Archiv
Zwei Hanseaten, die sich in Waldhessen wohlfühlen: Nina Petri und Stephan Schad. - Foto: Stefanie Harth

BAD HERSFELD Festspiel-Stars im Portrait (8)

Nina PETRI und Stephan SCHAD haben Lust am Spiel

HINTERGRUNDIn dieser Reihe stellt OSTHESSEN|NEWS wöchentlich einen oder mehrere Festspiel-Stars der Spielzeit 2015 im Portrait vor. Wir haben die Darsteller in der Festspielstadt besucht und mit ihnen über ihre Rollen, Bad Hersfeld und andere Highlights gesprochen.

26.06.15 - Beide nennen sie Hamburg ihr Zuhause, schlüpften für zwei gemeinsame Hörbücher in Sprecherrollen und halten – trotz ihres Bekanntheitsgrades – nicht besonders viel vom Starrummel. Zusammen auf einer Theaterbühne standen sie jedoch noch nie – bis Holk Freytag rief, der in der diesjährigen Festspielsaison den „Zerbrochnen Krug“ von Heinrich von Kleist inszeniert. Bravourös geben sich Nina Petri und Stephan Schad im Lustspiel als Kontrahenten. Während Schad sich als Dorfrichter Adam immer tiefer in ein Geflecht aus Lügen verstrickt und mit abstrusen, irrwitzigen Behauptungen versucht, alle Beteiligten aufs Glatteis zu führen, will Petri als unbestechliche Gerichtsrätin Walter die Wahrheit ans Licht bringen.

Für die Schauspieler ist es eine unglaubliche Energieleistung, die ihnen „Der zerbrochne Krug“ abverlangt. „Nach jeder Vorstellung sind wir wie gerädert“, beteuert Stephan Schad, der bei den Bad Hersfelder Festspielen 2013 den Nathan in „Nathan der Weise“ mimte und für seine grandiose Leistung mit dem großen Hersfeldpreis und dem Publikumspreis ausgezeichnet wurde. „Kleists Werk wartet mit einem ungeheuer schwierigen Text auf.“ Dem kann Nina Petri nur zustimmen: „Man muss sich wahnsinnig konzentrieren – das Stück ist eine einzige sprachliche Komposition. Kleist arbeitete mit vielen Wortverdrehungen.“ Noch immer setzt sich das „Krug“-Ensemble akribisch mit der Textvorlage auseinander. „Diese Form von Genauigkeit gibt uns Sicherheit“, bekräftigen die Darsteller. Überhaupt handle es sich beim kleistschen Lustspiel um eine Partitur, um eine Art Musikstück. „Darin sind wir uns alle einig“, unterstreicht Stephan Schad. „Wir lernen bei jeder Aufführung dazu, um frei zu sein. Da ist noch viel Musik drin.“

Petri: „Das Grundvertrauen war sofort da“

Die einzelnen Melodien zu einem Gesamtkunstwerk hat „Dirigent“ Holk Freytag zusammengefügt. Sowohl Nina Petri als auch Stephan Schad sprechen über ihn voller Bewunderung. „Holk Freytag ist überaus erfahren – in ihm vereinen sich eine respektable Person und ein guter Vater. Unter seinem Blick fühlte ich mich von Anfang an gut aufgenommen; das Grundvertrauen war sofort da“, sagt die Hamburgerin, die in diesem Jahr zum ersten Mal bei den Bad Hersfelder Festspielen mitwirkt. „Das Gefühl, ein Neuling zu sein, war ganz schnell verflogen.“ Laut Stephan Schad ist Holk Freytag in puncto Sichtweise auf die Figuren offen für Neues. „Er kann auf einen unvorstellbaren Erfahrungsschatz zurückgreifen, paart diesen aber mit Neugierde am Neuen.“

Apropos Figuren: Dorfrichter Adam stelle einen typischen Hagestolz dar, einen älteren überzeugten Junggesellen, der sich jedes Mädchen nimmt, das er will. „Ihm fällt es unglaublich schwer zu akzeptieren, dass er mit Gerichtsrätin Walter eine Frau vor die Nase gesetzt bekommt, von der er auch noch professionell auseinandergenommen wird“, erläutert Stephan Schad. Adam sei ein Clown, der sich verrennt. „Aber tun wir das nicht alle irgendwann in unserem Leben?“ Im „Zerbrochnen Krug“ stecke jede Menge Clownerie. „Und wir lachen darüber, obwohl uns bewusst ist, dass auch wir von Machtmissbrauch umgeben sind.“ Ein wenig Überwindung kostete es Nina Petri schon, den Part der Gerichtsrätin zu übernehmen. „Mir fällt es schwer, Menschen, die in Führungspositionen stehen, zu spielen. Das bin ich nicht. Ich wollte nie Anführerin, Klassen- oder Schulsprecherin sein.“ Aus diesem Grund versuche sie, die Gerichtsrätin ein wenig milder erscheinen zu lassen. „Sie hegt eindeutig Sympathien für Frau Marthe Rull und deren Tochter Eve.“

Schad: „Starbegriff ist überstrapaziert“

Der Bezeichnung Schauspielstar begegnen die beiden Hanseaten eher skeptisch, beide brauchen keinen roten Teppich, der vor ihnen ausgerollt wird: „Der Starbegriff ist völlig überstrapaziert – Michael Jackson war ein echter Star“, gibt Stephan Schad zu bedenken. Nina Petri: „Untereinander sehen wir das viel entspannter. Was mich fuchst, ist der Unterschied, der zwischen Stars und Kleindarstellern gemacht wird. Unter uns Schauspielern gibt es Super-Leute, die kaum Erwähnung finden.“

In der Lullusstadt fühlen sich die „Krug“-Darsteller sehr wohl. Wenn das Rollenangebot stimmt, haben beide nichts gegen eine Wiederkehr einzuwenden. „Wenn ich die Stiftsruine in Augenschein nehme, frage ich mich immer wieder, wie so ein imposantes Mauergebilde von Menschenhand geschaffen werden konnte. Überhaupt finde ich die ganze Geschichte der Stadt sehr interessant“, sinniert Stephan Schad, der am 9. Juli – dem letzten Aufführungsabend des „Zerbrochnen Kruges“ – 51 Jahre alt wird. In seinen Augen ein zugleich schöner und wehmütiger Geburtstag. Heißt es doch: zügig Abschied nehmen von den Kollegen und der Festspielstadt. Schließlich steht am nächsten Tag ein Auftritt mit seiner Band beim Südwestrundfunk (SWR) an. Ein paar Stunden länger Zeit, der Lullusstadt „tschüss“ zu sagen, hat Nina Petri: Am Freitag, 10. Juli, schickt das Trio „Nina between Don & Ray“ die Besucher des Bad Hersfelder Grebe-Kellers mit seinem Programm „Da wären wir“ auf eine musikalisch literarische Reise. Weitere Informationen unter www.bad-hersfelder-festspiele.de. (Stefanie Harth) +++


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön