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FULDA Abschied vom "Nonnenbunker"

Zäsur in Marienschule: Sr. LUCIA und Sr. URSULA gehen zum Schuljahresende

23.07.15 - Eine der ältesten katholischen Privatschulen in Deutschland, die Marienschule Fulda, erfährt heute eine Zäsur: die beiden letzten Ordensschwestern verlassen zum Schulljahresende den Ort, an dem sie fast ihr ganzes Leben verbracht haben. Schwester Ursula und Schwester Lucia, 72 und 79 Jahre alt, waren schon als Schülerinnen hier, später unterrichteten sie an der Traditionsmädchenschule. Schwester Lucia Jestädt war 47 Jahre an der Schule, lehrte Naturwissenschaften und wurde von ihren Schülerinnen liebevoll "unsere Bio-Nonne" genannt. Schwester Ursula Angeli leitete 38 Jahre lang das einzige katholische Mädcheninternat Hessens.

Die Provinzleitung ihres Ordens, die Congregatio Jesu hat ihre Filiale in Fulda eigentlich bereits mit der Schließung des Internates 2008 aufgelöst. Die beiden letzten Nonnen haben aber bis heute noch intensiv am Schulleben teilgenommen und werden mit viel Wehmut von Kollegium und Schülerinnen verabschiedet. Schwester Ursula will in Fulda bleiben und wird ins Mutterhaus der Vinzentinerinnen in der Kanalstraße umziehen. Schwester Lucia wechselt in eine Klosterniederlassung nach Mainz, wo sie als Novizin eingekleidet wurde.

Nach einem feierlichen Gottesdienst heute Morgen verabschiedete sich die Schulgemeinde danach mit vielen Gästen von den beiden Schwestern mit einer Feier im Schulhof. Vorstandssprecher der Schul-Stiftung, Winfried Engel brachte seine Dankbarkeit zum Ausdruck. Die Schwestern seien lebendiger Ausdruck der Grundausrichtung der Marienschule gewesen. "Wir müssen zur Kenntnis nehmen, dass mit Ihnen eine 282 Jahre währende Geschichte zuende geht", sagte Engel. Die Schwestern hätten zwar hinter Mauern gelebt, verwies er auf die Umgebung des Schulhofs, doch diese hätten immer viele Türen gehabt. "Sie hinterlassen ein Lücke, die wir nicht mehr schließen können", bedauerte er.

Schulleiter Dr. Oswald Post schloss an: "Wir werden Sie hier vermissen!" Die gelebte Spiritualität habe sich vielfach positiv und segensreich im Schulalltag ausgewirkt - zum Beispiel dadurch, dass die Schwestern während der Prüfungen eine Kerze für das gute Gelingen angezündet hätten. Im von Schwester Edelgard angelegten Schulgarten hätte so manche Schülerin als "Erziehungsmaßnahme" Unkraut jäten müssen. So bekamen die Schwestern auch Fotos von diesem Garten zu allen Jahreszeiten zur Erinnerung geschenkt. Schester Lucia , deren Vorliebe für Eiscreme Dr. Post nicht entgangen war, freute sich sichtlich über einen Gutschein für die Eisdiele in Mainz - ihrem künftigen Wohnort. 

Die Marienschule Fulda ist eine konfessionelle Mädchenschule. Sie orientiert sich an den Wertvorstellungen von Mary Ward. Fundament ihrer Bildungs- und Erziehungsziele sind die Prinzipien der christlichen Soziallehre - unter anderem durch Unterstützung von Sozialprojekten, dem Umgang mit Behinderten im Schulalltag und der Teilnahme an einem zweiwöchigen Sozialpraktikum in verschiedenen sozialen Einrichtungen. 


Geschichte der Marienschule Fulda

Das Profil der Marienschule geht auf die Gründerin der Gemeinschaft Mary Ward (1585 - 1645) zurück. Ihre Bildungsarbeit, die Mädchen im Rechnen, Lesen, Musik, in feinen Handarbeiten und Fremdsprachen - vor allem Latein - zu unterrichten, war mit der Glaubensunterweisung eng verbunden. Doch die "Gründermutter" der Schule, die Stifterin des "Instituts Beatae Mariae Virginis" Maria Ward war vor fast vierhundert Jahren mit ihrem emanzipierten Förderkonzept für Mädchen noch am Widerstand des Papstes gescheitert. Der von ihr gegründete Orden wollte Bildungsarbeit und Glaubensunterweisung sinnvoll verbinden und führte schließlich 1733 auch in Fulda zu einer Niederlassung des Instituts der "Englischen Fräulein", wie sich die Ordensschwestern nach dem Herkunftsland von Maria Ward nannten. Im gesellschaftlichen Umfeld ihrer Zeit waren ihre Schulen jedoch höchst willkommen. Ihre Gefährtinnen setzten später ihr Werk fort und richteten als „Institut der Englischen Fräulein“, wie ihre Ordensgemeinschaft wegen der Herkunft ihrer ersten Mitglieder genannt wurde, in Deutschland und Österreich, auch in England und seit dem 19. Jahrhundert in Indien und Rumänien Schulen ein. 1733 wurde die Mädchenschule in Fulda mit 146 Schülerinnen und zwei Jahre später das Pensionat  eröffnet. Ein Zitat von Maria Ward ist den Schülerinnen der Marienschule allen geläufig:" Ich hoffe zu Gott, dass Frauen in der kommenden Zeit viel tun werden".+++ ci

Schwester Lucia (links) und Schwester Ursula - umrahmt von Oberbürgermeister Gerhard Möller ...

Viele Ehrengäste und Ehemalige waren zur Abschiedfeier im Schulhof der Marienschule gekommen ...

Fotos: Philipp Kazmierczak

Schulleiter Dr. Oswald Post bedante sich für die Schulgemeinde mit den Fotos vom Schulgarten ...

Als Vorbild für zahllose Mädchengenerationen würdigte Weihbischof Diez die Schwestern ...

Den engen Kontakt zwischen Stadt und Schule hob OB Möller hervor

Musiklehrer Michael Quell dirigierte das Streichorchester der Marienschule

Winfried Engel sprach seinen Dank für die Schulstiftung an die scheidenden Schwestern aus ...


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