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Sehr gut besucht war das Seminar „Vom Lampenfieber zur Auftrittsangst“ in der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt. Ulf Klausenitzer von der Musikhochschule Nürnberg berichtete in seinem Vortrag über Hilfestellungen und bat die Eltern die Kinder nicht zu sehr beim Üben zu überfordern. - Fotos: Friedrich

Musikstudentinnen stellten im Rahmen des Seminars ein Musikstück auf der Geige vor und standen danach Rede und Antwort zu Lampenfieber und Auftrittsangst.

03.06.08 - Bad Neustadt

Banane & Apfelschorle gegen Auftrittsangst: Musiker + Pädagogen-Seminar

Wer schon einmal vor einmal vor einem größeren Publikum gesprochen oder musiziert hat, der kennt das: Lampenfieber oder Auftrittsangst. Besonders Musikerinnen und Musiker haben damit oftmals ein Problem, das sie bewältigen müssen.

„Vom Lampenfieber zur Auftrittsangst“ war ein Seminar in der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt am Wochenende überschrieben und viele Musikerinnen und Musiker aber auch Lehrkräfte holten sich da entsprechenden Rat. Dabei kam auch heraus, wie sich so manche Musiker auf das Konzert vorbereiten. Die einen tun das durch Atemübungen, durch vermehrtes Üben, andere haben ihre ganz speziellen Rituale und dazu gehört unter anderem: Apfelsaftschorle und Banane.

Lara Cieply und Tilman Deutscher von der Berufsfachschule für Musik in Bad Königshofen, die kennen diese Auftrittsangst nur zu gut. Sie gehöre ganz einfach dazu. Mal sei sie weniger, mal etwas mehr. Es komme auch auf das Musikstück an, das man spielen will und plötzlich meint man, man könne sich nicht mehr richtig konzentrieren, vergisst den Text oder verpasst sogar den Einsatz. Dazu gehören auch zittrige Knie und schwitzige Hände. Oftmals beginne diese Auftrittsangst schon damit, dass man erfährt, wo und vor welchem Publikum man spielen soll. Erneut komme die Angst dann kurz vor dem Konzert, wenn man Angst bekommt, Fehler zu machen.

Dr. med. Rudolf Knickenberg, Ärztlicher Direktor der Psychosomatischen Klinik Bad Neustadt, appelliert vor allem auch an die Eltern und Musikschulen. Eltern seien oftmals unnachsichtig in den Forderungen von Leistungen, erwarten von ihren Kindern nur das Beste. Dies führe wiederum dazu, dass sich genau das dann als Bremse auswirkt und die Kinder und Jugendlichen dann die Angst bekommen, es nicht richtig zu machen. Für die Musikschulen gelte, dass man dort vermehrt den Menschen, nicht zunächst den Musiker im Vordergrund sehen sollte. Es sei wichtig, dass auch hier mehr an die Kreativität gedacht werden sollte, als an das perfekte Herunterspielen eines Musikstücks

Die Auftrittsangst und das Lampenfieber - das kennen aber auch Lehrkräfte. Deshalb waren auch sie bei dem Seminar in der Psychosomatischen Klinik in Bad Neustadt. Man könne sich hier Hilfestellungen holen, wie man mit Schülern umgeht oder auch, wie man reagiert, wenn man selbst Ängste bekommt und dies nicht zeigen sollte. Ernst Oestreicher, Leiter der Berufsfachschule für Musik, sah das Seminar in Bad Neustadt deshalb als hervorragend an, lobte vor allem die Themen und die kompetenten Referenden. Er selbst habe natürlich in früheren Jahren immer wieder Auftrittsangst gehabt und auch das Lampenfieber gehöre dazu. Oestreicher nannte es das „Benzin, das den Motor zum Laufen bringt.“ Hier komme man dann zu Höchstleistungen.

Eine Lehrerin erzählt, dass das Gemeine an Auftrittsangst und Lampenfieber sei, dass beides unberechenbar ist. So komme es vor, dass man bei einem Vorspielabend mit wenigen Zuhörern Angstzustände bekomme, wenn der Saal mit mehreren hundert Personen besetzt ist, wiederum nicht. Das alles sei eben sehr unterschiedlich, fügt Ariadne Weikert von der Berufsfachschule für Musik an. Sie habe schon mit vielen Musikerinnen und Musikern Freude und Leid erlebt. Oftmals hätten die Musiker auch große Ängste, vor allem, dass Erwartungen nicht erfüllt werden und die Darbietung nicht so läuft, wie sie zu Hause eingeübt war. Wichtig sei es deshalb, in jeder Situation zu den Schülerinnen und Schülern zu stehen, auch wenn sie „den größten Mist zusammenspielen.“

Beim Seminar in Bad Neustadt, da gab es natürlich Hilfestellungen. So wurde auf Atemübungen und Körperhaltung verwiesen aber auch darauf, sich mit dem Komponisten und dem Werk auseinanderzusetzen. Man könne sich natürlich auch vorstellen, wie es im Konzert sein wird und durchaus auch in den Auftrittskleidern einmal probeweise spielen. Professor Ulf Klausenitzer, selbst Dirigent, Lehrer und Geiger an der Hochschule für Musik in Nürnberg, nennt vor allem das Problem, dass heute alles immer noch qualitativ hochwertiger sein muss. Genau das sei natürlich ungeheuer schwierig. Er verweist auf die Medien, vor allem Radio und Fernsehen, wo oftmals Höchstleistungen und Konzentration verlangt wird. Professor Klausenitzer: „Nicht jeder ist ein Genie aber viele wollen auf die Bühne.“ Zu Lampenfieber und Auftrittsangst meinte der Referent: „Auftrittsangst hat eigentlich jeder.“

Auch wenn es nicht so aussah, die beiden Studentinnen der Hochschule für Musik Nürnberg waren beim Vorspiel nur nach außen ruhig. Was dagegen hilft? Das berichteten sie den Seminarteilnehmern. Dazu gehören zum einen Atem- und Körperübungen ebenso, wie das Musikstück noch einmal durchzuspielen und dabei darauf zu achten, dass man langsam spielt und nicht hektisch wird. Es komme auch vor, dass, wenn genügend Zeit da ist, bis zur letzten Minute geübt wird, vor allem auch, um warme und gelenkige Finger zu bekommen. Eine der Musikstudentinnen gab dann unumwunden zu: „Es gibt bei mir ein Ritual: Vor jedem Konzert eine Banane und eine Apfelschorle, das muss einfach sein. (hf) +++


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