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Ein Stück Neuhofer Geschichte schließt seine Pforten - Fotos Julius Böhm

NEUHOF Schon viele Tränen geflossen

BÜDs SCHÜTZENHOF schließt nach 161 Jahren - "nicht mehr rentabel"

11.09.15 - Was ist heutzutage noch Tradition? 161 Jahre Gastwirtschaft mit bekannt guter Küche, Fremdenzimmern und einem gemütlichen Biergarten sind es definitiv. Den Gasthof Schützenhof in Neuhof (südlicher Landkreis Fulda) wird es aber schon in neun Tagen nicht mehr geben. Am 20. September schließt ein Stück Neuhofer Dorfgeschichte, Volker Ruppel (48) und seine Frau Ekaterina "Katja" (44) müssen das Geschäft in sechster Generation aufgeben - sie haben alles versucht, sind "durch dick und dünn" gegangen, aber die Entscheidung ist gefallen.

"Finanzielle Probleme" seien der Grund dafür, dass der Gasthof, den Volker Ruppels Ur-Ur-Ur-Großvater Mathias 1854 kaufte, zwangsversteigert wurde. Marco Schleicher - ein Enkel der Besitzer vor der Ruppel-Dynastie - kaufte die Immobilie im März. Ein Hotel Garni soll entstehen. Die Gastronomie "vom Büd", wie Volker Ruppel in Neuhof genannt wird, fällt weg. Wenn alles glatt gelaufen wäre, "hätten wir noch 20 Jahre gemacht. Aber einen Nachfolger haben wir sowieso nicht", beschrieb die Gastronomin ihre Situation.

Volker und Katja Ruppel geben das Geschäft auf

"Man hängt natürlich mit dem Herzen an dem Haus, an der Familiengeschichte. Aber man muss auch sagen, dass wir immer mehr damit abschließen können und uns auf einen Neuanfang mit weniger Arbeit freuen", sagte Ruppel. Das Ehepaar arbeitet sieben Tage die Woche, in den letzten zwölf Jahren waren gerade einmal drei Urlaube möglich. "Wir haben nur an Heiligabend geschlossen - um für die Weihnachtsfeiertage vorzubereiten", erzählt "Büd" mit einem bitteren Schmunzeln.

Solch ein Betrieb sei einfach nicht mehr rentabel. "Nicht mit unseren Betriebskosten in diesem alten Haus. Alleine für Strom und Gas bezahlen wir 50.000 Euro im Jahr und bei der vielen Arbeit blieb nicht mehr viel übrig." 2003 übernahm er das Unternehmen von Vater Manfred (75), kaufte die Immobilie und investierte viel. Ein Biergarten, Renovierungen, Parkplätze und neue Kühlhäuser verschlangen jede Menge Geld, bis sich die täglich zwölf bis 15 Stunden Arbeit nicht mehr lohnten.

"Es sind auch schon viele Tränen geflossen. Kunden aus aller Welt haben uns Mails geschrieben, Senioren aus Neuhof haben geweint", sagte Katja Ruppel, aber das Ende sei fix: "Am 20. September hören wir auf, in zehn Tagen räumen wir unser Hab und Gut heraus und am 30. sind wir dann ganz weg." Die fünf festen Mitarbeiter sind schon in anderen Betreiben untergekommen, deshalb blicken die beiden auch in eine positive Zukunft.

Sie wagen den Schritt und wollen Ende des Jahres nach Australien auswandern. "Ich habe schon eine Festanstellung als Küchenchef. Wir werden nach Perth oder Melbourne gehen - erst einmal für vier Jahre und dann sehen wir weiter", freut sich Volker Ruppel auf neue Aufgaben. Dann sind es nur noch acht Stunden, die er am Tag in der Küche stehen muss. So bleibt auch mehr Zeit zum Leben, für Zweisamkeit. Mit einem Lächeln fügt er an: "Auch wenn es zehn oder zwölf Stunden sind: es wird definitiv entspannter." Für die Kaligemeinde Neuhof ist das Aus des Schützenhofs aber ein großer Verlust, den die Kommune spüren wird. (Julius Böhm / Christian P. Stadtfeld). +++

Volker Ruppel wird der Gastronomie aber treu bleiben - er wird in Australien Küchenchef ...

Die Ahnentafel zeigt die sechs Kuppel-Generationen

18 Zimmer gibt es beim Büd

Auch der Biergarten ist weithin bekannt


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