. Beim Modellieren habe ich den Gesichtsausdruck der Figur im Kopf und erzähle das Märchen neu.“
Es sei schon bemerkenswert, dass die kleinen und großen Ausstellungsbesucher den Anfang der Märchen gut kennen, das Ende aber selten. „Viele lesen dann daheim die alten Grimm-Märchen wieder. Und das ist genau das, was ich will. Jeder soll seine Kindheitserinnerungen aufleben lassen. Und Märchen gehören da immer dazu.“ Vereinzelt finden sich in der Ausstellung auch Sagenfiguren wie Kaiser Karl oder das Petermännchen, den Schlossgeist im Schweriner Schloss. So mancher Raum wirkt wie ein Versammlungsort dunkler Mächte. Übrigens: Die Hexe aus „Hänsel und Gretel“ bleibt Katrin Geilenkirchens liebste Gestalt. Die Figur war die erste, die sie modelliert und zu neuem Leben erweckt hat. Für ein neues Objekt benötigt sie rund eine Woche. „An einem guten Tag und sechs Händen geht es schneller.“ Beim Aufbau der Ausstellung war Ehemann Max behilflich. „52 Stufen. Jede Figur wiegt rund 30 Kilogramm“, ist er froh, dass die Märchenwelt der Geilenkirchens eine feste Bleibe gefunden haben.
Die Ausstellung ist an Wochenenden und Feiertagen von 12 bis 17 Uhr geöffnet. Der Eintritt kostet für Erwachsene zwei Euro. Kinder zahlen die Hälfte. Mit Voranmeldung ist ein Besuch auch an anderen Tagen möglich (Telefon 06663/6843, Email: info@schloesser.hessen.de.).
Das Steinauer Schloss veranstaltet am 12. April einen Antikkünstlermarkt im Schlosshof und Hirschgraben. An diesem Tagen führen Jonas und Neele Kohlhaas Kinder auf einen Streifzug durchs Schloss Die Veranstaltung gibt es an jedem zweiten Sonntag im Monat. Was das Schloss Steinau einzigartig macht, erklärt Historikerin Dr. Elisabeth Heil am 19. April bei einer Führung. Im Mai gibt es ein Winzerfest, im August den Mittelaltermarkt und im November den Winterzauber (kel). +++