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Ausstellungseröffnung „Auf den Spuren der Brücke-Künstler“
24.04.15 - Kunst ist nicht Gegenstand, sondern Erlebnis. Das war bei der Vernissage der Ausstellung „Auf den Spuren der Brücke-Künstler“ der Schüler der Altengronauer Hans-Elm-Schule im Sterbfritzer Rathaus deutlich zu spüren. Für die 14- und 15-Jährigen war die Beschäftigung mit dem Expressionismus und der Künstlergruppe um Ernst Ludwig Kirchner, Fritz Bleyl, Erich Heckel, Emil Nolte und Max Pechstein eine Herausforderung. 32 Schüler der Jahrgangsstufen neun und zehn hatten sich im Fach Kulturelle Bildung in Kunst und Kunsthandwerk eingewählt und in der Auseinandersetzung mit der Brücke eigene Spuren hinterlassen.
Wie beispielsweise Lion Heil, der die pittoresken Masken Noltes nicht nur nachgemalt hat, sondern dreidimensional in einer Gipsplastik modellierte, oder Felicia Stoppel, die Kirchners „Stehende“ in anderer Pose zeigte. Andere Wege ging Laura Spahn, die ihrem rudimentären Harlekin zwei Pinsel in die rechte und linke Hand drückt, damit der Betrachter das Werk vollendet. Da war es kein Wunder, dass Bürgermeister Carsten Ullrich bei der Eröffnung davon sprach, dass es für ihn eine Ehre ist, dass die Werke im Rathaus bis zum 27. Mai ausgestellt werden. „Mit dem Glauben an Entwicklung, an eine neue Generation der Schaffenden rufen wir alle Jugend zusammen, und als Jugend, die die Zukunft trägt, wollen wir uns Arm- und Lebensfreiheit schaffen gegenüber den wohlangesessenen älteren Kräften“, zitierte der Rathauschef aus dem Programm der Brücke und fügte Kirchners Wort hinzu:
„Jeder gehört zu uns, der unmittelbar und unverfälscht wiedergibt, was ihn zum Schaffen drängt.“ Für Lennart Müller war es der rohe Tonklotz, den er zur Platte formt, einen Flaschenöffner und eine Glühbirnen-Fassung eindrückt und das Werk in Effektfarben ausmalt. Lehrerin Christina Koch berichtete, dass es ihrem Kurs gelungen sei, Einiges und Eigenes aus Ton zu schaffen. „Die Schüler haben sich mit dem Sinn und Eigensinn des Materials Ton auseinandergesetzt, verschiedene Plattentechniken kennengelernt.“ Ton sei ein ehrliches Material. Es sei aber auch ein schwer berechenbares. Da komme es bei den hohen Temperaturen beim Brennen schon mal zu unerwünschten Verformungen und Farbveränderungen. „Was ihr geschaffen habt, hat sich gelohnt.“
Kunstlehrer Oliver Jung freute sich, dass seine Schüler „eine kreative Ader“ bewiesen haben. Jeder Schüler sei in der Auseinandersetzung mit den Brücke-Künstlern ein Stück weiter gekommen und habe Spuren hinterlassen. „Die Qualität der Werke ist gut bis sehr gut.“
Der stellvertretende Schulleiter der Hans-Elm-Schule, Tim Kubalek, freute sich, dass die Arbeiten mit einer Ausstellung im Rathaus eine öffentliche Plattform gefunden hätten. Eine Wanderausstellung sei nicht geplant. Bürgermeister Carsten Ullrich regte allerdings an, Teile der Ausstellung im Wohn- und Gesundheitszentrum „Lebensbaum“ zu zeigen.
Übrigens: So proppenvoll wie bei der Vernissage ist das Sterbfritzer Rathaus selbst bei Kommunalwahlen nicht. Viele Kommunalpolitiker aus dem Bergwinkel gaben den Mädchen und Jungen der Hans-Elm-Schule mit ihrer Anwesenheit die Ehre. (kel) +++