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"Hageltag" erinnert an Brandkatastrophe 1736 - Aufruf zu Bürgerengagement
16.08.15 - Die Barbarossastadt Gelnhausen (Main-Kinzig-Kreis) stand am gestrigen 15. August wie jedes Jahr unter dem Eindruck eines ganz besonderen Ereignisses. Immer an diesem Tag, der den Namen "Hageltag" trägt, erinnert man sich an das Unwetter vom 15. August 1736, bei dem das Gelnhäuser Rathaus vom Blitz getroffen wurde und abbrannte. Der geschichtlichen Überlieferung zufolge, schlug während eines Sommergewitters ein Blitz in das am Obermarkt stehende Rathaus ein. Die auf dem Dachboden zum Trocknen gelagerten Tabakblätter fingen sofort Feuer und wurden mit dem Wind über weite Teile der Stadt getragen. Das Rathaus mit Markthalle sowie einige andere Häuser brannten beinahe ab. Dabei dürfte es den freiwilligen Helfern, die auch aus Meerholz, den Nachbarorten und aus dem damaligen Selbold kamen, sowie einem nächtlichen Regenschauer zu verdanken sein, dass es am 15. August 1736 nicht zu einer größeren Katastrophe und völligen Zerstörung der Stadt kam.
1738 wurde vom Rat der Stadt erstmals der 15. August als Feiertag bestimmt und als solcher auch streng überwacht. So war dieser Tag in den ersten Jahrzehnten ein Fast- und Bußtag, an dem in der ganzen Stadt kein Feuer gemacht werden durfte. Wer gegen diese Bestimmungen verstieß, musste mit harter Strafe rechnen.
Nachdem an diesen Tag viele Jahre nicht mehr erinnert wurde, hat die Stadt Gelnhausen - zusammen mit den beiden Kirchen, den Rettungsorganisationen und den Chören der Stadtmitte - 1979 erstmals wieder einen gemeinsamen ökumenischen Gedenkgottesdienst eingeführt. „Wenn am 15. August, um 19.30 Uhr die Glocken der Marienkirche läuten, soll das die Einladung sein, an der ökumenischen Gedenkfeier teilzunehmen. Unsere Bürgerschaft wird gebeten, an diesem Tag die „Gelnhäuser Fahne“ als Zeichen ihrer Heimatverbundenheit zu hissen“, so Bürgermeister Thorsten Stolz. Treffpunkt für die Parade mit dem Fanfarenzug »Barbarossa« zum Gotteshaus war um 19 Uhr auf dem Obermarkt.
Nach dem ökumenischen Gottesdienst, der von den vereinigten Chören Gelnhausens musikalisch umrahmt wird, boten die Hilfsorganisationen DLRG, DRK, Feuerwehr und THW vor der Kirche für alle Bürger und Gäste die Möglichkeit, bei Speisen und Getränken auf dem Hof der Marienkirche miteinander zu plaudern. Vielleicht erkannten sie ja, dass auch heute Katastrophen drohen und nur durch eigenes freiwilliges Engagement und das der Nachbarn verhindert oder gemildert werden könnten. Der Fanfarenzug Barbarossa spielte im Anschluss an den Gottesdienst im Kirchhof noch einmal auf. +++