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Förderpreissiegerinnen Miriam Henkel (3.v.l), Elisabeth Pethes (2.v.r), Theresa Hahner (nicht auf dem Bild) Tutoren Christopher Röll (v.l.), Christine Weidner ( v.r.) (beide Freiherr-vom-Stein-Schule), Dr. Michael Imhof (Zukunft Bildung Region Fulda e.V. h.l), Sven Tetzlaff (Leiter Geschichtswettbewerb, Körber-Stiftung Hamburg, h.r.) - Foto: e.blatt

FULDA Fuldaer Schülerinnen erfolgreich

Geschichtswettbewerb des Bundespräsidenten - Auszeichnung für Stein-Schüler

26.07.15 - Deutschlandweit wurden zum Thema „Anders sein. Außenseiter in der Geschichte” 1.565 Beiträge bei der Körber-Stiftung, die den Wetbewerb ausrichtet, eingereicht. 67 Beiträge gingen aus Hessen ein, davon sechs aus Fulda. Zwei der Fuldaer Wettbewerbsarbeiten wurden mit einem der insgesamt elf hessischen Förderpreise ausgezeichnet. Kurz vor den Sommerferien erhielten drei Schülerinnen der Freiherr-vom-Stein-Schule an geschichtsmächtigem Ort, im Hessischen Landtag in Wiesbaden, in Anwesenheit von Landtagspräsident Norbert Kartmann und Kultusminister Prof. Dr. R. Alexander Lorz die mit jeweils 100 Euro dotierte Auszeichnung.

Theresa Hahner und Elisabeth Pethes aus der Jahrgangsstufe 12 hatten sich trotz Abitur „Die Begegnung mit den Amis“ zum Thema gemachten und erforschten das „Verhältnis zwischen den in Fulda stationierten amerikanischen Soldaten und der einheimischen Bevölkerung, Fulda 1945 – 1993“. Sie hatten den Bogen ihrer Recherche weit gespannt. Er umfasste den gesamten Zeitraum der Anwesenheit amerikanischer Soldaten in Fulda. Aus anfänglichen Feinden, Siegern, Befreiern, Besatzern wurden Partner, Verbündete, Freunde. Das Karussell der Weltgeschichte hatte sich gedreht. Die jungen Forscherinnen erkundeten den Alltag zwischen Deutschen und amerikanischen Militärs, auch als gern gesehene Mieter und kaufkräftige Kunden wie als Arbeitgeber für deutsche Angestellte in den Kasernen. Sie ließen auch die Distanzierungen im Zuge des Vietnamkrieges und der Befürchtungen über die militärischen Planungen Fulda-Gap nicht außer Acht.

1993 stand nach dem Fall der Mauer dann doch der wehmütige Abschied von den Amerikanern an. In der Gedenkstätte Point Alpha und im Black Horse Museum lebt ihr Engagement für die Freiheit weiter. Dass Thema berührte auch die Familienbiographien und befruchtete die Recherchen. Elisabeths Vater war selbst als US-Soldat in Fulda stationiert und stand als Zeitzeuge zur Verfügung – selbst seine Uniformen konnten zur Fotodokumentation genutzt werden. Theresas Vater konnte sich noch gut an die Erntehilfe von amerikanischen Soldaten zum Knüpfen von Kontakten erinnern.

Miriam Henkel aus der Jahrgangsstufe 10 legte den Fokus ihrer Spurensuche auf den Rhöner katholischen Pfarrer „Ludwig Nüdling – Mensch, Priester, Außenseiter“. Miriam arbeitete umfassend und mit übersichtlicher Systematik die Persönlichkeit Nüdlings und sein Wirken heraus. Tiefe Frömmigkeit und Mitmenschlichkeit prägte sein Leben und bestimmt seine Haltung und sein Handeln gegenüber der Mitwelt. Geboren 1874 in Poppenhausen , Gymnasialbildung als Internatsschüler in Bamberg, Theologiestudium und Priesterweihe in Fulda, danach Domkaplan und Pfarrer in Aufenau, war er ab 1919 Pfarrer in Kleinsassen. Dort wirkte er – von Miriam akribisch recherchiert - bis 1938, sorgte für den Wiederaufbau der durch Blitzschlag zerstörten Milseburgkapelle, betreute seine Gemeinde seelsorgerisch, insbesondere auch in der katholischen Kinder- und Jugendarbeit.

Seine Gedanken fanden ihren Niederschlag in zahlreichen Gedichten, Mysterienspielen, Bühnenstücken und pastoralen Artikeln. Nüdling widersetzte sich der totalitären Gleichschaltung durch das NS-Regime, der Propaganda von Judenhass und „nicht lebenswertem Leben“ von psychisch und physisch Kranken und Behinderten. Seine Predigten und Gemeindearbeit riefen das Missfallen der Nazis hervor, auch im Dorf. Denunziationen bei der Diözese waren dann wohl der Anlass für seine Versetzung nach Motzlar. Dort starb er 1947. Miriam fand vor Ort die Reste des verfallenen Oberrothofs, Nüdlings letzte Bleibe, und seine Andachtsstätte „Marienlinden“ sowie den Grabstein mit dem Relief des Kinderfreundes Nüdling.

In einer bewegenden Begegnung mit dem 90jährigen Zeitzeugen Willi Trapp aus Schackau wurden Miriams Recherchen bestätigt. Eine besondere Herausforderung stellte das Entziffern der handschriftlichen Quellen dar. Mit zunehmender Übung sei dies auch gelungen. Alle drei jungen Forscherinnen bekunden, dass sie durch die Teilnahme am Wettbewerb gereift seien. Inhaltlich sei es spannend und bereichernd gewesen, aber auch durchzuhalten trotz der parallelen Belastungen von Abitur und normalem Schulalltag, der Forschungsarbeit in Stadt- oder Diözesanarchiv und der Auswertung der Zeitzeugengespräche. Die beiden Tutoren Christine Weidner und Christopher Röll betonen, dass diese Form von forschendem und entdeckendem Lernen nachhaltig wirke und vertiefende Einblicke in historische Fragestellungen gebe. Das Durchhaltevermögen, mit Schwierigkeiten beim Forschen umzugehen und diese zu überwinden, seien Schule für spätere Herausforderungen in Studium und Beruf. +++


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