Archiv

FULDA "Bleiben Sie engagiert!"

Abschluss Bischofskonferenz - langfristige Lösungen für Flüchtlingslage gesucht

25.09.15 - Krieg und Gewalt haben die Zahl der Flüchtlinge und Asylsuchenden in ungeahnte Höhen getrieben. Besonders die Bürgerkriege in Syrien und im Irak, aber auch Schreckensregimes und Verfolgung in Afrika entwurzeln Millionen Menschen. Sie suchen Schutz in den Nachbarländern oder machen sich auf den gefahrvollen Weg nach Europa. Hunderttausende hoffen, in Deutschland Zuflucht zu finden. Wie können wir helfen das Leid zu beenden? Genau damit beschäftigte sich auch die Bischofskonferenz in diesem Jahr besonders, die am Donnerstagmit einer Abschlusspressekonferenz im Audimax der Theologischen Fakultät in Fulda zu Ende ging.

Auszug aus dem Fuldaer Dom nach der Abschlussandacht ... Fotos: Patrizia Heun/ Martin Engel/ Sabrina Ilona Teufel

Abschluss-Pressekonferenz am Nachmittag in der Theologischen Fakultät ... ...

Kardinal Reinhard Marx beim Schlussstatement

Die aktuelle Krise hat in Deutschland ein großes Maß an Solidarität, Hilfsbereitschaft und Mitgefühl geweckt. Der Einsatz der staatlichen Stellen, von Unternehmen, Gruppen der Zivilgesellschaft und vielen Einzelpersonen verdient hohe Anerkennung. Im Geist der Nächstenliebe haben auch unzählige Christen die Herausforderung der Stunde angenommen. Die Zahl ehrenamtlicher Helfer in den Kirchen wird auf 200.000 Personen geschätzt. Sie mühen sich um die Erstversorgung der hier ankommenden Flüchtlinge. Sie begleiten ihre ersten Schritte in der neuen Umgebung, kümmern sich um die Unterbringung und helfen beim Erlernen der deutschen Sprache. Vor allem die persönliche Begegnung ist von hohem Wert; sie gibt Menschen das Gefühl, nicht nur versorgt, sondern angenommen zu werden. „Die Kirche unterstützt die Helfer und Hilfsorganisationen, wo sie nur kann. Tatsächlich gibt es mittlerweile auch Hilfsprogramme für katholische Christen wie beispielsweise Schulungen für den Umgang mit den Flüchtlingen. Begegnung schafft Vertrauen und das ist wichtig bei der Integration“, erklärte Kardinal Marx.

Beim Gottesdienst am Morgen im Dom

Kardinal Marx (links) und Cozelebranten

Wie immer viele Medienvertreter auf engem Raum

Manche Menschen zweifelten, ob Deutschland diese Bürde tragen könne und auch hinsichtlich der sozialen Probleme, die auf die Gesellschaft zukämen, herrsche eine gewisse Unsicherheit. "Tatsache ist: In den kommenden Jahren stehen unserem Land und Europa große Herausforderungen bevor. Manche Flüchtlinge mögen in die Heimat zurückgehen können, aber einiges deutet darauf hin, dass für viele der Rückweg auf absehbare Zeit verschlossen bleibt. Die Ankunft von noch mehr Flüchtlingen scheint unausweichlich. So kann der gesellschaftliche Frieden nur gesichert werden, wenn Deutschland seine Kultur der Integration weiterentwickelt. Zur Integration gehört die Kommunikation, das miteinander Sprechen und sich Kennenlernen. Natürlich ist es dabei hilfreich, wenn wir den Flüchtlingen die deutsche Sprache näher bringen. Aber all das muss auf der Basis von Respekt geschehen. Wir müssen menschenwürdig Handeln und Behandeln“, betonte Kardinal Marx. Dazu gehöre von Seiten der ansässigen Bevölkerung die Bereitschaft, sich den Fremden gegenüber zu öffnen. Die Zuwanderer sind ihrerseits angehalten, Recht und Kultur ihrer vorübergehenden oder dauerhaften neuen Heimat anzuerkennen und sich auf das Gemeinwohl unserer Gesellschaft zu verpflichten. Gerade der alltägliche Umgang mit den Flüchtlingen kann Entscheidendes zu einer zügigen und möglichst konfliktfreien Integration beitragen.

v.l: Pater Dr. Hans Langendörfer SJ, Kardinal Reinhard Marx, Matthias Kopp ...

Auf die Frage welches Signal die Bischofskonferenz bezüglich der Flüchtlingspolitik aus Fulda senden wolle, antwortete Marx: „ Kein Mensch sollte an den Grenzen sterben oder um sein Leben fürchten müssen. Und vor allem wollen wir als Kirche unseren Beitrag leisten, dass die Menschenwürde und Menschenrechte respektiert und eingehalten werden.“ Es müsse aber auch klar sein, dass die Bischöfe zwar anmahnen können, aber keinen Einfluss auf politische Entscheidungen oder Geschehen hätten. „Wir können selbst keine Truppen schicken. Aber davon abgesehen sollte eins klar sein: Krieg bringt keine Lösung! Diese Menschen fliehen vor der Gewalt in ihrem Land und nicht vor den Muslimen. Das heißt selbst wenn wir uns mit Gewalt wehren und in Syrien einmarschieren, müssten wir uns sicher sein, dass sich die Situation dadurch ändert bzw. verbessert“, sagte Marx. Mit Sorge beobachte die Kirche, dass Flüchtlinge auch hier an manchen Orten Hass und sogar Gewalt erleben müssten. Fremdenfeindlichkeit und Rassismus seien für Christen unannehmbar. Wer Flüchtlingen und Migranten mit Hass begegne, der träte Christus selbst mit Hass entgegen.

Die Ereignisse dieser Monate erinnerten einmal mehr an "die tiefgreifende Verflochtenheit der ganzen Menschheitsfamilie". Nur wenn überall auf der Welt menschenwürdige Lebensverhältnisse entstehen, müssten Menschen nicht ihre Heimat verlassen. Die Staaten seien hier gefordert, aber auch die Bürger. Dabei dürften die berechtigten Interessen der Bürger in Deutschland nicht vergessen werden. Nur eine Politik und eine gesellschaftliche Praxis, die sich am Prinzip der sozialen Gerechtigkeit orientieren, könne den gesellschaftlichen Zusammenhalt sichern.


Bewegende Abschlussandacht

Einen besonders anrührenden Höhepunkt bildet alljährlich die Schlussandacht der Bischofskonferenz im Dom zu Fulda. Die Predigt - ebenfalls mit einem Fokus auf die Flüchtlingsproblematik - hielt in diesem Jahr der Bischof von Essen, Dr. Franz-Josef Overbeck. "Die Menschen, die die deutschen Soldaten aus dem Mittelmeer gezogen haben, besitzen nichts außer dem, was sie am Leib tragen", zitierte er einen Militärseelsorger, der Soldaten an Bord der deutschen Marine begleitet. "Sie setzen alles auf eine Karte: Tod oder Leben."

Unter den Besuchern der Andacht waren auch zwei Menschen, die das Flüchtlingsschicksal am eigenen Leib erfahren haben. Zwei Christen aus Syrien, die ihr Heimatland verlassen mussten. Kardinal Reinhard Marx lud sie zu Beginn der Andacht ein, in der katholischen Gemeinschaft eine neue Heimat zu finden.

Das aktuelle Massenphänomen von Flüchtlingen und seine weitreichenden nationalen, internationalen, gesellschaftspolitischen, kulturellen und religiösen Dimensionen verglich Bischof Overbeck in seiner Predigt mit den Völkerwanderungen des frühen Mittelalters. Sie würden in neuer Form fortgesetzt. "Die vielen ertrunkenen Flüchtlinge offenbaren nicht nur die unvorstellbaren Nöte von Menschen, sondern zugleich auch das Scheitern politischer Systeme und einer bestimmten Flüchtlingspolitik", so der Bischof. "Unsere Welt mischt sich neu. Niemand kann sich mehr entschuldigen oder wegsehen."

Mit großer Offenheit und Tatendrang möchte die katholische Kirche der Flüchtlingsproblematik begegnen. Im Abschlussgottedienst, wie auch in den öffentlichen Terminen der Bischofskonferenz gaben die Vertreter der Kirche ein klares Signal: wir alle müssen helfen und zusammenarbeiten. Nur so können Lösungen und Wege der Besserung gefunden werden. (pm/ph/st)+++

Kardinal Woelki, Köln

Der Domchor

Der Auszug aus dem Dom

Bischof Dr. Franz-Josef Overbeck aus Essen hielt die Predigt


Über Osthessen News

Kontakt
Impressum

Apps

Osthessen News IOS
Osthessen News Android
Osthessen Blitzer IOS
Osthessen Blitzer Android

Mediadaten

Werbung
IVW Daten


Service

Blitzer / Verkehrsmeldungen Stellenangebote
Gastro
Mittagstisch
Veranstaltungskalender
Wetter Vorhersage

Social Media

Facebook
Twitter
Instagram

Nachrichten aus

Fulda
Hersfeld Rotenburg
Main Kinzig
Vogelsberg
Rhön