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Die Nieren-Spezialisten am Klinikum: Prof. Dr. Marion Haubitz (li.) und Prof. Dr. Tilman Kälble. - Alle Fotos: Christian P. Stadtfeld

FULDA "Transplantation ist bester Nierenersatz"

Nieren-Spezialisten am KLINIKUM erfolgreich - Kampf um mehr Organspender

01.10.15 - Wer nicht direkt betroffen ist, der geht dem Thema Organspende meist aus dem Weg. 11.000 Menschen warten in Deutschland auf ein Organ, die meisten auf eine Niere. Die Wartezeit liegt zwischen sechs und acht Jahren. Erschreckend ist die Tatsache, dass weniger als 30 Prozent der Bevölkerung einen Organspendeausweis besitzen. Obwohl der Ausweis klein wie eine Scheckkarte ist und Leben retten kann, findet er nicht die notwendige Akzeptanz. Es ist ein ständiger Kampf um Vertrauen und Aufklärung – auch in Osthessen.

Seit 15 Jahren gibt es das Transplantationszentrum am Klinikum Fulda. Die Ärzte haben sich auf Nieren spezialisiert und in dieser Zeit 219 Organe transplantiert. Ein Viertel waren Lebendspenden. Das Zentrum in der Mitte Deutschlands ist klein und die Erfolge sind groß. Alle transplantierten Nieren von Lebendspendern wurden von den Empfängern angenommen, das heißt: alle können ein fast unbeschwertes Leben führen, ohne Dialyse. „Mit dem, was wir tun, liegen wir 10 Prozent über dem Bundesdurchschnitt, auch wenn wir die Mindestmenge von 25 Transplantationen jährlich nicht erreichen.“ Hessenweit sind Transplantationen nur an den Universitätskliniken in Frankfurt, Gießen und Marburg sowie am Klinikum Fulda möglich.

Gründer des Zentrums am Klinikum waren im Jahr 2000 Professor Dr. Tilman Kälble, Direktor der Klinik für Urologie, und der ehemalige, langjährige Chefarzt der Inneren, Professor Dr. Winfried Fassbinder. Heute stehen Prof. Kälble und Professorin Dr. Marion Haubitz, Direktorin der Medizinischen Klinik III (Nephrologie), an der Spitze. Sie sagte im Gespräch mit OSTHESSEN|NEWS: „Die Transplantation ist die beste Nierenersatztherapie, die es gibt.“ Man müsse allerdings weiterhin diszipliniert sein, sich zur Nachsorge verpflichten und akzeptieren, dass man nicht gesund sei, sondern immer Medikamente nehmen müsse.

Den Organspendeausweis sollte man immer bei sich tragen. Foto: Thorben Wengert / pixelio.de

Das wichtigste bei diesem Thema: „Man sollte sich frühzeitig mit der Organspende auseinandersetzen und sich zu entscheiden, ob man spenden möchte oder nicht“, so Prof. Haubitz. Mit der schriftlich im Ausweis dokumentierten Entscheidung, ob man spenden wolle oder nicht, nehme man auch im Notfall seinen Angehörigen den Druck. „Transplantation ist eine gesamtgesellschaftliche Aufgabe.“ Der Ausweis ist freiwillig und die Entscheidung kann jederzeit widerrufen oder geändert werden.

Die Zahlen der Spender seien dramatisch zurückgegangen. Die Gründe dafür sieht Haubitz bei den Skandalen um die Organverteilung in der Vergangenheit („Nieren waren nie betroffen“), allgemeine Skepsis und die Angst vor dem Tod. Prof. Kälble berichtete in diesem Zusammenhang von einem deutlichen Signal der katholischen Kirche. „Die Organspende ist ein maximales Zeichen der Nächstenliebe.“ Heutzutage gebe es weniger potentielle Organspender durch Unfälle im Straßenverkehr, sondern vermehrt durch Hirntote. „Hier muss ich auch ein Vorurteil aus dem Weg räumen. Wenn einer als hirntot eingestuft wird, dann wird das durch zwei unabhängige Fachärzte festgestellt, die nichts mit der Organspende zu tun haben“, so die Nieren-Spezialistin.

Wer eine Spenderniere bekommt, darüber entscheidet der Verbund Eurotransplant – „ganz unabhängig. Das hängt von der Wartezeit und der Verträglichkeit wie Blut und Gesundheit ab. Wir haben keinen Einfluss darauf“, versichern die Chefärzte übereinstimmend.

Chef-Chirurg Priv.-Doz- Dr. Achim Hellinger und sein Team sind für die Organentnahme ...

In Fulda stehen 60 bis 70 Patienten auf der Warteliste. „In diesem Jahr haben wir bereits 15 Nieren erfolgreich transplantiert. Wir hätten aber gerne mehr“, sagte Kälble. Das Chirurgen-Team - 1 Chef- und 2 Oberärzte - würden häufiger Nieren-Transplantationen durchführen, so dass die Routine größer sei. „Wir sind seit Jahren ein festes Team, haben wenig Fluktuation. Das zeichnet uns aus und gibt Stabilität“, erklärte Prof. Haubitz. Enge Zusammenarbeit gibt es mit der Klinik für Allgemein- und Viszeralchirurgie von Priv.-Doz. Dr. Achim Hellinger. Der Chef-Chirurg am Klinikum Fulda und seine Oberärzte sind für die Organentnahmen hessenweit zuständig.

Die Patienten des Klinikums würden auch von der persönlichen Nähe profitieren, ebenso wie von der 24 Stunden-Bereitschaft. „Wir sind immer ansprechbar. Und es kommt nicht selten vor, dass nachts um 3 Uhr das Telefon klingelt, weil ein Spenderorgan zur Verfügung steht und transplantiert werden muss“, führte Prof. Kälble aus.

Der bundesweit anerkannte Urologe und seine bekannte Kollegin aus der Nephrologie haben schon vielen Menschen geholfen, dass sie ihren nach der erfolgreichen Transplantation ihren zweiten Geburtstag feiern können. „Hier steckt Herzblut drin“, sagen beide. Um zu sensibilisieren und aufzuklären, findet am morgigen Freitag zwischen 11 und 18 Uhr ein Aktionstag „Organspende: Gegen den Trend!“ auf dem Universitätsplatz in Fulda statt. Alle haben ein Ziel: mehr Organspender gewinnen und Leben retten. (Christian P. Stadtfeld). +++


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