Kleinkaliberspezialist Philipp ZIRPEL will die Juniorenklasse aufmischen

19.08.15 - Hochkonzentriert visiert Philipp Zirpel die 50 Meter entfernte Zielscheibe an. Es ist mucksmäuschenstill im Raum. Mit gedämpfter Stimme erteilt Trainer Sven Heußner dem 20-jährigen Nachwuchsschützen hilfreiche Tipps. „Du musst Deine Körperspannung halten“, flüstert er. „Außerdem driftest Du ein wenig zu sehr nach rechts ab.“ Nachdem Philipp die Visierlinie ein wenig nachjustiert hat, sitzt jeder Schuss. „Und Du behauptest immer, dass Dir der Liegendanschlag nicht liegt, und jetzt triffst Du die Zehn gleich viermal hintereinander?!“, meint der Jugendleiter des Schützenvereins Kerspenhausen 1921 e.V. anerkennend. „Das sieht richtig gut aus“, pflichtet ihm Klaus Heußner, der erste Vereinsvorsitzende, bei.

Das Team des SV Kerspenhausen ist dieser Tage gewaltig stolz auf den jungen Kleinkaliberschützen, der in der Juniorenklasse A antritt. „Philipp ist der erste Schütze aus unseren Reihen, der an einer Deutschen Meisterschaft teilnimmt“, betont Klaus Heußner. „Das stellt einen Höhepunkt unserer Vereinsgeschichte dar.“ Um am 1. September bei den Deutschen Meisterschaften im Schießsport in Garching bei München auf den Punkt fit zu sein, bestreitet Philipp momentan etliche Trainings-Sondereinheiten – unter Wettkampfbedingungen, versteht sich. „Heiß“ darauf, auf der Olympia-Schießanlage in Garching sein Können unter Beweis zu stellen, ist der Asbacher, der eine Ausbildung zum Bankkaufmann bei der Sparkasse Bad Hersfeld-Rotenburg absolviert, allemal. „Ich werde mich mit den 47 besten Juniorenschützen Deutschlands messen – selbstverständlich will ich dort etwas reißen“, gibt er sich selbstbewusst. „Der Ehrgeiz ist da: Mit der Qualifikation halten wir die Krone bereits in den Händen; jetzt fehlt nur noch die Kür.“

Erster Vorsitzender Klaus Heußner, Trainer Sven Heußner und Schriftführer Jan ...

Der 20-jährige Nachwuchsschütze nimmt mit seinem Kleinkalibergewehr die "Zehn" ...

Volltreffer!

„Philipp hat bei der Hessenmeisterschaft seine Chance wahrgenommen. Wenn er im nächsten Jahr in die Herrenklasse einsteigt, wird er uns im Kleinkaliberschießen ordentlich auf Trab halten“, prophezeit Sven Heußner, der in dieser Disziplin mit 586 Ringen den Vereinsrekord hält. Ausschlaggebend für Philipps Abschneiden bei den Deutschen Meisterschaften sei die Tagesform. „Dass er es kann, wissen wir. 550 Ringe wären ein machbares Resultat. Mit einem Platz im Mittelfeld wären wir sehr zufrieden.“ Eine Steilvorlage für das Nachwuchstalent: „Ich reise nicht nach Garching, um Letzer zu werden“, kontert Philipp lachend. „Aber ehrlich: die Konkurrenz schläft nicht. Wenn Nationalkaderschützen mit von der Partie sind, wird es richtig schwer.“ Dem kann sein Trainer nur beipflichten: „Sie verfügen über weitaus mehr Routine und können auf ganz andere Möglichkeiten und eine bessere Ausrüstung zurückgreifen.“ Philipp müsse mit dem schießen, was da ist.

Schützensport übte auf den 20-jährigen Asbacher schon im Kindesalter eine große Faszination aus. Von den Schießbuden auf dem Bad Hersfelder Lullusfest bekamen ihn damals seine Eltern kaum weg. „Das kam meinen Eltern auf die Dauer zu teuer“, sagt er augenzwinkernd. Schließlich sei er im Alter von 13 Jahren über eine Bekannte zum SV Kerspenhausen gestoßen, der zurzeit rund 90 Mitglieder zählt und seit 2012 eine Schießsportgemeinschaft mit dem benachbarten Schützenverein Beiershausen pflegt. „Beim Schießsport handelt es sich keineswegs um sinnloses Rumgeballere, wie leider manchmal fälschlicherweise behauptet wird“, unterstreicht Philipp. „Vielmehr hat diese Sportart sehr viel mit Gemeinschaftsgefühl, Verantwortung und Disziplin zu tun.“ Ein weiterer Vorzug sei, dass Schießen die Konzentrationsstärke fördere. „Du lernst, dich nicht aus der Ruhe bringen zu lassen. Das kommt mir auch an der Arbeit zugute.“

Philipp beim Kniendschießen...

"Bitte die Körperspannung halten", betont Klaus Heußner.

Der angehende Bankkaufmann beim Liegendschießen.

Zudem ist sich der Auszubildende darüber bewusst, dass er – vor allem seit seiner Qualifikation für die Deutschen Meisterschaften – eine gewisse Vorbildfunktion für die jüngeren Vereinsmitglieder innehat. „Von nichts kommt nichts“, gibt er ihnen mit auf den Weg. „Um Erfolge zu erzielen, musst du üben und trainieren.“

Nur noch wenige Tage bleiben Philipp, um sich auf seinen großen Tag bei den Deutschen Meisterschaften vorzubereiten. Die Spannung steigt… Am Dienstagmorgen, 1. September, schlägt seine große Stunde: Um 11 Uhr treten Deutschlands beste Juniorenschützen – darunter neben Philipp noch ein weiterer Kleinkaliberspezialist aus dem Landkreis Hersfeld-Rotenburg – mit ihren Gewehren in den drei Anschlagsarten (Stehend-, Kniend- und Liegendschießen) gegeneinander an. Während Philipps Mannschaftskollegen ihm zu Hause ganz fest die Daumen drücken, begleiten ihn sein Vater Heinz, seine Freundin Margarita und Vereinsvorsitzender Klaus Heußner zum Wettkampf. 105 Minuten heißt es für das Trio: „zittern und mitfiebern“. Philipp selbst wird mal wieder die Ruhe in Person sein. Hochkonzentriert wird er sich auch seinem ersten großen Wettkampf stellen. OSTHESSEN|NEWS wünscht dem sympathischen Sportschützen „gut Schuss!“. (Stefanie Harth) +++

HINTERGRUND

Der Schützenverein Kerspenhausen 1921 e.V. zählt derzeit rund 90 Mitglieder. Seit 2012 pflegt er eine Schießsportgemeinschaft mit dem benachbarten Schützenverein Beiershausen. Mit dem Lichtpunktschießen in Gewehrform haben sogar Nachwuchsschützen im Alter ab sechs Jahren die Möglichkeit, in diese Sportart einzusteigen. Für die Disziplinen Luftgewehr und Luftpistole stehen sechs Schießstände à zehn Meter bereit; Kleinkaliberschützen können sich an vier Ständen à 50 Meter im Zielen üben. Die Trainingszeiten sind für Schüler unter zwölf Jahren donnerstags ab 18 Uhr, für Jugendliche über zwölf Jahre donnerstags ab 19 Uhr und für erwachsene Schützen donnerstags ab 20 Uhr. Mehr Informationen über die Angebote und das Vereinsleben des SV Kerspenhausen gibt es unter http://www.sv-kerspenhausen.de.(sh) +++