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- Fotos: Stefanie Harth

BAD HERSFELD Gefangen in den „heiligen Hallen“

Oper in der Stiftsruine: Grandiose Premiere für „Fidelio“

07.08.15 - „Mit Demut und Würde dem sakralen Ort der Stiftsruine begegnen“: diesem Credo hat sich Professor Siegfried Heinrich, musikalischer Leiter der Bad Hersfelder Opernfestspiele und Gründer des Arbeitskreises für Musik (AfM), verschrieben. Ist es Zufall, ist es Fügung, dass ausgerechnet Ludwig van Beethovens einzige Oper „Fidelio“, die berühmte Rettungs- und Befreiungsoper, in den „heiligen Hallen“ dargeboten wird? Und das vor dem Hintergrund, dass die Oper in der Stiftsruine in dieser Saison zum letzten Mal in den Händen des AfM liegt?

In der Tat bietet das altehrwürdige Gemäuer die perfekte Kulisse für Beethovens Meisterwerk, das am Donnerstagabend seine Premiere feierte. Die Stiftsruine erfährt von der ersten Minute an eine Verwandlung in ein Gefängnis. Dafür braucht es kaum Requisiten – die nackten Mauern sprechen für sich. Das hat Regisseur Hugo Wieg, der sich gemeinsam mit Bernhard Wieg für das Bühnenbild verantwortlich zeigt, gut erkannt. Die Handlung nimmt ihren Verlauf: Aus Liebe zu ihrem Gatten, nimmt Fidelio, die eigentlich Leonore heißt, als Mann verkleidet eine Stellung beim Kerkermeister Rocco an. Im tiefsten Verlies des Gefängnisses schmachtet ihr Florestan, der ärgste Feind des mächtigen Gouverneurs Don Pizarro, der seinen unbequemen politischen Gegner aus dem Weg schaffen ließ. Als sich der Minister Don Fernando zur Inspektion ankündigt, befiehlt Pizarro den Tod Florestans. Fidelio/Leonore gräbt gemeinsam mit Rocco ihrem Ehemann das Grab in dessen Zelle, immer in der Hoffnung, ihn zu retten.

Fotos: Wolfgang Lampe

Schrei nach Freiheit

Zweiter Akt: Es ist eng, unfassbar eng in der Bad Hersfelder Stiftsruine. Und dunkel. Zusammen mit Fidelio/Leonore und Rocco betreten die Opernbesucher Florestans Verlies. Das Publikum hält den Atem an, leidet mit, als der Gefangene „Gott, welch dunkel hier!“ anstimmt. Florestans Schrei aus der Finsternis nach Freiheit durchdringt die gespenstische Stille. Ein unglaublich intensiver Moment. Die Stiftsruine entfaltet vollends die in ihr innewohnende unnachahmliche Magie…

Das komplette Ensemble, das in brillanter Manier auf der Bühne harmoniert, saugt diesen Zauber in sich auf. Sowohl die Solisten als auch der Chor und das Orchester tragen ihn hinaus, hoch nach oben, bis auf die hintersten Ränge. Allen voran Sopranistin Maria Gessler, die sich als Idealbesetzung für die Rolle des Fidelio/der Leonore entpuppt. „Ich habe Mut“, schmettert sie innbrünstig. Glaubwürdig gibt die Solistin die Heldin, die zwischen Sanftmütigkeit, Hoffnung, Verletzlichkeit und Willensstärke pendelt und aus Liebe zu ihrem Ehemann über sich hinauswächst, indem sie dem Gefängnisgouverneur die Stirn bietet. Eine überragende Leistung liefert auch Riccardo Di Francesco als unbeugsamer Befehlshaber ab, der unweigerlich an den spanischen General und Diktator Francisco Franco erinnert.

Nicht zu vergessen: Kathleen Ziegner, die sich als Marzelline mit ihrem liebreizend anmutenden Sopran in die Herzen des Publikums singt. Der grandiose Marcus Weishaar (Rocco), der wahnsinnig präsente Martin Kronthaler (Don Fernando) und der junge Maciej Kwasnikowski (Jaquino) reihen sich nahtlos in die Inszenierung ein. Einziger Wermutstropfen: Gesanglich voll auf der Höhe, wirkt Nachwuchstalent Maciej Kwasnikowski als „Schauspieler“ auf der Bühne noch etwas hölzern. Größter Respekt gilt Anton Saris, der den kompletten ersten Akt in der Garderobe ausharren muss, um dann aus dem Stand heraus eine der anspruchsvollsten deutschen Arien zu präsentieren. „Seine Stimme geht tief ins Herz“, formuliert es Fidelio/Leonore treffend.

Über Chor und das Orchester, die „Virtuosi Brunenses“, bedarf es mal wieder keiner großen Worte. Chapeau! Tief verneigen sich die Opernbesucher vor dem in Bestform auflaufenden Sängern und Musikern. Und Professor Siegfried Heinrich? Der Dirigent hält das Ensemble fest zusammen und vermittelt den Gehalt von „Fidelio“ mehr als überzeugend. Das Publikum würdigt sein Werken und Wirken mit donnerndem Applaus und stehenden Ovationen. (Stefanie Harth) +++


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